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Nein, ich bin nicht MAN-tauglich!!

Unser Feierabend-Mitglied Brigitte, auch bekannt als Sprudelchen, reiht sich harmonisch in die Reihe unserer Kolumnisten ein. Sie setzt sich mit dem Alltag auseinander - mit dem hat es ja jeder einmal zu tun. Deswegen wunder Dich nicht, wenn Du während des Lesens eifriges Kopfnicken "bekommst".

Feierabend-Mitglied Brigitte

Nein, ich bin nicht MAN-tauglich!

„Es ist elf Uhr, helllichter Vormittag und du bist noch nicht angezogen“, ungläubig starrt Schwiegermami mich an und schüttelt ihre tiefschwarze, dürftige Lockenpracht, bis tausend Scheitel verraten, dass sie eigentlich eselgrau ist und dringend zum Nachfärben sollte.
Nein, ich zucke nicht zusammen.
Zumindest nicht offensichtlich.
Und wie es in mir drinnen aussieht, wen geht das etwas an? Das wird höchstens mein Liebster erfahren. Heute Abend, wenn ich ihm Dampf mache wegen der Unverschämtheiten, deren seine geliebte Mutter sich erfrecht.
„Um elf Uhr ist man angezogen, es könnte ja jemand an der Tür läuten“, erteilt mir Schwiegermami Benimm-Unterricht.
Sonntags?
Da läuten gegen 11 Uhr höchstens die Zeugen Jehovas und selbst die trauen sich das nur einmal im Vierteljahr.
„Und überhaupt, wann fängst du mit dem Kochen an? Wir sind es gewohnt, um 12 Uhr zu essen“.

Mein Gott, das hatte ich vergessen. Wieso hast du mich nicht erinnert? Ist wohl grad nichts los bei dir da oben. Da kommt dir so ein Schwiegerdrachenduell wohl gerade recht, wie?

In einem ordentlichen deutschen Haushalt isst man um 12 Uhr.
Pünktlich.
Ob man Hunger hat oder nicht.
Was interessiert es da, ob die Kids erst um 14.30 Uhr aus der Schule kommen, oder, wie heute am heiligen Sonntag, mindestens bis 12 Uhr gemütlich schlafen.
Selber schuld, wenn die nicht pünktlich da sind.
Eigentlich bin ich nur Omi zuliebe um halb neun Uhr aufgestanden. Schwiegermuttertauglich sonntagspünktlich sozusagen.

Lieb Kind machen, würdest du es bezeichnen? Meinst du, dass sie mich schon so weit hat, lieber Gott???

Man wäscht den Salat, bevor man ihn rupft.
Man schält die Kartoffeln dünner.
Man stellt den Herd auf die kleinste Flamme, sobald es im Topf zu kochen beginnt.
Man schlägt das Ei zuerst in eine Tasse, es könnte ja faul sein.
Man raucht nicht beim telefonieren.
Eine Frau sollte überhaupt nicht rauchen.
Man geht nicht ans Telefon während des Kochens.
Man zieht sich eine Schürze an.
Man bindet sich die Haare zusammen.
Man...man...man...
Oh, Mann, sie haben sie tatsächlich wieder mitgebracht.
Ich hasse sie, diese MANS.
Ich kannte sie nicht, ich wollte sie auch nie kennen lernen. Ohne die MANS kam ich immer ganz gut zurecht.
Aber ich hätte es wissen müssen.
Die Alten leben mit den MANS schon ein ganzes langes Leben.
Die MANS kleben an ihnen.
Klar, dass sie die mitbrachten.
Ach, hätten sie bloß die Beulenpest mitgebracht. Da hätte ich mir Rat im medizinischen Handbuch holen können. Aber gegen die MANS bin ich machtlos.
Sie überzeugen mich zwar nicht, aber sie sind übermächtig. Vor allem, seit sie mit den ALLE verbandelt sind. Neuerdings macht MAN das nicht nur so oder so, sondern ALLE machen das so oder so.
Wie oder was ALLE MANS auch immer machen, sie machen es auf jeden Fall anders als ich.
Wieso merke ich eigentlich nicht, dass ich verkehrt bin?
Weshalb bin ich so unbelehrbar, so uneinsichtig?
Wieso mache ich nicht einfach, was MAN oder ALLE machen?
Das Leben könne so einfach sein für meine Schwiegermama, wenn ich nur ein wenig mehr MAN oder ALLE wäre.
Vielleicht sollte ich wirklich um halb sechs Uhr (morgens ist man noch frisch) aufstehen, liebevoll den Frühstückstisch decken, alle meine Lieben mit einem Blend-a-med-duftenden Küsschen wecken, ein Liedchen summen, mich rechtzeitig ducken, falls ein Wecker, Hausschuh oder Buch als Wurfgeschoss in meine Richtung saust. Vielleicht noch liebevoll verzeihend lächeln und die Betten ans Fenster tragen.
Nein!
Falsch!
Das tut MAN nicht.
Niemals die Betten vor elf Uhr ans Fenster legen.
Da zieht doch der Morgentau in die Federn.
Man legt die Betten erst nach elf Uhr ans Fenster.
Ich werde niemals eine gute Hausfrau sein.
Da kann der Liebste sagen was er will.
Was zählt die Meinung meiner Kinder?
Die MANS belehren mich eines Besseren.
Das Problem ist nur: ICH KANN SIE NICHT LEIDEN!
Und außerdem habe ich sie nicht eingeladen.

Autor: ehemaliges Mitglied

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