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„Begegnungen“
Zu Beginn des Jahres 1990 ahnte ich noch nicht, daß es für mich ein „besonderes Jahr“ sein sollte. In dem Jahr musste ich meine berufliche Tätigkeit beendet. Im Sommer wußte ich von dieser Entwicklung jedoch noch gar nichts. Seltsamer Weise verspürte ich in dieser Zeit ein starkes Bedürfnis, meine noch lebenden Verwandten in Ernzen und Echternach zu besuchen. Dafür wollte ich mir genügend Zeit nehmen. Denn, wenn meine Frau und ich einmal auf einen Kurzbesuch in die Eifel fuhren, konnten wir uns nicht mit allen Verwandten treffen, da die Zeit hierfür nicht ausreichte. Meistens war unser Tagesprogramm schon damit ausgefüllt, indem wir das Grab meiner Mutter in Irrel besuchten.
Dann war da ja noch unser Sohn und seine Familie, der in Bitburg wohnte. Die wollten wir ja bei der Gelegenheit auch wiedersehen.
Also haben wir uns vorgenommen, mit unserem Reise- Wohnwagen auf einen Campingplatz in Bollendorf, an der deutsch - luxemburgischen Grenze zu fahren und dort ein paar Tage zu verbringen.
Vor Fahrtbeginn hatten wir also alles startklar gemacht.
Zusatzspiegel für den Hänger- Betrieb eingerichtet, Wohnwagentür abgeschlossen, Blinker -, Beleuchtungs- und auch die Bremskontrolle durchgeführt. Alles O.K.
Es war Sonntag und sehr heiß in deutschen Landen.
Ein kurzes „Adieu“ an unsere Campingfreunde, und ab ging die Fahrt in Richtung Bollendorf.
Wir fuhren über den Hunsrück hinunter zur Mosel, von Zell nach Alf und dann in Richtung Wittlich. Hinter Bausendorf liegt an der B 49 ein schattiger Rastplatz. Hier machten wir eine kleine Pause um etwas zu essen und uns ein wenig zu erfrischen.
Zunächst wollte ich im Wohnwagen mal nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Den Schlüssel hierfür, er hing an einem leichten Ringelchen, hatte ich vor der Abfahrt auf dem Hunsrück zu meinen Autoschlüsseln genommen.
„Oh welch ein Schreck! Der Schlüssel der war weg“!
Offensichtlich hatte sich der kleine Ring geöffnet und dadurch ist der Schlüssel herausgefallen. Den Innenraum des Autos habe ich quasi „auf Links gemacht“. Vergeblich, der Schlüssel war nicht zu finden.
Meine Frau meinte: „Den können wir nur vor der Abfahrt auf dem Hunsrück verloren haben. “Es galt daher nur eins, Kehrtwendung mit dem Hänger und zurück fahren. Was wollten wir sonst in Bollendorf mit einem Wohnwagen, wo man nicht hineinkam.
Also fuhren wir zurück bis nach Bengel. Dort ist eine Aral - Tankstelle mit Verkaufs- Shop. Ich erklärte dem Besitzer unser Mißgeschick und fragte, ob ich den Wohnwagen für kurze Zeit dort abstellen könnte. Dieser sagte: „Kein Problem, hoffentlich finden Sie den Schlüssel wieder.“
Als wir auf den Hunsrück kamen staunten unsere Campingfreunde nicht wenig, daß wir ohne Wohnwagen zurückgekommen sind. Ich erklärte ihnen kurz die Ursache eine Frau sagte daraufhin spontan: „Wir haben hier im Gras einen Wohnwagen- Schlüssel gefunden. Da dieser auf das Schloß Eures Standwagens paßte, betrachteten wir dies nicht als besonders schlimm. Wir hätten den Schlüssel aufbewahrt und Euch später gegeben“. Es war jedoch der Schlüssel des Reise- Wohnwagens, den wir doch so dringend gebraucht haben. Rein zufällig paßte der auch auf unseren Stand- Wohnwagen. Froh darüber den Schlüssel zu haben, fuhren wir zurück nach Bengel und konnten nun die Fahrt in Richtung Campingplatz „Altschmiede", so heißt der Platz in Bollendorf, fortsetzen.
