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<b< kurzgeschichten über meine erlebnisse in der südeifel und luxemburg es war kurz vor weihnachten 1945
Die Sonne schien an dem Tag, als der LKW mit unserer restlichen Habe den „Ernzener - Berg hinauf fuhr. Ernzen liegt in der herrlichen Südeifel, in unmittelbarer Nähe von Echternach (Luxemburg).
Mein Gott, wie hatte sich doch die Landschaft verändert, seit ich das letzt Mal hiergewesen bin. Fast gespenstisch ragten in den Äckern die „Westwall- Bunker“ aus dem Erdreich hervor. Überall lag Kriegsmaterial herum und die Wege und Äcker waren voller Bomben- und Granattrichter.
Bei unserer Ankunft in Ernzen, sahen wir dann, dass der Ort durch Kriegseinwirkung zu 90 % zerstört war. Die Bevölkerung, mitsamt ihrem Vieh, hauste nur in sogenannten Notunterkünften. Wir haben dann unsere Habseligkeiten abgeladen und uns in dem zur Verfügung gestellten Metzgerladen, so gut es eben ging, „häuslich „ eingerichtet.
Elektrizität war keine vorhanden. Für die Raumbeleuchtung diente eine eigens dafür hergestellte „Speziallampe“. Es handelte sich hierbei um eine kleine, mit Dieselöl gefüllte Flasche. Durch den Korken war ein Stück Gardinenröhrchen gesteckt, und hier wiederum ein dicker Wollfaden durchgezogen. Diese Lampe spendete neben dem spärlichen Licht auch noch schwarze Nasenlöcher. An der Zimmerdecke entstanden von dem Ruß lauter dunkle Punkte. Das war damals in fast allen Wohnräumen das typische Deckenmuster. Die Eifeler nannten diese Notbeleuchtung in ihrem Dialekt „Känki“.
Notgedrungen haben wir uns sehr schnell in unserem neuen „Milieu „ zurechtgefunden. Die Mutter meinte froh: „Jetzt sind wir wenigstens bei den Russen weg. Irgendwann können wir vielleicht wieder zurück nach Koblenz“. Der Traum war jedoch zu diesem Zeitpunkt schon aus geträumt. Da ich und meine Brüder als Kinder, wie schon bemerkt, häufig unsere Schulferien in Ernzen verbracht haben, waren uns die Leute und die Örtlichkeit einigermaßen bekannt. Die Straßenverhältnisse befanden sich in einem katastrophalen Zustand. Granattrichter reihte sich an Granattrichter. Alle Häuser waren zerschossen und Felder und Wälder total vermint. Minensuchkommandos waren dabei, die Minenräumarbeiten durchzuführen, damit die Bauern ihre Felder wieder bestellen konnten. Oftmals zerriß eine Detonation die damals noch ländliche Stille. Es verbreitete sich dann in Windeseile die schreckliche Nachricht, daß wieder einer durch Minen ums Lehen gekommen ist. Auch. einen Cousin von mir hat dieses Schicksal getroffen. Er war mit einem beladenen Heuwagen direkt auf eine Panzermine gefahren. Das Gespann mit zwei Pferden und der Wagen sind dabei in die Luft geflogen. Dem Vater des Cousins, der hinten an der Bremse ging, ist dabei nichts passiert. Die Tragik dieses schrecklichen Ereignisses, ist mir damals gar nicht so richtig ins Bewußtsein gerückt.

