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#2/2010 Frühlingserwachen

Leider ist unser Mitglied Hatsch_43 im September 2014 verstorben. Wir sind sehr traurig, dass wir in Zukunft auf seine humorvollen, pointierten und hintergründigen Texte verzichten müssen.
Doch seine Alltagsbeobachtungen und Kolumnen bleiben aktuell und wir schätzen sie nach wir vor sehr. Deshalb kannst Du sie auch weiterhin auf unseren Seiten lesen.

Hatschis Alltagssplitter

Frühlingserwachen

Grün rein, Weiß raus. Weiß war wohl in diesem Jahr Zustand. Irgendwie von Dauer, sozusagen ein Dauerzustand.

Eine penetrant flockige Zeitzone: Den Auto-Reparatur-Werkstätten Taler bringend, den Gemeindekassen mit Schlaglochboom auf Asphaltpisten dagegen gähnende Leere. Eine schweißtreibende Zeit für Knochen-Klempner, Energie zehrend mit ungeahnten Wertzuwächsen für alles, was wärmt. Hoppla, hatte man uns nicht die totale Klimaerwärmung versprochen? Nun ist es zu spät. Mein Olivenbäumchen ist eingegangen. Und Öl müssen wir wieder teuer bezahlen.

Einige Frühlingswinde haben die ersehnte Sonne und Wärme herangeweht. Damit „man(n)“ auch weiß, woher der Wind weht, tragen viele unser Donnerwetter auch Frauennamen. Fast wie zu Hause ...

Was haben wir Frau Holle angebettelt, das Bettenschütteln auf den Mars zu verlegen. Ja, es sind echte Frauenberufe, Frau Holle, die Pechmarie, wer kennt sie nicht? Dann gibt es noch die Glücksmarie, oder ist das Berufsbild gestrichen? Oder die Astronautin, aber die darf nicht allein zu Frau Luna, sonst wär so’n Raumfahrzeug ja unbe-"mannt".

Aber das ist Schnee von gestern. Der Frühling drängt mit Macht. Sogar mit richtiger Wortgewalt: Die Bäume schlagen aus, die Blumen schießen aus dem Boden, also Vorsicht beim Joggen. Es klopft nicht nur der Buntspecht. Frühling hat für die Natur was mit Erwachen zu tun, nur scheinen viele meiner Mitmenschen kein Teil der Natur zu sein. Um mich herum taumeln viele noch immer vom Winterschlaf in die Frühjahrsmüdigkeit. Und irgendwie hängt es bei mir auch noch drin.

Winter ist ja grundsätzlich dunkel. Frühling ändert auch dieses. Allein konsequentes Nachtleben ermöglicht einem, einigermaßen der Sonne zu entgehen. Bereits Teenager werden gezwungen, sich unter Vorwand der Schulpflicht dem schädlichen Einfluss von UV-Strahlung auszusetzen. Wer nachts Partys feiert, sollte auch nachts zur Schule gehen dürfen. In den Discos ist ohnehin um 21 Uhr noch nix los.

Frühling allerorten, selbst wenn der Himmel häufig wie ein Aprilscherz wirkt, schleichen sich doch hartnäckig Gerüchte über hormonelle Störungen bei unseren Koalitionären in Führung und Durchführung ein.

Nun haben wir Schwarz-Rot-Gold in unser Fahne. Aber das Gold ist zu verwaschenem Gelb verblasst. Und auch hier drückt Grün wortgewaltig rein, um mit neuen Partnern einen Überlebensabschnitt zu gestalten, egal mit welchen Stil-Blüten.

Frühlingsgefühle auch bei Krankenkassen. Für läppische acht Euro pro Nase und Monat hat die Meinige ein Krankenkassen-Upgrade erworben. Ein Flyer oder Hochglanzfaltblatt beschreibt enthusiastisch alle damit verbundenen Vorteile. Boah, hab ich gestaunt. Ich werd jetzt rund um die Uhr versorgt! Oder überwacht? Ging nicht so genau daraus hervor. Und meine Kasse ist innovativer Vorreiter für Behandlungsmodelle. Oder heißt das, ich bin nun Testobjekt für Pharma? Obendrein hab ich so ein schickes Blatt, wie ein Pay-Back-Bogen für die Tanke. Wenn ich den zu verschiedenen Ärzten trage, und die machen den Stempel darauf, dann krieg ich doch tatsächlich Geld zurück.

Und Erholungsurlaub in Bad Füssing mit Hat Chi & Ding Dong oder so ähnlich inklusive gibt es auch. Ist präventiv und viel billiger. Das heißt auch: Wehe, ich werde krank davon! So erleben wir auch in diesem Frühjahr ein ganzes Füllhorn voller Überraschungen.

Nicht überraschend kündigt auch dieses Jahr der Nonnen Jubeln in den Klostern, es werde Ostern. Trotzdem bleiben viele Probleme der Welt weiterhin ungelöst. Wenn Experten die eigenen Prognosen die Farbe aus dem Gesicht treiben, dann erschallt auch der Ruf nach höherer Macht. Aber wer? James Bond vielleicht? Zwischen Martini am Pool und Verfolgungsjagd im Fesselballon? Helden sind rar gesät. Der Besen von der Blocksberg liegt in der Werkstatt, Prinzesschen Lillifee und Lucky Luke sind in den Liebesurlaub gedüst und der pubertierende Harry Potter taucht abends immer häufiger betrunken am Tresen auf, statt Zauberformeln zu pauken.

Nicht verwunderlich, dass der Einzelhandel mit seinen niedrigen Umsätzen sich mal wieder den Osterhasen ausgeguckt hat, um Bares in die Kassen zu spülen. So werden auch jetzt wieder alle Postfächer ob an der Haustür oder digital mit verlockenden Kaufrauschdüften bombardiert. Dabei reichen mir ein paar Schokoeier oder ein Schmunzelhase.

Auch wenn Ostern das Fest der Wiederauferstehung ist - ob es einer darbenden Wirtschaft auf die Füße hilft, darf bezweifelt werden. Der gute alte Osterhase macht keinen Superhelden. Dieses langohrige liebenswerte Wesen, das von zwei Igeln an der Nase herumgeführt wird, taugt höchstens zum Eierverstecken.

Frühlinghafte Ostern wünscht hatsch_43 ;-))

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