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Schöne Bescherung

Tochter Annes Weihnachtswunsch stand fest: Ein Weihnachtsbaum mit echten, brennenden Kerzen! Zunächst machte sie nur meine Frau damit verrückt: „ Nein, das ist kein richtiges Weihnachten, so mit elektrischen Kerzen. Das ist ein elektrisches Weihnachten.

Lange hatte sich meine Frau das immer wieder angehört und standgehalten. Als es aber dann hieß: „Ich will dann gar keine Weihnachten, ihr könnt ohne mich feiern“, da wusste sie auch nicht weiter. Vater sollte es jetzt richten und die Familie vor dem Weihnachtsstreik retten.

Ich nahm mir die Elfjährige vor: „Mami sagte mir, dass du kein Weihnachten mit uns feiern möchtest“. „Das ist doch gequirlter Mist“, antwortete sie mir. „Ich bin doch kein Kind mehr und muss doch auch mal mitreden können. Ich möchte keine elektrischen Kerzen am Weihnachtbaum!“ „Aber“ konnte ich grade noch sagen und dann ging es weiter: „ In der alten Dorfkirche hatten sie letztes Jahr nicht nur am Weihnachtsbaum echte, brennende Kerzen, sonder die ganze Holzbrüstung entlang standen brennende Kerzen, alle halben Meter. Das müssen ein halbes Hundert gewesen sein“.

In meinem Kopf brannten längst die echten Kerzen an den Weihnachtsbäumen meiner Kindheit. Hatte da mal was gebrannt? Ja, doch, aber nur wenn Papa mit den Tannenzweigen zu kokeln anfing.

Das Ende vom Lied war, ich überredete schließlich meine Frau. Ich musste mich jedoch verpflichten, strenge Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, bevor die erste Kerze brennen würde. . Also, wurden außer dem Weihnachtsbaum und den Kerzen zwei Feuerlöscher angeschafft. Weil die aber mit ihrem Pulver soviel Dreck machen, erfand ich eine Sprinkleranlage. Diese bestand aus einem , am Ende mit Löchern versehenen Gartenschlauch, der in mehreren Windungen in einem großen Adventskranz verborgen war. Dieser wurde direkt über dem Weihnachtsbaum an der Decke aufgehängt. Die Wasserzuleitung erfolgte über einen zweiten Schlauch, der aus dem Badezimmer vom Waschmaschinenanschluss herangeführt wurde.
Ich war zwar einiger Kritik ausgesetzt, weil sich die Türen nicht mehr schließen ließen, aber die Anerkennung von soviel Erfindergeist überwog doch.
In den Winkeln des Weihnachtszimmers hatte meine Frau auch noch volle Wassereimer aufgestellt, und in der Badewanne wässerten zwei Wolldecken vor sich hin, für alle Fälle.
Weihnachten konnte kommen im Licht echter brennender Kerzen!!!!

Zunächst kam Anne aus der Schule und lachte sich halb tot: „Papa, sollen wir Weihnachten schwimmen lernen??“ Meine Frau schüttelte nur den Kopf: „Ihr spinnt alle beide“ und Anne lachte: „Mehrheit siegt, Mami!“

Weiße Weihnachten wurden von Kachelmann prognostiziert. Dazu sollte allerdings mit schweren Orkanböen gerechnet werden und mit örtlich erheblichen Niederschlägen.

Der 24. Dezember kam und mit ihm kam der Schnee. Morgens jubelte noch alles: „Weiße Weihnachten, wie romantisch“. Gegen Mittag war an Autofahren nicht mehr zu denken. Nur noch die Hauptstraßen wurde geräumt. Es wurde früh dunkel.
Als wir das Licht einschalteten, wurde es plötzlich wieder dunkel. Ich sah aus dem Fenster. Die ganze Stadt lag im Dunkeln. Nur die Hütte unseres Nachbarn funkelte im Übermaß der Weihnachtsbeleuchtung, die er seinem Haus wieder einmal verpasst hatte! Der Sturm schüttelte und zerrte die Sterne, Weihnachtsmänner, Rentierschlitten und Lichtergirlanden. Ach ja, er hatte einen Stromgenerator in seinem an unser Haus grenzenden alten Schuppen installiert. Er erzeugte seinen eigenen Strom. Beneidenswert.
Unser Fernseher war auch ausgegangen. Wo war das Reiseradio? Ach ja doch, in meinem Köfferchen. Es lief und sagte grade: „ Infolge des starken Schneefalles sind einig e Hochspannungsmasten zusammengebrochen. In Teilen des Landes ist die Stromzufuhr unterbrochen. An der Wiederherstellung der Stromversorgung wird gearbeitet.“ „Na, dann machen wir den Weihnachtsbaum eben eine Stunde eher an“, sagte ich noch – da gab es einen wahnsinnigen Krach und das Schuppendach von Nachbars Elektrizitätswerk flog hoch durch die Luft und landete im großen Fenster unseres Weihnachtszimmers. Die ersten zwei, bereits angezündeten Kerzen verloschen im Windzug. Schnee wehte über den Weihnachtsbaum. Anne und ihre Mutter herein und fanden sich im Schneesturm wieder. Ihr Geschrei ging im Krachen und Bersten des nachbarlichen Elektrizitätswerkes unter. Flammen schossen hoch und Funken stoben herüber in das nun offene Fenster des Weihnachtszimmers.