Die Freizeitanlage liegt mit einer Länge von I,5 km direkt am Ufer der Sauer. Der Besitzer ist Vollerwerbs - Landwirt und war zu der Zeit gleichzeitig auch Bürgermeister von Bollendorf.
Während der Ferien- und Urlaubszeit im Sommer, befinden sich dort auf dem Platz in der Mehrzahl nur Holländer.
Der Leser wird sich erinnern, daß Bollendorf, als Grenzort zu Luxemburg, im Jahre 1947 schon bei mir von Bedeutung gewesen ist (siehe Erlebnisberichte).
Es war daher schön für mich, Erinnerungen aus vergangener Zeit wieder ins Gedächtnis zu rufen. Dies sollte ja auch der Zweck meines Urlaubes im Jahre 1990 in dieser Region sein.
Ernzen, der Geburtsort meiner Mutter und mein Wohnsitz nach der „Vertreibung aus Koblenz ", liegt nicht weit entfernt von Bollendorf.
Wir konnten nun einige Tage einplanen, um von hier aus die Verwandtschaft zu besuchen. Es gab überall ein freudiges Wiedersehen und vor allen Dingen, weil ja nun die Zeit dazu vorhanden war, auch sehr viel zu erzählen.

Abends auf dem Campingplatz, verbrachten wir schöne Stunden der Entspannung. Die kleinen Enten schwammen auf dem träge dahin fließenden Wasser der Sauer. In der Flußmitte standen die Fischer und warfen ihre Angeln in großem Bogen aus. Die Sauer ist ja bei Normalstand des Wassers nicht besonders tief. Lediglich Paddel- und Ruderboote dürfen den kleinen Fluß befahren.

Ein großer „Negativpunkt" ist jedoch bei dem Campingplatz zu verzeichnen:
Auf der anderen Flußseite, also in Luxemburg, verläuft die Hauptverkehrsstraße zwischen Echternach und Diekirch. Tag und Nacht rollt hier der Fremdenverkehr und auch die Lastkraftwagen vorbei und man fühlt sich schon „etwas gestört". Aber im Zuge der Gewöhnung kann man auch das ganz gut verkraften.
An einem Tag machten wir einen Ausflug nach Temmels an der Obermosel. Dies war der Geburtsort meines Vaters. Ich selbst war in meinem Leben noch nie dort gewesen.
Begründung hierfür:
Die ganze Familie meines Vaters, der Opa von dieser Seite her war Mühlen- Besitzer, wanderte nach dessen Tod sozusagen nach Koblenz und sonstwohin aus.
Unsere Verbindung zu diesem Familienzweig war früher nicht besonders intensiv gewesen. Ich wollte jedoch einfach mal ein wenig „Ahnenforschung" betreiben.
In Temmels kehrten meine Frau und ich in einem Gasthof ein. Der netten Bedienung im Lokal gab ich den Grund meines Besuches in Temmels bekannt und fragte sie, ob sie etwaige Auskunft über die Familie meines Vaters geben könnte. Sie meinte: „Ich bin da zu jung dafür und kann Ihnen darüber nichts erzählen." Sie sagte jedoch: „An einem Tag in der Woche kommt hier regelmäßig ein alter Mann ins Lokal, um seinen Schoppen Wein zu trinken. Der müßte Ihnen die Zusammenhänge über Ihre Familie hier in Temmels schildern können."
Wir hatten Glück. Es war genau der Tag, an dem wir dort waren. So warteten wir denn auf unseren „Informanten ".
Der Mann kam tatsächlich, setzte sich an einen Tisch in unsere Nähe und bestellte seinen Schoppen Wein.
