Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

Auf der Suche

Es ist noch keine 6 Wochen her, da hatten mindestens 2 Einbrecher von der Gartenseite her ein sehr schmales und noch dazu vergittertes Fenster in unserem Haus aufgebrochen und alle Zimmer durchwühlt. Natürlich erfolgreich.

Geld, Tablet, gutes Radio, Ketten usw. - alles weg.

Eigentlich konnten wir uns jedoch noch glücklich schätzen. Sie sind sehr sanft vorgegangen. Welche Einbrecher sind schon so? Es war nicht alles schonungslos aus den Schränken gewühlt, so wie man es im Fernsehen sieht. Meine feinen Sammeltassen der 30er Jahre, meist Schätze von Trödelmärkten und die Gläser meiner Großmutter, unberührt und unversehrt.

Fast kam Dankbarkeit in mir auf. Einbrecher mit Gefühl.

Entweder sie kannten uns und waren uns vielleicht gut gesonnen, nur der Hunger nach Geld war größer als die Ehre. Vielleicht war die Verzweiflung darüber kein Geld für die gängigen Betäubungsmittel zu haben auch größer als der Verstand.

Oder sie suchten wirklich nur das schnelle Geld und mit 620 Euro, die offen herum lagen, waren sie einigermaßen zufrieden. Nur nebenbei: Ich denke, wenn man den Einbrechern das Geld auf den Schreibtisch legt, dann können sie in 10 Minuten Klau etwa zwei HartzIV-Monate absahnen und brauchen nicht um jeden Preis herum wühlen. Der Versicherung kann man ja etwas anderes erzählen.

Lange Rede, kurzer Sinn! Unsere beiden privaten Laptops waren unversehrt. Der neue Laptop des Heimatvereines, der dazugehörige Beamer (weil jenes Heimatvereinsmitglied, welches mit mir verheiratet ist, in den Vereinsversammlungen immer sagt: Bei mir ist Platz, ich kann es lagern!), alles da.

Nun waren fast 6 Wochen vergangen und wir hatten vor, wieder einige Tage zu verreisen. Die Einbrecher wussten ganz genau, was es noch zu holen gab. Und wir wussten, dass sie es wussten. Ein größerer Beutesack und schon ließe sich mehr mitnehmen. Freilich hatten wir bereits mehrere Sicherheitsvorkehrungen im Haus getroffen, aber man weiß ja nie.

Unsere Verstecke für Wertsachen und die genannte Technik fiel nun ganz anders aus. Unter dem Schlafzimmerschrank beispielsweise war genau so viel Platz, dass 2 Notebooks hinein passten, die später nur mit Hilfe eines dünne und stabilen Holzstabes wieder hervor holbar waren.

Die externen Festplatten versteckte ich in der Vorratskammer, wo die ungebrauchten Plastikbehälter standen, die ich zum Einfrieren benutze. Ideen für Verstecke gab es jetzt grenzenlos. Überall dort, wo gemeine Diebe es nicht vermuten. Oder, wo wir nur glauben, dass sie es nicht vermuten und in der Eile des Einbruchs auch nicht finden.

Alles Wichtige war verstaut und da stand nun noch der Beamer, jawohl, der Vereinsbeamer. Etwas unförmig und nicht in schmale Ritzen passend. Ich suchte und suchte und fand einfach kein geeignetes Versteck.

"Mach Dir mal Gedanken, wo Du euren Beamer verstecken kannst", gab ich die Aufgabe an das mit mir verheiratete Vereinsmitglied weiter.

Gleichzeitig musste ich insgeheim lachen über die doch albern wirkenden Versteck-Aktionen, denn wir hatten nun doch mehr Sicherungen gegen Einbruch im Haus eingebaut.

Drei Wochen gingen ins Land und alle Schätze standen wieder an ihrem Platz. Fast alle.

"Wo hast Du meinen Beamer?"

"Ich habe ihn nicht."

"Doch, Du hast ihn versteckt."

"Nein, ich fand nichts und Du solltest das Versteck suchen."

Er diskutierte nicht und suchte. 20 Minuten lang - ohne Ergebnis. Und steht nun ratlos und mit Herzklopfen neben mir. Ich höre es regelrecht und frage:

"Hast Du schon hinter den Aktenordnern nachgesehen?" "Ja, überall."

"In der Vorratskammer ganz unten im Regal ?" "Ja, freilich."

"Im Waschhaus hinter den leeren Gläsern ?" Er verzieht das Gesicht und mein damit ja.

"Auf dem Spitzboden in den Weihnachtskisten?" Er verzieht immer noch das Gesicht.

"Im Eisschrank ?" Ich musste nun richtig lachen. Er nicht.

Er hatte immer noch erhöhten Puls, denn im Verein soll ein Vortrag damit stattfinden.

Ich bewegte mich nun auch suchender Weise, weil ich unsicher war, das Gerät nicht doch irgendwo verstaut zu haben.

Im Bettkasten im Gästezimmer, unter den vielen (tatsächlich sehr sortierten) Plastiktüten im Garderobenschrank. Erfolglos setzte ich mich auf die obere Treppenstufe und sinnierte. Er öffnete wieder die gleichen Schränke und schloss sie nun schon lautstark. Ich dachte nach.

Im Schrank mit den vielen beschrifteten Schuhkartons wanderte mein Blick in die einzige Lücke, ganz nach unten. Ein Karton mit der Aufschrift: Winterstiefel grau. Er war gewiss leer, denn die hatte ich schon einige Zeit in Benutzung.

Der Beamer!!! Tatsächlich.

"Ich habe ihn", rief ich jubelnd.

Mein Heimatvereinsmitglied bekam wieder normalen Herzschlag und 130er Blutdruck und musste natürlich noch mal sagen, wer von uns beiden für dieses Versteck und all die Aufregung verantwortlich war. Ich lächelte. Welche Aufregung?

Zugeben ist in solchen Situationen immer gut und so gab ich es zu.

Autor: MaraB

Artikel Teilen

 

Artikel bewerten
4 Sterne (14 Bewertungen)

Nutze die Sterne, um eine Bewertung abzugeben:


10 10 Artikel kommentieren
Themen > Unterhaltung > Kolumnen, Anekdoten und Co > Wie das Leben so schreibt mit MaraB > Auf der Suche