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Adoptivzähnchen

Also um jeglicher Spekulation vorzubeugen, ich gehöre noch nicht zu den Glücklichen, welche ihre Zähne vor dem zu Bett gehen getrost dem Kukident Glas überlassen. Dennoch beschäftigt mich seit längerem die Tatsache warum Zähne eigentlich nicht nachwachsen, so wie unsere Zeh und Fingernägel?

Und ich erinnere mich lebhaft ans Milchzahnziehen, wenn ein Wackelkandidat schließlich entdeckt war, kam die Taschentuch-Methode zur Anwendung: „Guck mal, ich halte das Zähnchen ganz, ganz, fest, skeptisch blickte man in das vertraute Muttergesicht und ruckzuck hielt diese einen neuen Kollegen fürs Zahnaufbewahrungskästchen in der Hand. Nun war genügend Platz für den noch viel zu großen, hoffentlich auch bleibenden Zahn.

Doch Karies Teufelchen fraßen sich satt an den Zähnen, der Zucker sei schuld, hieß es doch, der Zucker war viel zu süß um je ein Feind zu sein.

Auch völlig gesunde Beißer wichen einer Zahnspange, die uns bis weit in die Pubertätsjahre begleitete und bei einigen einen arg entstellenden Effekt verursachte.

Nun in die Jahre gekommen, habe ich mich arrangiert mit den verbliebenen treuen Zahngenossen, sorgsam darauf achtend diese gewissenhaft nach jeder Mahlzeit zu reinigen und dankend dem Schöpfer, einen fürsorglichen und sanften Zahndoc bei Bedarf an meiner Seite zu wissen.

Neulich jedoch, beobachtete ich einen Restaurantgast, welcher wütend seine Zahnprothese auf den Teller warf mit der grimmigen Aufforderung, friss gefälligst selbst! Wahrscheinlich hatte er die falsche Haftcreme erwischt.

Und Frau Kückelhorn aus dem Nebenhaus konnte das Entsetzen nicht verbergen, als sie auf dem schonungslosen Geburtstagsfoto ihres Schwippschwagers Heinz ihre schiefen, bräunlich verfärbten Zähne erblickte.

Nun gibt es heutzutage ja sogenannte Zahnimplantate, diese versprechen überschwänglich jedwede Freiheit bezüglich des Zubeißens und stellen ein Gebiss in Aussicht welches nicht als untrügliches Erkennungszeichen des Alters missbraucht wird.

Doch es ist nicht jedermanns Sache, außer für seine Beerdigung, auch noch fast ein halbes Leben, auf solch einen Luxus zu sparen.

Denn die Pflichtkassen gewähren immerhin ein kleines Scherflein zur stattlichen Eigenleistung, welche bitter nötig via Zahnersatz lückenlos und ohne Risiko herzhaft in einen knackigen Apfel beißen zu können.

Als mein Vater seinerzeit bestückt mit einer rundum Zahnprothese vom Arzt seines Vertrauens heim kam, und den Eindruck erweckte, als vergnügten sich doppelt so viele Beißer in seinem Munde als gewohnt, entledigte er sich genervt dieses Fremdkörpers und nuschelte bar jeglicher dentes: "Es geht doch nichts über die eigenen Zähne!“

Autor: galen

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