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Die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht

Hexe bei Umzug Schwäbisch-Alemannische Fastnacht

Hexen und Narrenengel statt Funkenmariechen
Wer Lust hat, einmal einen ganz anderen Karneval als den Rheinischen in Köln und Mainz zu erleben, sollte sich in den Südwesten Deutschlands begeben. Seit Jahrhunderten springen und hüpfen Hexen, Teufel und Federahannes durch die Dörfer und Städte des Schwarzwalds, in Kostümen, die oft schon die eigenen Omas und Ur-Opas auf den Umzügen trugen. Dabei lohnt es sich, von Ort zu Ort zu ziehen, da sich das närrische Treiben regional voneinander unterscheidet.

Umzug Schwäbisch-Alemannische Fastnacht

Ursprung der Schwäbisch-Alemannische Fastnacht

Erste Erwähnung fand die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht im Mittelalter. Im Jahr 1310 taucht der Begriff »Fasnet« in einer Urkunde auf. Berichte über Masken und Kostüme sind aus dem 16. Jahrhundert bekannt. Dokumente belegen, dass Jesuiten das Narrentreiben verbieten wollten. Nach dem gescheiterten Versuch der geistlichen Brüder findet ein erster Umzug statt, der wiederum in einer Stadtchronik Erwähnung findet. Immer wieder wurden die Narren aufgrund ihres Treibens von Obrigkeit und Klerus angegriffen. Verbieten konnten die hohen Herren die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht nicht.

Gefeiert wurde auf den Straßen und in den Wirtschaften. Das närrische Treiben ging stets einher mit einem geradezu ausschweifenden Verprassen der fleischlichen Vorräte. Wie auch in anderen Regionen wappneten die Menschen sich gegen die karge Kost der nun anstehenden Fastenzeit. Die Zeit bis zum Osterfest dauert immerhin 40 Tage. Gekrönt wird die »Fasnet« mit Musik, Tanz und Umzügen. Ganz wie in den Anfangszeiten der Schwäbisch-Alemannischen Fastnacht berichten noch heute die »Aufsager« über gesellschaftliche Missstände und das Fehlverhalten der Obrigkeit.

Faschingsparade in Rottweil

Auftakt ist der Dreikönigstag am 6. Januar

Am Dreikönigstag dreht der »Abstauber« seine Runden. Er mahnt die Narren, ihre Kostüme zu reinigen und ihre Schellen und Masken für die kommende Fastnacht herzurichten. Der Startschuss für das bunte Fastnachtstreiben fällt am »Schmutzigen Donnerstag«, dem Donnerstag vor Aschermittwoch. Schmutzig, oder alemannisch schmotzig, steht für Fett und nimmt Bezug auf den Donnerstag als Schlacht- und Backtag. Am darauf folgenden Sonntag übernehmen die Narrenzünfte das Regiment im Rathaus. Die Fastnachtsneulinge werden getauft. Nach der öffentlichen Erklärung der Narren über ihre Machtübernahme, macht sich ein »Ausscheller« auf den Weg, um die braven Bürger darüber zu informieren. Mit dem »Narrensprung«, dem Umzug, am Montag und Dienstag erreicht die Fastnacht ihren Höhepunkt. Jeweils um 18 Uhr beendet das Kirchengeläut das Treiben auf den Gassen. Der brave Narr geht heim und legt sein »Häs«, sein Kostüm, ab.

Rosenmontags-Parade in Freiburg im Breisgau

Historische Kostüme, Charaktere und Bräuche stehen im Vordergrund

Die Vielfalt an Kostümen ist riesig. Teufel, Dämonen, Narren, Tier- und Sagengestalten, Weißnarren und Rußhexen gehören ebenso dazu wie historisch überlieferten Figuren Federahannes und Guller. Die historischen Kostüme unterliegen einem strengen Reglement. Schwarzes Schuhwerk, weißes Hemd, weißer Binder und weiße Handschuhe sind für die Träger obligatorisch. Die Schnallen der Glockenriemen werden nach vorn ausgerichtet. Die Hauben der Narren sind stets offen und die Tücher werden über dem Kostüm getragen. Auf den Straßen und in den Wirtshäusern sind närrische »Aufsager« unterwegs und tragen zur Erheiterung des Publikums aktuelle und regionale Histörchen vor. Dabei nutzen die Träger von »Narrenwürsten« das mit Rosshaar gefüllte und an eine Wurst erinnernde Requisit, um sich Aufmerksamkeit und Gehör zu verschaffen.

Parade Schwäbisch-Alemannische Fastnacht

Die Kostüme von Narrenengel, Hahnenreiter, Gschell, Fransenkleid, Schantle, Guller und Federahannes traten bereits im 17. Jahrhundert in Erscheinung. Gemäß der Tradition bestehen die aufwendig gefertigten Masken aus Lindenholz. Neben den Tiermasken (Guller) gibt es Masken mit männlichen (Schantle) und weiblichen Zügen (Fransenkleid). Fuchsschwänze, Spiegel, Dreispitz, Schwänze aus Rosshaar, Riemen, Glocken, Federschmuck, Tücher, Gänseflügel und ein stattlicher Stecken (Federahannes) runden die närrischen Erscheinungen mit ihren farbenfrohen Gewändern ab.

Das ausgeprägte Brauchtum rund um die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht fand 2014 Aufnahme in das Verzeichnis der immateriellen Kulturgüter.

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