Victor Hugo
Ein berühmter Schriftsteller,
der Luxemburg die Treue gehalten hat.
Seit 1851 als Widersacher von Kaiser Napoleon III. verbannt lebt Victor Hugo (1802-1885) ..zunächst in Brüssel danach, auf der Kanalinsel Jersey und ab 1855 schließlich auf der benachbarten Insel Guernsey. Während der neunzehn Jahre seines Exils veröffentlicht er bedeutende Werke wie " Les Miserables" (1862). Er unternimmt eine Reihe van Urlaubsreisen auf den Kontinent, die ihn in das deutsche Rheintal führen. Auf der Hin- oder Rückreise und in Begleitung von Vertrauten durchquert er in den Jahren 1862,1863,1864 und 1865 auch das Großherzogtum Luxemburg.
1m Jahre 1871 hält er sich am längsten in Luxemburg auf: dreieinhalb Monate vom 1. Juni his zum 23. September. Ende Mai übt die Thiers-Regierung in Paris schreckliche Repressalien gegen die Kommunarden aus, deren politische Ideen der Republikaner Hugo zwar gut heiBt, mit deren Gewaltanwendung er jedoch nicht einverstanden ist. Der plötzliche Tod seines Sohnes Charles zwingt ihn dazu, nach Brüssel zu reisen um dort den Nachlass des Verstorbenen zu regeln. Hier bietet er den Anhängern der Kommune Asyl, was zu feindseligen Reaktionen seitens der Rechten führt. Am 30. Mai 1871 wird er von der belgischen Regierung ausgewiesen. Da er es nicht wagt, in seine Heimat zurückzukehren reist er daher am 1. Juni als politischer Flüchtling nach Luxemburg. Die offentliche Meinung zu seiner Person ist geteilt aber die Regierung des Großherzogtums gestattet ihm einen kurzen Aufenthalt. Nach einer Woche in der Hauptstadt trifft er in Vianden ein, wo er seit seinen Durchreisen in den Jahren 1862, 1863 und 1865 einen sehr guten Freund hat: Adolphe Pauly, zu dieser Zeit Abgeordneter und Burgermeister.
Am 8. Juni 1871 bringt er seine Familie -seine Gefährtin Juliette Drouet, Alice, Witwe von Charles, und ihre Kinder Petit Georges und Petite Jeanne, seinen jüngsten Sohn Francois- Victor und drei Bedienstete -in der Herberge von Marie Koch in Vianden unter (im heutigen Hotel Victor Hugo). Er selbst mietet ein Zimmer in der ersten Etage des gegenüberliegenden Hauses neben der Brücke. Seine Fenster blicken auf die Our und die Silhouette des Schlosses, das zu jener Zeit eine Ruine ist.
In diesem Raum, dessen Mobiliar erhalten geblieben ist, arbeitet er viel. Vormittags schreibt er Briefe, Gedichte, macht Notizen, liest Zeitung, zeichnet. Die Nachmittage sind Ausflügen vorbehalten, in
. deren Verlauf er verfallene Burgen und romantische Orte aufsucht. Die Abende sind ausgefüllt mit Gesellschaftsspielen und Diners. Er wird von den Liberalen empfangen, trifft sich mit Sympathisanten, Zeugen des Bürgerkrieges, der mit der Vernichtung der militanten Anhänger der Pariser Kommune durch die Truppen der Anhänger der Nationalversammlung zu Ende gegangen ist. Unter ihnen befindet sich eine junge Frau die ihm Auskunft und Gelegenheit für ein erotisches Abenteuer gibt: Marie M,ercier. Auch zu den Einwohnern von Vianden findet der Dichter leicht Kontakt; sie vergelten es ihm indem sie ihm wiederholt ihre Zuneigung bekunden. Vom 22. his zum 25. August hält er sich zusammen mit den Seinigen in Diekirch auf, wo er vor dem luxemburgischen Gericht über die Ereignisse in Brüssel und den Angriff auf seine Wohnung aussagt. Danach unternimmt die Familie eine Thermalkur in Mondorf und kehrt von dort aus “,mit Bedauern" nach Paris zurückt denn er hat Zeit gehabt, sich "Gewohnheiten zuzulegen" und "die Gewohnheiten sind unsere Wurzeln".
In Luxemburg schreibt er an die fünfzig Gedichte, die meisten ohne direkten Bezug zum Land. Sie werden veröffentlicht in "Les Chansons des rues et des bois" (1865), "L 'annee terrible" (1872) und in drei posthum erschienenen Sammlungen. Diekirch wird in “L` Homme qui rit" (1869) und Vianden in "Quatrevingt-treize" (1874) namentlich erwähnt. Seine Aufzeichnungen und Briefe enthalten zahlreiche Hinweise auf das Großherzogtum. Etwa sechszig Bleistift- und Tuschezeichnungen von insgesamt ungefähr viertausend, die wir diesem "Maler wider Willen" verdanken, zeigen luxemburgische Motive und entstanden vor Ort, einige wurden in diesem Zimmer koloriert. Vier Zeichnungen gehören dem Victor Hugo-Museum in Vianden, das im Jahre 1935 gegründet und nach-vollständiger Restaurierung anlässlich des zweihundertsten Geburtstags des Dichters wiedereröffnet worden ist.
Victor Hugo-Haus, Vianden
Chateau de Vianden
Dessin: de Victor Hugo fait a Vianden en aout 1871
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