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Etti hat das Wort: Unbekannte Welt

Unbekannte Welt life ...

Seit längerem gehört Lisa einem Club an - ist jetzt sozusagen eine Clubianerin. Es ist ein Club, in dem Menschen ab fünfzig aber auch viel höher - will-kommen sind. Klar, dass sie in ihrem Alter unter „viel höher“ fallt. - Moment, wie war das? „viel höher fallt“? Hört sich komisch an. Man kann hoch und höher steigen oder tief und tiefer fallen. Lisa zum Beispiel ist schon oft in ein Tief gefallen. Aber tief gefallen im herkömmlichen Sinne ist sie bisher eigentlich noch nicht. Jedoch als Clubianerin hätte sie durchaus nichts dagegen unter „tiefer als ...“ zu fallen.

Seit einiger Zeit aber hat sie das Gefühl, in den Augen einiger höchst ehrbarer Leute sich daneben benommen zu haben, weil sie in einer Disco war. Erzählt sie davon, kommt sogleich ein entsetzter Ausruf: „In Ihrem Alter?“ Dabei schaut man sie immer etwas eigenartig an.

Und doch gibt es da auch Menschen, die ebenfalls mit der Zeit gehen wollen und außerdem noch Mut haben, jeden Unsinn mitzumachen. Da fühlt man sich wieder jung.

Natürlich gibt es auch bei uns „jungen Alten“ Tabus. Zum Beispiel würde niemand von uns Tangas tragen, Rollerscates fahren oder in der Öffentlichkeit schmusen - mit wem auch? Aus manchen Din-gen ist man eben rausgewachsen.

Jawohl, sie, Lisa, war in einer Disco - einer Disco für die „reifere Jugend“. - Reif? Meint sie nicht überreif? wird manch’ spitze Zunge fragen. Klar! Schließlich kommt es auf die Sorte an. Manche Sorten halten sich nun mal länger.

Außerdem hat sie endlich einmal die Musik der jungen Leute von heute kennengelernt - hautnah - am eigenen Leibe gespürt. Musik gehört ja nun zum Leben, angefangen beim Wiegenlied über Schlager, Schmusesongs, Jazz, Klassik bis hin zum Trauermarsch. Alles zu seiner Zeit natürlich. Aber Discomusik...?

Dass von ihrer Generation ja niemand auf die Idee kommt, zu denken, in so einer Disco ginge es zu wie bei Hazy Osterwald, schnuckelig und gemütlich. Nein! Dort dröhnt, stampft, blitzt und brodelt es wie in einer Hexenküche. Unterhaltung? Nicht möglich. Braucht man auch nicht, weil man meistens isst, und das von einem verführerischen Buffet. Man kann essen, was das Herz begehrt, bis zum Platzen. Für ganze sieben Euro Eintritt. Getränke natürlich extra. Aber was trinkt man schon in ihrem Alter? Vielleicht neben Mineralwasser mal ein Verdauungsschnäpschen wegen der Bekömmlichkeit. (Funktioniert ja nicht mehr alles so, wie es sollte).

Zwischendurch zappelt man die Kalorien ordentlich ab, dann braucht man sich um die Figur nicht zu sorgen. Das ist das Gute an einer Disco, man kann ganz alleine zappeln. Man geht auf die Tanzfläche, stampft mit den Füßen und rudert mit den Armen. Und ohne dass man es merkt, kommt sogar ein ganz bestimmter Dreh rein, als wäre ein Virus übergesprungen. Bewegung ist ja nun mal gesund und wichtig für alt und jung.

Aber, ehrlich gesagt, nach dem Schnüffelabend kommen Lisa Bedenken, ob ihrer aktuell akuten Sturm- und Drangzeit.

Und ganz im Vetrauen: Nach dem Verlassen der Disco nahm sie sich heimlich die Stöpfchen aus den Ohren.

Autor: Rosewittchen

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