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GründerzeitMuseum von Charlotte von Mahlsdorf am 31.05.2013

"Wer gegen den Strom schwimmt....." so fangen viele Zitate an, laufen jedoch immer darauf hinaus, dass derjenige Durchstandsvermögen und Rückgrat zeigen muss und genau das hat Charlotte von Mahlsdorf (geboren als Lothar Berfelde) bewiesen, als sie bereits im Kindesalter verspürte, im falschen Körper geboren zu sein und da vom Elternhaus nicht als weibliches Wesen akzeptiert, flüchtete sie zu ihrem Onkel, der einen Antiquitätenhandel betrieb und ihr Zuflucht und Anerkennung ihres "Andersseins" gab.

Bereits da fing sie an, sich für alles was mit der Wohnkultur der Gründerzeit zusammenhing, zu interessieren und hatte bereits mit 12 Jahren ihre ersten 2 Zimmer mit gesammelten Möbeln und Gegenständen beisammen. Aus dem Lottchen wurde eine Lotti und später die Charlotte von Mahlsdorf, die später als Künstlername angemeldet wurde und unter der man sie auch kennt.

Weil jedoch bald der Platz für die gesammelten Kostbarkeiten nicht reichte, wurde alles in verschiedenen Häusern untergestellt, bis es ihm/ihr gelang, das schon lange begehrte Gutshaus zu erwerben und endlich eine Ausstellung zu eröffnen .Nicht nur hinsichtlich ihres "falschen" Geschlechts sondern auch bei vielen Hindernissen hinsichtlich des Hauses und der liebevoll gestalteten Ausstellung ist Charlotte immer gegen den Strom geschwommen und hat - wenn auch nicht als Soldat, wie ihr Vater es für sie vorgesehen hatte - Mut, Einsatz und Rückgrat bewiesen.

Erst als das Haus dann aufgrund eines Überfalls 1995 von Neonazis geschlossen werden musste, entschloss sie sich, nach Schweden auszuwandern, um dort ein neues Museum zu eröffnen aber Freunde von ihr wollten diese so liebevoll gesammelten Wertstücke nicht verkommen lassen und bildeten einen Förderverein, der sich jetzt engagiert und darum kümmert, dass nach der Neueröffnung im Jahr 1997 nichts verkommt, gepflegt wird und sich nun die vielen Besucher an diesen wunderschönen Stücken erfreuen können.

Und so wurde heute auch einer, bei vielen wohl lang gehegten Wunsch Wirklichkeit, dass wir nach dort fahren durften und was, wie ich glaube, alle endlos Freude bereitet hat.

Die Anreise war einfach und preisgünstig: per BVG und sogar mit AB-Fahrschein :o))…. Pünktlich, wie wir eigentlich immer sind, waren wir um Einiges zu früh dort und nutzten die Zeit, durch den Park zu gehen und das zauberhafte Wildblumengelände oder auch die wunderschön angelegten Gartenflächen zu genießen. Gott sei Dank war uns Petrus hold und hatte die Regenwolken für eine Weile verscheuscht, so das sogar schüchtern mal Sonnenstrahlen hervor lugten.

Aber dann ging die Führung los: Eine Dame, sehr nett und verbindlich, begann mit der Führung im HOCHZEITSZIMMER!!!. Ja, - inmitten dieser wunderschönen Möbel, stand ein Schreibtisch und 2 Stühle davor. Die Stühle, auf denen wir saßen, pflegen sonst die Hochzeitsgäste zu sitzen und wer den Mut hat, kann sich dort das Ja-Wort geben.

Es war wirklich sehr schön, dass die Führung dann nicht einfach hopphopp ging, sondern die Dame sich Zeit nahm, alles genau zu zeigen, zu erklären und auf evtl. Fragen Antwort zu geben. Z.B. erzählte sie die eine Anekdote: Charlotte sammelte u.a. auch gerne Öfen, die wir in allen Variationen dort vorfanden ,jeweils passend zum Zimmer .Aber einen bekam sie von außerhalb Berlins angeboten, ein schweres Teil aus Schmiedeeisen, das in ein Taxi bugsiert werden und nach Berlin gebracht werden musste. Als er dann in Berlin aufgestellt war, wurde festgestellt, dass sich im Ofen eine Handgranate befunden hatte, die hin- und herrollend die Fahrt gut überstanden hatte.