Meine Frau und ich hatten mittlerweile ein vorzügliches Schinkenfrühstück mit Beilage gegessen. Anschließend setzten wir uns an den Tisch des Mannes, den wir ja befragen wollten, und das „Interview" begann. Ich habe ihm einen weiteren Schoppen Wein spendiert und so kamen wir denn ganz schnell in eine rege Unterhaltung.
Er erzählte mir, daß mein Vater das elterliche Anwesen, auf welchem Wege das wuße er nicht, früher geerbt hätte. Kurze Zeit danach hätte dieser jedoch alles wieder veräußert. Seiner Meinung nach sei mein Vater einer gewesen, der nicht so sehr an materiellen Dingen, insbesondere an Liegenschaften gehangen habe. Der hätte lieber „Bares" sehen wollen. Eine Vererbung dieser, nicht besonders guten „Gene", kann ich meiner Meinung nach bei mir Gott sei Dank nicht feststellen. Hänge ich selbst doch an allem, was ich erarbeitet habe und was mir lieb geworden ist!
Der erzählende„Opa" gab mir eine genaue Beschreibung über den Standort des Gebäudes, aus dem mein Vater stammte. Sogleich fuhren wir dorthin. Es war ein stattliches Anwesen.
Wir sprachen mit dem jetzigen Besitzer, der jedoch aufgrund seiner „Jugend" nicht imstande war, uns irgendwelche Auskunft über die damaligen Besitzverhältnisse geben zu können.
Fazit: „Oh Erbschaft, wo bist Du geblieben?"

Auf der Rückfahrt nach Bollendorf besuchten wir noch eine Cousine meiner Frau. Sie wohnt in Langsuhr bei Wasserbillig an der Sauer. Ursprünglich stammt sie aus Alf an der Mosel.. Beim Kaffeeschmuggel von Luxemburg nach Deutschland, ist sie dort in dem kleinen Grenzort sozusagen „hängengeblieben ".
Am nächsten Tag fuhren wir dann „ins Ländchen ". So nennen die deutschen Grenzbewohner Luxemburg.
Der Weg führte uns über Diekirch nach Clervaux, nahe der belgischen Grenze gelegen. Der malerische Ort liegt tief in einem Talkessel und wird vom internationalen Tourismus sehr stark frequentiert.
Hier spielten sich im I. und Il. Weltkrieg entscheidende Kämpfe ab. Einige Denkmäler und Festungsruinen zeugen noch heute von diesen schrecklichen Ereignissen.
Zurück fuhren wir über Ettelbrück zur Stadt Luxemburg. Diese liegt an der Alzette und ist mit fast 100.000 Einwohnern Residenzstadt des Großherzogtums Luxemburg. Besonderheiten dieser Stadt sind das Denkmal des Grafen Wilhelm II. von Luxemburg, die Kathedrale (16./l7.Jahrh.), das Renaissenceschloß und die große Rundfunk-- und Fernsehstation „Radio - Luxemburg".
Wir machten noch einen Kurzbesuch in Echternach.
Besondere Sehenswürdigkeit der Stadt ist die Benediktinerabtei mit ihrer romanisch- - gotischen Willibrordkirche. Alljährlich findet hier am Pfingstdienstag die weit bekannte Springprozession zum Grabe des hl. Willibrord statt.
In Echternach wohnen auch ein Cousin und eine Cousine von mir.
Letztgenannte ist mit einem Tierarzt verheiratet und hilft diesem bei der Ausübung seiner Praxis. Da gibt es viel zu tun. Dennoch hatten wir ein paar Stunden Zeit füreinander; u.a. zu einem Spaziergang um den „Echternacher See". Eine künstlich geschaffene Wasserfläche mit sehr schönen Freizeitanlagen.
Der Abend dämmerte bereits und es wurde merklich kühler, als wir die Rückfahrt nach Bollendorf antraten.
Es waren nur zehn Tage, die wir dort verbrachten.
Das Wiedersehen mit meinen Verwandten, und auch die „Ahnenforschung" in Temmels haben mich sehr beeindruckt. Wußte ich doch nun, „Wo meines Vaters Wiege stand ".

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