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Carnevale a Venezia

Februar in Venedig bedeutete früher in dieser Stadt: ruhige, beschauliche, oft in geheimnisvollen Nebel gehüllte Wintertage voll stiller Melancholie genießen zu können.
Seit einigen Jahren jedoch bricht zu dieser Zeit ein alljährlich stattfindender Karneval herein – voll überschäumender Lebensfreude und bunter Maskeraden. Der uralte Wunsch des Menschen, einmal in eine andere Haut zu schlüpfen, sich zu verwandeln, ein anderer zu sein - hier wird er für kurze Zeit Wirklichkeit.

Während der Renaissance war die Maskerade das zweite Gesicht der Venezianer. Dem einzelnen gab sie die Möglichkeit, selbst kirchliche und staatliche Autorität ungestraft in Frage zu stellen oder lächerlich zu machen. Die Bürger damals trugen bereits von Oktober an Masken und blieben oft bis in den Frühsommer hinein verkleidet. Diese scheinbar klassenlose Frohsinngesellschaft zog alle Schichten an: die Adligen wie die einfachen Leute, Priester wie Nonnen, Literaten, Politiker und Kurtisanen. Besucher kamen meist jedoch wegen der anonymen Erotik, die ihnen der Karneval zu verheißen schien. Der Carnevale a Venezia wurde zu einem großen Fest am Rande der Dekadenz, in dessen Getümmel sich auch u.a. Giaccomo Casanova und Johann Wolfgang Goethe stürzten. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts schrieb ein englischer Schriftsteller: “Diese Verkleidungen eröffnen jede Gelegenheit für eine Unmenge an Liebesabenteuern“, und anwesende Fasching-Touristen wurden von Zeitgenossen ermahnt, Venedig nicht mit Sodom und Gomorrha zu verwechseln!
Als Napoleon Ende des 18. Jahrhunderts Venedig erobert hatte, war mit der Republik der Karneval untergegangen.

Im 20. Jahrhundert - Ende der siebziger Jahre - wurde er jedoch wieder zum Leben erweckt - eine Erfindung von Hoteliers, Künstlern und Touristikfachleuten, um die toten Monate Januar und Februar aus dem bis dahin üblichen Winterschlaf zu reißen. Diese Wiedererweckung einer fast zweihundert Jahre verschütteten Tradition entwickelte sich rasch zu einer Maskenparade, einer Vorführung bewegter Karnevalsbilder vor malerischer Kulisse. Der besondere Reiz des närrischen Treibens liegt in Venedig im Charakter der Stadt selbst begründet: Die herrlichen Palazzi, der grandiose Marktplatz mit dem Campanile (laut Napoleon“dem schönsten Ballsaal der Welt“) und den Gondelanlegestellen - keine Theaterkulisse könnte für ein solches Fest ein geeigneterer Rahmen sein. 1980 wurde die ganze Stadt zur Bühne erklärt. Es entstand der Theaterkarneval als Fest von Venezianern für Venezianer mit Darbietungen in historischen Kostümen, Pantomimen, literarischen Lesungen und mit Klängen von Renaissance- und Barockmusik - eine Hommage an das Venedig des 18. Jahrhunderts und seinen prachtvollen Kostümfesten.

Für ein ausgelassenes Fastnachtstreiben wie bei uns sind diese Kostüme und Masken jedoch denkbar ungeeignet! Ihr Zweck ist die Pose - vor dem heute wichtigsten Requisit des Publikums - dem Fotoapparat. Für ihn wird - bereitwillig wie für Werbefotos - zehn Tage lang posiert und paradiert. Jeder der Akteure hat hier die Möglichkeit, seine eigene Bühnenvorstellung zu geben, und jeder findet auch sein Publikum!

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Themen > Leben > Fastnacht, Karneval und Fasching > Carnevale a Venezia