Als ich eine der gewässerten Decken vor das offene Fenster hängen wollte, sah ich drüben eine flammende Figur aus den Resten des Schuppens heraus kriechen. Der Nachbar hatte Feuer gefangen als er gerade Benzin nachfüllen wollte. Anne sah es zugleich und versuchte das Fauchen des Sturmes zu übertönen .: „ Papa, da brennt ein Mensch!!“ Da war ich schon mit der Decke draussen , hechtete über den niedrigen Gartenzaun , warf dem brennenden Mann die Decke über und rollte ihn ein.
Es dauerte eine Weile, im nur von flammen und Funken beleuchteten Garten mit dem schwankenden und schreienden Mann zum Zauntürchen und weiter zu unserer noch offenen Terrassentür zu gelangen.

Nachbars bunter Leuchtzauber war erloschen.

Frau und Tochter hatten inzwischen die zweite Decke aus der Badewanne vergeblich vor das Fenster hängen wollen. Sie hingen selbst auf dem Fensterbrett.
Als die noch immer durch das zerbrochene Fenster stiebenden Funken die ersten Geschenkpapiere unter dem Weihnachtsbaum anschmorten, kam Anne auf die Idee, gleich die Sprinkleranlage auszuprobieren. Sie funktionierte!!! Jetzt brannten die Geschenke nicht mehr, sie schwammen. Der Dauerregen des Adventskranzes schützte den Weihnachtsbaum und Teppich perfekt.
Der angeforderte Rettungswagen antwortete: „Alle Wagen sind im Einsatz, wir bemühen uns durchzukommen, sobald ein Wagen frei ist. Leisten Sie Erste Hilfe“.

Ich packte den Nachbarn in die Badewanne, die Brandverletzungen wurden optimal gekühlt. .
Anne leistete den Weihnachtsgeschenken Erste Hilfe. Meine Frau stand immer noch, die Decke haltend, im Fenster. Ich suchte meinen Werkzeugkasten , stieß mir heftig den Kopf, Blut tropfte vom Gesicht. Gut, dass Anne inzwischen die Sprinkleranlage abgestellt hatte. Baum, Gabentisch und Teppich waren gerettet.
Jetzt erst begannen wir, an uns selbst zu denken. Wir waren patschnass bis auf die Haut. „Jetzt eine heisse Dusche“, dachte ich, aber es gab ja keinen Strom. Da fiel mir unser Wohnmobil ein. Es stand im Hof. Hurra, da gab es Gas und die ersehnte heisse Dusche. Aber es war eiskalt im Wohnmobil. Egal, wir rubbelten uns warm, während wir abwechselnd auf unsern Nachbarn in der Badewanne aufpassten.
Meine Frau hatte das Badewannenwasser ablaufen lassen und bettete ihn auf viele Kissen. Er musste aus seinen nassen Sachen rausgeschält werden und das Haus wurde eiskalt.
Wir zogen ins Wohnmobil. Es erwärmte sich Dank Gasheizung. Und der Weihnachtsbaum? Ich hatte eine Idee. Ich brach das obere Viertel ab. Geschenke wurden in einen Korb gepackt , durchgeweichte Pfefferkuchen auch.

Als wir das Haus verließen, kam die Feuerwehr. Restbrand wurde gelöscht und der Verletzte verarztet.
Jetzt konnte Weihnachten beginnen mit echten Kerzen, ohne Sprinkleranlage!!! Tochter Anne kommentierte: „Beinahe ein Öko-Weihnachten“. Da ließ ein eifriger Feuerwehrmann einen Löschwasserstrah über das Wohnmobil prasseln. ……. Einige Funken flogen drüber. Gut, dass die Lüftung noch zu war!!!

Frohe Weihnachten!


Autor: Jan van Osterbeek-12/2007

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