Für mich, im Alter von dreizehn Jahren, stellte sich die Tatsache, daß ich ja noch schulpflichtig war. Aufgrund der schlimmen Kriegsereignisse, die ich in relativ kurzer Zeit erleben mußte, war dies bei mir fast in Vergessenheit geraten. Ich konnte ja das ganze Jahr, wo wir in Weimar waren, keine Schule besuchen. Alle Schulen waren zu der Zeit in Lazarette für verwundete Soldaten umfunktioniert. Für mich ist dadurch das siebente Schuljahr ausgefallen. In meinem neuen Aufenthaltsort Ernzen, kam ich jedoch direkt in die achte und damit letzte Schulklasse. Vom Wissensstand her, gab es da für mich als „Städter“ keine wesentlichen Probleme. Ich hatte schnell bemerkt, daß ich, im Hinblick auf die damals doch in den Städten bessere Pädagogik, dem Ausbildungsstand der Landkinder gegenüber einiges mehr voraus war. Eines muß ich hierzu noch bemerken: Die Klassenlehrerin war bei meiner Einstellung die einzige Lehrkraft an der ganzen Schule. Sie hatte auch schon meine Mutter in den Jahren 1906 bis 1914 unterrichtet. Da kann man sich das Alter der Lehrerin und den damaligen Lehrstoff so in etwa vorstellen.
Na ja, die Zeit ging vorbei und ich habe später den Schulabschluß glänzend geschafft. Kurz vor meiner Schulentlassung kam dann ein Rundschreiben von der Lehranstalt Trier mit der Anfrage, ob eventuell befähigte Schulabgänger vorhanden wären, die gewillt und in der Lage seien, ein späteres Lehramt im Schulwesen aufzunehmen. Sprich, Lehrer oder Lehrerin zu werden. Die Klassenkameradinnen und
Auf Bitten und Drängen der Lehrerin und des Dorfpfarrers war ich dann letztendlich damit einverstanden, daß man mich für diesen „Job“ angemeldet hat. Ausschlaggebend für meine Entscheidung war jedoch auch der liebevolle Vorschlag meiner Mutter, diesen Weg zu gehen. Sie meinte: „Junge, wenn Du später mal Lehrer bist, dann werde ich Dir den Haushalt führen“. Ein schöner Hoffnungsgedanke für eine alleinstehende verwitwete Mutter. Das Schicksal wollte jedoch alles ganz anders mit mir.
Noch eine kleine Begebenheit aus dieser Zeit:
So ziemlich zum Ende meines letzten Schuljahres, erhielt unsere Klasse als Verstärkung in der Schule eine zusätzliche junge Lehrerin. Sie kam aus Bochum, blonde Haare und recht gut aussehend. Schnell bekam sie spitz, daß ich auch aus „der Stadt“ war. So kam es denn auch, daß wir beide uns auf Anhieb blendend miteinander verstanden. Sie beherrschte fließend die französische Sprache und bot mir an, wenn ich Lust hätte, auch diese Sprache zu erlernen, so könne sie mich ohne ein gewisses Entgelt nebenbei unterrichten. Selbstverständlich nahm ich dieses Angebot gerne an und machte bald gute Fortschritte. Die Sprache bereitete mir große Freude und so konnte ich bereits in kurzer Zeit einige Lektionen fließend auswendig sprechen Mit Beendigung der Schulzeit wurde jedoch der Sprachunterricht aus Gründen, die ich später noch erwähnen werde, abgebrochen. Die nette Lehrkraft, habe ich später nie mehr gesehen

Nachdem die Minen- Suchkommandos ihre Arbeit abgeschlossen hatten, zogen wir jungen Leute durch Feld und Flur. Wie bereits erwähnt, lagen viele Kriegsgeräte, Waffen und Munition noch umher und waren somit auch für uns Kinder zugänglich. Heute kann man es ja laut sagen: Sehr viel leichtsinniger Unfug ist damit getrieben worden. Die etwas älteren Jungen schossen Panzerfäuste auf Felsen ab. Selbstverständlich war ich auch dabei gewesen. Ich wollte mich gegenüber den anderen Jungen behaupten und sagte: „Komm her, ich kann das auch. Wenn ihr meint, ich hätte Schiss in der Hose, so täuscht Ihr Euch!“ Ich nahm <das geschütz>, machte die Zündung scharf und feuerte die Granate gegen einen Felsen. Aus dem Rohr schoß ein langer Feuerstrahl der Treibladung nach hinten und es gab eine gewaltige Detonation. „Na, habt Ihr es gesehen“, sagte ich mit stolz geschwollener Brust.
Schwere 15er Artilleriegranaten haben wir gegen einen Baum geschlagen, um die Granaten von den Kartuschen zu trennen und somit an das Pulver zu kommen. Die Messingkartuschen wurden mit einem Meißel der Länge nach aufgeritzt und platt geschlagen. Dadurch bekam man schöne Platten, um die Hausdächer notdürftig decken zu können. Mit dem aus den Granaten entnommenen Stangenpulver, wurden die Ratten in den Hauskellern, die zu der Zeit sehr zahlreich vorhanden waren, ausgeräuchert. Die Not macht halt eben erfinderisch.

Wem die Story gefallen hat, der kann weitere Fortsetzungen demnächst hier lesen.




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