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Und datt an Silvester ...

Na ja, nu is datt Viertel neben de Eisenbahnbrück ja nich grad datt, watt man vorzeigen kann. In sonne Umgebung wird einen de Gefühlsduselei schon abgewöhnt. Datt vageht einen ohne dattet wilz. Aber watt iss auch schon anderet an son Abend? Inne Gloze kucken bisse viereckige Augen hass, en paa Schnäpskes hinter de Binde kippen, allet wie sonz auch. Nur datte inne Nacht ausser vonne Saufbrüder auch um zwölf noch vonne Knallerei aussen Bett geballert wirs - wennze vorher schon reingegangen biss. Aber wer geht schon na Bett, wenner sich in Gedanken noch nich von dä ganze zurückliegende Schlamassel gebührend verabschiedet hat?

Et wa schon zwei, als mein Mattes und ich de letzten Bullebäuskes gegessen hatten und endlich inne Heia lagen. Abba jedesmal, wenn ich grad so an rübber an gleiten wa, warfen son pa Blödmänner noch ihre letzten Knallfrösche durche Gegend. Also, stand ich auf hab de Flimmerkiste widda angeschmissen. Aber immer rutschte mich datt Spekuliereisen vonne Nas, weil mich dauernd vor Müdigkeit dä Kopp nach vorne fiel. Biss ichet leid wa. Licht aus und Kopp unter de Decke - dacht ich.

Als ich grad mit datt Zeigefingerken an datt Knöppken vonne Nachttischlampe wa, brüllte Harry durche Nacht. Harry iss unser Nachba. Dä iss mehr anne Ecke, inne Kneipe „Zur dicken Emma“, als zuhaus. Die Dicke Emma die hattet dem angetan. In der ihrn wamen weichen Schoß da fühlt Harry sich wohl, da isser heimeisch. Wissen tun datt alle, und keiner kannet vastehn, weil Harry sowatt von mickerich iss, datt die dicke Emma den glatt untern Arm vahungern lassen könnt.

„Wer weiß, warum datt dä so mickerich iss“, tuscheln de Nachban.
Harrys Frau, Lilli, hat orntlich Wut auf Emma. Datt hat abba wohl jede Frau, wennse enne Konkurenz wittert, oder? Bei Lilli iss datt abba so schlimm, datt man meinen könnt, se tät Emma nach datt Leem trachten. Manchma hört man se schrein:
„Dä fette aufgedonnerte Paradiesvogel bring ich eines Tages um, so wahr, wie ich Lilli heiß“. -

Paradievogel nennt se de Emma. Aber die iss auch wirklich enne schillernde Persönlichkeit - rund, rosich, kirschrote aufgeworfene Lippen, und immer grellbunt gekleidet. En richtigen Lichtblick inne verräucherte Höhle, denn mehr iss datt vergammelte Haus nich. Is nur noch reif fürn Abriß. Abba dicke Emma und de Gäste wollen, dattet noch lange stehn bleibt. „Lieber Gott bewahr uns vor de Abrißbirne!“, sagen se jedesmal, bevor se sich ein runterkippen.

Jedn Abend harren se gemeinsam aus, so lang, wiet de Polizei erlaubt. Danach kommt de große Verabschiedung, abend für abend und grundsätzlich draußen: „Tschüß Mattes! Tschüß Hein! Machet jut, Harry“ Und wenze meinz, datt endlich Schluß iss mitde Schreierei, hörse von weiten nochma Harry rufen: „Tschüß Emma mein Engel!!!“
Harrys Frau, Lilli, und de Nachbarn wissen dann genau, datt gleich wieder de Puppen an tanzen sind. Datt iss nämich immer so, wenn Harry nach Haus kommt.

Abba an Silvester waret anders. De allgemeine Verabschiedung blieb wegen de verlängerte Polizeistunde aus. Datt wa für Harrys Frau Lilli überhaups nich gut. Da kontze auch ehrlich gesacht nich mit rechnen. Auffe Straße war allet ruhig nach de Knallerei und ich endlich an schlafen. Dann brach plötzlich doch noch datt große Donnerwetter über Harrys Frau und de Nachbarn los. So ganz ohne Vorwarnung.

O mannomann! Bölken, Schreie, Möbel flogen durche Gegend, Glas splitterte und dann - plötzliche Stille ... Draußen lag einer rechlos auffet Trottouar rum, angestarrt von Harry und Lilli. Der ihr Geheimnis war nu kein Geheimnis mehr. Harry hatte et kurzerhand an Kopp und Kragen gepackt und durchet zuene Fenster geschmissen. Datt lag zum Glück anne Erde. Lilli sah aus, als würd se jeden Moment ausse Latschen kippen. Dann fing se aufeimal an, inne Stille reinzuschreien: „Du hassen umgebracht“ Du hassen umgebracht!“ Abba der auffen Trottouar fing an, sich widda zu bekrabbeln.
Da konnt man genau sehen, wie sich bei Harry und Lilli die Starre an lockern fing. Im nu warn Grüne Minna und dä Krankenwagen inne Straße. De lieben Nachbarn standen schadenfroh zusammen und waren an flüstern und an kichern.

Harry, sich nun wieder seiner Manneskraft voll bewußt, sachte entschlossen: „In meine Wohnung haben keine fremden Kerls watt zu suchen!" “Dabei ging sowatt richtiget ehrenhaftet von Harry aus. Und als der von datt Trottouar auf de Bahre in datt Krankenauto geschoben wurd, warf Harry sich so richtich inne Brust, kuckte triumphierend Lilli an und sachte ganz stolz: „Da staunze, watt? Von wegen mickerich. Sach datt ja nich mehr!“

Autor: Rosewittchen

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