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Weihnachtliches von Fiddigeigei

Das berühmte Gengenbacher Rathaus mit dem Adventskalender - an jedem Tag wird ein Türchen im Fenster geöffnet.
Dieses Jahr 2020, ist er dem „Kleinen Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry gewidmet.

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Niemand soll jetzt denken: „Och, der wieder mit seinen ollen Kamellen von Weihnachten“. Aber es geschah eben kurz vor Weihnachten.
„Es liegt ein allerliebstes Städtchen“, so würde wohl ein Dichter mit meiner Geschichte beginnen. Und es ist tatsächlich ein verwinkeltes mittelalterliches Städtchen, lieblich eingebettet zwischen Weinbergen und dem fruchtbarem Ackerland des Kinzigtales, angesiedelt in der Ortenau, die die Dichter als die „Goldene Au“ bezeichnen.
Dort, in diesem Städtchen, welches einst eine Reichsstadt war und bis 1806 zum Hause Habsburg gehörte.
Dort, wo die Straßen und Gassen noch mit buckeligen Pflastersteinen ausgelegt sind.
Dort wo wehrhafte Stadttore noch immer die Bewohner beschützen
Dort, wo die Gassen so eng sind, dass Autos draußen warten müssen.
Dort, wo alte Fachwerkhäuschen sich gegenseitig stützen und im Sommer mit einem prächtigen Blumenschmuck aufwarten und man den sehnlichsten Wunsch verspürt: „In so einem heimeligen Häuschen möchte ich wohnen.“
Welche Glücksvorstellungen!

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Dort, ausgerechnet dort waren wir kurz vor Weihnachten um uns an diesem alten und ehrwürdigen Städtchen zu erfreuen. In diesem Städtchen gibt es keine Flicker-Flackerbeleuchtung. In diesem Städtchen zünden die Anwohner rund um den Markt warme Lichter in den Fenstern an. In diesem Städtchen wird noch weihnachtliches Kunsthandwerk angeboten und die Krippe lebt, mit echten Schafen, Ziegen und einem Esel.
Ganz am Anfang des Weihnachtsmarktes sahen wir einen Stand, der etwas ganz besonderes zu bieten hatte. Auf -und hinter dem Verkaufstisch und von der Decke boten sich viele, aber für uns fremdartige Schnitzereien an. Hinter dem Verkaufstisch stand eine junge Frau in einer uns ebenfalls unbekannten Tracht. Offensichtlich eine Nonne.
Als wir an den Stand traten, sprach sie uns mit gutem, aber gebrochenem Deutsch an: „ Wir bieten Holzschnitzereien aus dem Elisabethen Kloster aus Minsk an und ich bin eine Schwester von dort.“ Sie erzählte uns weiter, dass sie bei den Franziskanerinnen im örtlichen Kloster untergebracht sei, also eine Schwester unter Schwestern.
Die Schnitzereien erinnerten mich an meine frühe Kindheit zurück. Da gab es außer den berühmten russischen, bunt bemalten Babuschkas in verschiedensten Größen, handgemalte Ikonen und die Hühner auf einem Brettchen, die, wenn man das Brett am Griff schwenkt reihum zu picken beginnen. Es gab rudernde Bären und Hasen und auch Kosaken, die auf einem Brett standen. Der Bauch der Pferde war mit einem dünnen Stahldraht mit dem Brett verbunden, so dass der Kosak, wenn man ihn anstupste zu reiten begann. Natürlich kauften wir der Nonne etwas ab, schon deshalb, weil es ja eine Spende für das Waisenheim der geistig behinderten Kinder war.

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Ich hatte mich für den Kosaken entschieden. Dieser geschnitzte Reitersmann erweckte in mir Erinnerungen an schreckliche Zeiten. Es wird wahrscheinlich so um 1943/44 gewesen sein und die Braune Pest war gerade dabei die ganze Welt in ein tödliches Chaos zu stürzen, da wurden in meiner Heimatstadt Russische Zwangsarbeiter in Baracken wie Sklaven gehalten. Die Baracken waren mit Stacheldraht umzäunt und von Posten bewacht. Am Tag mussten diese armen Männer in einem nahen Rüstungsbetrieb schuften.
Aber nicht alle im Städtchen waren NAZIS, viele Frauen hatten großes Mitleid und auch meine Mutter nahm uns, wenn ein Stück Brot übrig war, oder es gab gerade Äpfel, an die Hand und wir liefen dort hin zu den Baracken.
Die abgemagerten Gestalten streckten ihre Hände durch den Zaun und wir gaben, was wir hatten. Sah es ein Posten, nahm er uns die Lebensmittel ab und trat sie mit den Stiefeln vor unseren und den Augen der Gefangenen in den Dreck. Manche Posten waren vielleicht auch keine NAZIS und sahen einfach weg, wenn wir kamen.
Wir Kinder hatten einen Gefangenen als unseren Freund ausgemacht und schleppten auch ohne Muttershand alles ran was irgendwie essbar war.
Und ich werde es nie vergessen, es war kurz vor Weihnachten 1944. Ich brachte meinem Freund hinterm Stacheldraht eine Kleinigkeit zum Essen. Er griff in seine zerlumpte Jacke und reichte mir einen Kosaken, den er für mich geschnitzt hatte, genauso einen stolzen Kosaken auf dem Brett, wie ich ihn jetzt wieder besitze; und stupste man ihn an, so schien er zu galoppieren- In die Freiheit der weiten russischen Steppe.




Original Rosmarinplätzchen nach dem Rezept der Franziskanerinnen des Klosters Gengenbach.
Wir haben ganze Büsche von Rosmarin im Gärtle aber man bekommt ihn in jeder Gärtnerei als Topfpflanze.

Also keine faulen Ausreden, ran an die Weihnachtsbäckerei!

(Foto anklicken, dann wird es groß!)

Autor: Fiddigeigei

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