Besichtigung der Keksfabrik Bahlsen in Tempelhof

Bei meinen Runden über das Tempelhofer Feld kann ich oft eine köstliche Geruchswolke wahrnehmen und eigentlich braucht man nur noch eine Tasse Kaffee um es zu genießen. Da wollte ich natürlich wissen, wo kommt das her. Klar, von der Firma Bahlsen, die gleich neben dem ehemaligen Flugfeld des Tempelhofer Flughafen liegt. Aber wie sieht es IN dieser Firma aus?? Also Brigitte spitz gemacht und sie hat die ersten Kontakte schnell hergestellt.

Das war nicht einfach, denn zuerst wurde eine Führung abgelehnt, doch nach einiger Bedenkzeit und innerbetrieblichen Gesprächen wurde dann doch ein Termin für eine Führung vereinbart.

Zur Anmeldung musste eine Liste mit den Namen der Beteiligten erstellt werden und ich fragte mich wozu?? Wir besichtigen doch nicht Fort Knox, oder doch?? Nein, es wurden beim Pförtner Namensschildchen für jeden vorbereitet, die wir die ganze Zeit zu tragen hatten.

Aber das war nicht alles, jeder bekam zu Beginn der Führung einen Kittel, ein nettes Haarnetz, die Herren mit Bart eine Bartbinde und es musste jeglicher Schmuck abgelegt werden. Wie gut, dass niemand Gesichtpiercings trug. Das vereinfachte die Sache. Leider mussten die Fotoapparate und Handys auch im Empfangsraum gelassen werden, weil jegliches fotografieren nicht gestattet war.

Außerdem erhielten wir Anweisung, die Hygienevorschriften genauestens zu befolgen, denn wir betreten ja immerhin eine laufende Produktionsstätte und es muss unbedingt vermieden werden, dass so etwas passiert wie bei der Fa. Mars, wo man einen Fremdkörper in einem Schokoriegel fand. Und auch niemand möchte in seinem Schokokeks ein fremdes Haar finden. Also waren alle bemüht, sich danach zu richten.

Aber erst einmal wurden wir nett begüßt und uns allerlei Wissenswertes über die doch traditionsreiche Firma Bahlsen mitgeteilt. Danach wurden wir noch mit Kopfhörern ausgestattet, so dass wir unseren 'Guide' in den sehr lauten Produktionshallen auch gut verstehen konnten.

Durch die fast menschenleeren Produktionshallen wurden wir vorbei an den Knet- und Mischmaschinen, Teigwalzen und Ausstechrollen, zu langen Förderbändern geführt, die durch Backöfen und Kühlstraßen liefen bis die Kekse endlich zu den Schokobädern gelangen. Hier werden alle Sorten die Schokolade enthalten veredelt, d.h. auf einer oder beiden Seiten eine Schokoschicht auf den Keks aufgebracht.

An verschiedenen Stellen auf unserem Weg durch die Hallen waren kleine Stände aufgebaut, an denen wir wohl die frischesten Kekse die man bekommen kann, probieren durften. Wer Bahlsen hungrig verlässt ist selber schuld (sagte unser Guide).

So vergingen die 2,5 Stunden wie im Fluge und wir landeten wieder im Konferenzzimmer, wo wir uns unserer ungewöhnlichen Verkleidung entledigten. Es war wieder einmal eine spanndende Führung, wie ich fand. Ich hoffe, Ihr seht es genauso.

Ach ja, noch eine gute Nachricht: der Bahlsen-Leibnitz-Keks hat immer noch 52 Zähnchen und die zur Zeit still stehende Backstraße geht in 6 Wochen in Produktion - mit Weihnachtsgebäck!!!!

Hier noch ein paar interessante Daten die bei mir hängen geblieben sind:

- Gründung: 1889
- Geburt des Leibnitz Cakes - benannt nach dem bekanntesten Einwohners Hannovers, Gottfried Wilhelm Leibnitz (1646-1716)
- Gründer Hermann Bahlsen erfindet den Namen 'Keks', in Abwandlung des englischen Wortes 'Cakes'
- aus Bahlsen-Cakes-Fabrik wird H. Bahlsen Keksfabrik
- Stammsitz in Hannover, deren Logo, welches das Haus ziert, vor einigen Jahren geklaut, aber wieder gebracht wurde
- Versand weltweit
- Produktionsstätte in Berlin 1967 eröffnet, hier wird alles was mit Schokolade zu tun hat hergestellt
- 3 deutsche Produktionsstätten (Berlin, Varel, Barsighausen)
- in Barsighausen werden die 'Salzletten' hergestellt
- in Varel wird Feingebäck produziert
- ca. 2500 Mitarbeiter
- Umsatz ca. 515 Mio. Euro
- zur Firmengruppe gehören: Brandt, Lorenz, Krakuski, St. Michel u.v.m.
- Jahresverbrauch an Schokolade: ca. 4,5 voll gefüllte Olympia-Schwimm-Stadien

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