Radtour über und um den Kaiserstuhl

Bei trübem Himmel und Nieselregen, aber bester Laune, fuhren wir Richtung Treffpunkt Ihringen. Der Kaiserstuhl ist unser Ziel und Garant für schönes Wetter und Barbara, die für kulturelle Kleinode und wunderschöne Tourenführungen steht, da kann dieser Tag keine Enttäuschung werden! Und genau so war es auch am 3. Oktober. Wie könnte es anders sein, wenn nur Optimisten unterwegs sind?

Große Überraschung: Immerhin sechs vergnügte Radlerinnen und Radler trafen pünktlich in Ihringen ein.

Kaum waren die Drahtesel gesattelt und das zerlegte zusammen gebaut, führte uns Barbara in die Kirche von Ihringen. So prunkvoll, wie katholische Kirchen normalerweise ausgestattet sind, sind evangelische Gotteshäuser nie, doch oft nicht weniger sehenswert.
Hier sind es die seit der letzten Renovation (1976-1978) ersetzten Kirchenfenster. Sie wurden vom Glaskünstler Peter Valentin Feuerstein (1917-1999) kreiert und gemalt. Interessant sind die Themen: die eine Seite zeigt Szenen aus dem „Alten Testament“ und die andere Seite aus dem „Neuen Testament“. Mehrfach sind auch Trauben zu sehen, denn in Ihringen ist die wirtschaftliche Grundlage der Weinanbau. Jedes einzelne Fenster konnte uns Barbara erklären, sie kennt sich sehr gut mit den symbolischen Darstellungen aus!

Danach ging es richtig los und zwar bergan! Auf dem Kreuzenbuckpass (330m) mussten wir (vielleicht auch nur ich) erst einmal den erhöhten Puls beruhigen. Die schöne Aussicht ließ die Anstrengung jedoch sofort vergessen.

Mir kam es so vor, als kreuzten wir den Kaiserstuhl mehrmals. Erst bei der Sicht in die Ferne war mir jeweils klar, auf welcher Seite wir uns gerade befanden.

Von Ihringen über Bickensohl und Bischoffingen radelten wir durch traumhafte Weinberge. Vereinzelt war noch nicht geherbstet und ab und zu wanderte auch ‚eine‘ Traube in den Mund.

In Bischoffingen machten wir wieder einen kleinen Abstecher zu der unscheinbaren ev. Kirche „St. Laurentius“, die den Namen des traditionellen Winzerpatrons trägt. Dort bestaunten wir ein Wandgemälde aus dem 14./15. Jhdt. Mit einem Lebensbaum, bei dem von der Wurzel bis zur Spitze das Gute und Böse eindrücklich gezeigt wird. Das Gemälde erklärt die Geschichte Josaphat (Sohn des Königs Avenir), von Sanct Barlaam, wie er nach vielen Irren auf den christlichen Weg gekommen ist. Wer hat schon je diese Namen gehört? Ich nicht.

Im Kirchengarten machten wir Vesperpause, weil es dort so idyllisch war. Bei totaler Windstille, Sonne und absoluter Ruhe ließen wir uns das Vesper bei reichlich viel Zeit schmecken!

Allerdings folgte die Strafe unmittelbar, denn der nächste Aufstieg stand an! Tolle Aussichten hat man eben nur von erhöhten Geländepunkten, die man zuvor erklommen hat!

Richtung Königsschaffhausen steht unter einer uralten Linde eine kleine Kapelle mit drei alten Sühnekreuzen aus dem Mittelalter. Darauf sind noch Schere und Rebmesser zu sehen, die zu erkennen geben, dass die Morde mit diesen Werkzeugen begangen wurden.

Über Endingen, das bereits in der Steinzeit besiedelt war, gäbe es einen gesonderten Bericht, wenn ich alles niederschreiben würde, was wir von Barbara zu hören bekamen. Jedenfalls gönnten wir uns den verdienten Kaffee und Kuchen auf dem historischen, spätmittelalterlichen Rathausplatz.

Der dritte Anstieg dieser Tour stand an, um danach die Räder wieder bergab laufen lassen zu können. Die letzte Aussicht weit ins Land wurde genügend genossen. Danach radelten wir am Fuße des Kaiserstuhls entlang, bis wir wieder in Ihringen ankamen.

In der Ebene hielten wir an großen Gemüsefeldern an und rätselten über eine Kohlart, die keiner von uns kannte. Ich taufte sie „Palmenkohl“, weil die Blätter so aussahen - der Stamm dazu wird vielleicht noch wachsen!

Im Innenhof des Gasthofes „Heidis Küfer“ bekamen wir noch Platz und konnten ein deftiges, verdientes Abendessen mit Bier, einem Viertele oder Neuem Süßen in vollen Zügen genießen.

„Herz, was begehrst du mehr!?!“ Wir waren uns alle einig: Es war ein wunderschöner Erlebnistag, den uns Barbara ermöglichte, und zum Nachgenießen jetzt die stimmungsvollen Fotos von Markus – herzlichen Dank!