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Wenn ein guter Freund Dich verlässt

Als wir uns vor 8 Jahren auf dem Bauernhof kennen lernten, warst Du gerade mal eine „Handvoll Katze“, aber ich liebte Dich auf den ersten Blick. Dein rotes Fell und der Blick Deiner grünen Augen haben mich einfach fasziniert. Zuhause setzte ich Dich sofort in die Katzentoilette und fortan hast Du sie auch genutzt, weil ich Dich ja noch nicht rauslassen durfte.

Ich erinnere mich noch, wie Du Dich am Anfang ängstlich verkrochen hast. So plötzlich von Mutter und Geschwistern weg ist ja auch nicht einfach. Du warst unter dem Schrank, im Schrank, im Bettkasten und sogar im Harmonium, so dass ich die Rückwand abnehmen musste, damit Du wieder raus konntest.

Aber wir haben uns schnell aneinander gewöhnt und Du hast mir nie etwas kaputt gemacht. Da Du zwei Kratzbäume hattest, waren Tapeten und Polstermöbel für Dich auch nicht interessant und als Du endlich raus durftest, hast Du Dein Geschäft auch draußen erledigt und mir sparen geholfen, weil ich kaum Katzenstreu brauchte.

Wir hatten eine schöne Zeit. Wir haben uns unterhalten und manchmal hast Du das Mäulchen bewegt, als ob Du antworten wolltest. Ich habe natürlich alles verstanden!

Eines Tages war Deine rechte Hüfte dick und der Tierarzt gab mir Schmerz-Tropfen für Dich, weil er eine Prellung vermutete. Doch es wurde immer schlimmer und da meinte der Arzt, man sollte mal röntgen. Er brachte mir eine Box und meine liebe Nachbarin hat uns zur Tierklinik nach Duisburg gefahren, weil ich dafür viel zu nervös war.

Während der Fahrt hast Du geweint und vor Angst die Box nass gemacht. Dann habe ich Dich bei der netten Ärztin gelassen, Dich beruhigt und gesagt: Morgen bist Du ja wieder zuhause. Doch kurz vor 12 kam der Anruf: Es war keine Prellung und auch kein Bruch sondern ein Tumor, der auch schon die Knochen befallen hat. Man könne evtl. das Beinchen amputieren, ist aber nicht gesagt, dass damit alles weg ist.

Du würdest ständig Schmerzen haben und irgendwann käme ich um eine Euthanasie nicht herum. So habe ich lange nicht mehr geweint!!! Ich habe Dich geliebt, wie man nur ein Tier lieben kann und deshalb darf man nicht egoistisch sein, sondern muss zum Wohle des Tieres entscheiden. Ich wollte nicht, dass Du weiter Schmerzen erleidest und deshalb musste ich schweren Herzens zustimmen. Drei Tage habe ich nur geheult!!


Bandito, Du warst so ein ungewöhnliches Katerchen! Du hast Dich im Wohnzimmer nur auf Deine gelbe Decke gelegt – sonst nirgends. Wenn ich abends sagte: Geh schon mal das Bett anwärmen, gingst Du brav nach oben und legtest Dich ans Fußende. Wenn Du oben noch schliefst und ich habe in der Küche Schnitzel geklopft, hast Du das genau gehört und kamst runter weil Du ja wusstest, dass Frauchen so ungeschickt ist und etwas fallen lässt. „Nein“ hast Du ganz genau verstanden und bei „hopp“ sprangst Du auf den Stuhl. Und ich hatte noch nie eine Katze, die wie Du Pfötchen gegeben hat. Du warst mein Sonnenschein, mein Diktator, Freizeitgestalter, Nervensäge, Wärmflasche, Seelentröster, Mäusevernichter – einfach alles! Und darum werde ich Dich immer in meinem Herzen behalten.

Und gestern saß auf einmal eine rote Katze draußen im Baum. Ich dachte, ich hätte schon Wahn- oder Wunschvorstellungen, bis ich merkte, dass es eine andere ist. War es ein Zeichen oder ein Gruß von Dir, Bandito?

Autor: ehemaliges Mitglied

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