Oder auch die so anrührende Erzählung vom Erfinder des Grammophons, der einen Hund hatte und ständig Musik von diesem Gerät hörte. Als sein Herrchen starb, verweigerte er die Nahrungsaufnahme und erst als man auf den Trichter kam, ihm weiterhin die Platten seines Herrchens vorzuspielen, fing er wieder an zu fressen und hockte sich oben auf das Grammophon. Man zeichnete dieses Bild und danach erhielten die Schallplatten das Markenzeichen "Stimme seines Herrn", was wohl so Einige von uns auch noch kennen.

Aber auch diese wunderschönen Möbel in ihrer so detaillierten Ausführung, die Kinder-Nähmaschine, die Schreibmaschine - es war einfach alles Klasse!!! Und - beinahe wäre es in richtiges Schwofen ausgeartet: nämlich als die einzelnen Musikschränke angekurbelt wurden und dann über eine Lochfolie ihre Musik spielten. Und noch was: wer sich früher mit Klavierunterricht plagen musste, wird das heute sicher (fast) bereut haben, denn dort gab es 2 Pianolas, die vor einem Klavier standen, lediglich mit Pedalen bedient werden mussten und dann alleine spielten und man dabei den Eindruck hatte, dass derjenige, der am Klavier saß, tatsächlich selbst spielte!!!

Man hätte noch stundenlang in diesem hübschen Haus "lustwandeln" können, um alles noch ein wenig detaillierter anzusehen aber auch so war es einfach BEEEINDRUCKEND!!! Nach so vielen Eindrücken gab es danach noch in der "Mulackritze", einem nach dort übertragenen Lieblingslokal von Heinrich Zille und Charlotte, excellenten Kaffee und Kuchen mit anschließendem Blick in die Küche aus uralten Zeiten und der "Hurenstube", wo in der kleinen, natürlich wasserlosen Toilette sogar noch ein "Häufchen" lag....

Ich glaube, dass dieser Besuch keinen aus unserer Gruppe kalt sondern allen viele schöne Bilder im Gedächtnis hinterlassen hat.

Na ja, es war ja danach noch eine Stärkung beim Griechen dicht am S-Bahnhof Mahlsdorf angesagt aber der Kuchen musste ja auch verdaut werden und so entschlossen wir uns, bis dahin zu laufen. Klar - ein Teil - ob noch hungrig oder aus "nur" Schnellläufern - waren schon ein wenig voraus aber nicht alle laufen so schnell und wie heißt es so schön?: Den Letzten beißen die Hunde.....Somit blieben sowohl ingeborg100 als auch Heike und mir nichts weiter übrig, als sich ein mächtiger Regenschauer ergoss, für kurze Zeit in einen Blumenladen zu verkrümeln und abzuwarten....Aber trotzdem kamen wir noch rechtzeitig genug, um von der bereits dort im Kühlbehälter kalt gestellten Pulle Ouzo einen Schluck zu nehmen und unser Essen zu bestellen. Mit dem Essen waren alle überwiegend zufrieden, der Service prima und für unsere kleine Ingeborg wurden sogar 2 Kissen spendiert, damit sie höher sitzen und besser in ihre hohe Salatschüssel greifen konnte, was sie aber wie üblich mit Humor nahm. So endete dann ein wunderschöner Tag mit vielen Eindrücken und es wird wohl keiner bereut haben mit dabei gewesen zu sein.

Euch allen wünschen wir, dass Ihr noch ein wenig in Erinnerungen schwelgen mögt und einen schönen Abend verbringt.

Bis zum nächsten Mal alles Liebe,

Heike (tilimu) und Ingrid (Katzenmama2)
(von denen auch die Fotos stammen, die sich vergrössern, wenn man auf ein einzelnes Bild klickt)

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