Schneefeder und Waldbruder

„Es war Schneefeder.“
Still setzte er sich an den Rand des Teiches und Schneefeder und Waldbruder wurden Freunde auf den ersten Blick. Aus seinem Rucksack kramte er eine kleine karge Mahlzeit und Schneefeder kam aus dem Wasser und sie teilten das Wenige wie Bruder und Schwester. Sie redeten zusammen, aber in verschiedenen Sprachen und so konnte nicht geklärt werden, unter welchen Umständen Schneefeder gerade hier her gefunden hatte. War sie gar dem unseligen Martinsbrauch entkommen. Verstanden sie eventuell doch unsere Sprache oder hatte sie zusehen müssen, wie eine Schwester nach der anderen den Tod durch das Messer erdulden musste. Jeden falls war Waldbruder froh sie hier lebendig, in dieser von den Menschen vergessenen Einsamkeit anzutreffen.
Und in diesem Herbst geschah etwas seltsames, Schneefeder hatte plötzlich einen Freund. Es war ein stolzer Gänserich, eine Kanadische Graugans. Er war zwar kleiner als Schneefeder, aber dies schien der Liebe keinen Abbruch zu tun.
Der Rucksack wurde etwas schwerer, denn nun galt es für zwei Schnäbel zu sorgen. Als das Frühjahr kam war Schneefeder wieder alleine. Der flatterhafte Kanadier hatte sie einfach sitzen lassen. Sie ist wohl nicht reiselustig, dachte Waldbruder bei sich und es freute ihn, sein Vesperbrot wieder nur mit ihr teilen zu dürfen.
Schneefeder aber und der kleine See bleibt Waldbruders Geheimnis.

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