Rund um den Isteiner Klotz
Am Freitag, den 7. Juni 2013 war´s, als sich eine Gruppe von 12 FA-lern um 14,00 Uhr am Isteiner Klotz einfanden, shanai / Käthe hatte zu dieser Exkursion eingeladen.


Vor dem Start gab uns Käthe einige Informationen mit auf den Weg:
Die Hohlkehle des Felsens neben dem Parkplatz zeigt einige Hochwasserstände aus dem 19. Jahrhundert, eingeritzt in den Stein, an. Denn der Rhein floss vor der Rheinkorrektur (1817 - 1876) nach den Plänen von Johann Gottfried Tulla (1770 – 1828), unmittelbar an dem Felsen vorbei. Die Hohlkehle ist auch durch die Kraft des Stromes entstanden. Heute fliesst der Altrhein ungefähr 30 m tiefer in der Nähe vorbei.




Die Rheinkorrektur sollte dem Hochwasserschutz und der Landgewinnung dienen, indem man den Fluss begradigte, den mäandrierenden Strom in ein Bett zwang. Flussschlingen und Verästelungen sollten verschwinden; der neue Strom durch Hochwasserdämme gesichert werden. So wurde verfahren. Das Ergebnis war eine Verkürzung des ursprünglichen Verlaufs zwischen Basel und Mannheim um ca. 90 Km. Gravierenden negativen Veränderungen ergaben sich: Der Rhein floss nun schneller und damit nahm die Tiefenerosion zu, der Flusswasserspiegel sank und damit auch der Grundwasserspiegel; die ganze Landschaft wurde trockener. Der Rhein verlor seine Ausdehnungsgebiete und die Hochwässer waren schneller am Mittel- und Niederrhein mit den bekannten schlimmen Ergebnissen.
Seit der Korrektur muss gegengesteuert werden durch Staustufen (Grundwasserspiegel) und aktuell mit z.Zt. geschaffenen weiteren Rückhaltebecken.



Der „Isteiner Klotz“ entstand vor 150 Mill. Jahren durch Korallen in einem tropischen Meer.
In der Eiszeit vor ca. 600.000 Jahren trugen Südwinde Lößschichten auf, wie beim Kaiserstuhl.
Menschen der Steinzeit gruben hier nach Jaspis-Knollen, aus denen Messer, Schaber und Feuersteine gefertigt wurden.



Viel später, im Mittelalter, stand auf dem „Klotzen“ eine Doppelburg der Basler Bischöfe, die im Jahre 1411 geschleift wurde. Auch in der Neuzeit wurde der Felsen wieder Festung: Kaiser Wilhelm II. liess Geschützstände im Inneren anlegen, deren Kanonen auf Mühlhausen ausgerichtet waren. Auch im 2. Weltkrieg wurde der Felsen militärisch genutzt. Die Franzosen richteten dann 1947-1949 durch Sprengungen der Anlagen erhebliche Schäden in der Natur an.



Das kalkhaltige Erdreich des Gebietes ist ein Eldorado für kalkliebende Pflanzen. Auch deshalb ist das Gelände Naturschutzgebiet, worauf viele Tafeln hinweisen. Käthe bat uns nach seltenen Gewächsen Ausschau zu halten, trotz der sonst schönen Ausblicke in die Landschaft.




Unsere erste Tat war die Besteigung des Felsens vom Parkplatz aus zur „Vitus-Kapelle“ in einer Felsnische mit grandioser Aussicht über das Rheintal bis Basel. Dort soll auch einmal ein Eremit gelebt haben; so direkt über dem Wasser.





Nach dem Abstieg ging es weiter am Isteiner Friedhof vorbei, unter der Bahnlinie durch auf den Berg. Noch unten in einem kleinen Garten fiel die erste schöne Blume auf: „Jungfer im Grün“, der Gärtnerin Freude, leuchtete mit ihrer blauen Blüte uns entgegen.





Oben im Wald fanden wir eine Lilienart, die Blüte noch in Knospen: den „Türkenbund“.
Nun wurde aufgepasst: ausser dem üppig blühenden kleinen roten Storchenschnabel, entdeckten wir Weißwurz, Salomonssiegel, auch den „Doldigen Milchstern“, der früher in Rebstücken verbreitet war. An einem Flecken im Unterholz wurde die „Einbeere“ entdeckt.








Auf der Hochebene, in offener Landschaft, neben dem Sportplatz von Huttingen machten wir eine Vesperpause. Wir hatten einen der seltenen Sonnentage erwischt mit guter Fernsicht. Der Wetterbericht hatte Gewitter für den Nachmittag angesagt. Später sahen wir, wie sich über dem Schwarzwald dunkle Wolken bildeten.






Nach der Pause stand uns der Sinn, nach einer „Strauße“ oder Gartenwirtschaft. Auf dem Weg dem Tale zu, lag mitten in den Reben gelegen, mit Blick in`s Rheintal, das Weingut „Reingerhof“.
Im schattigen Garten ließen wir uns nieder und uns bewirten. Für die schon etwas müde gewordenen Beine war es eine Erholung. Wer wollte, konnte auch ohne Fernglas auf dem Basler Flughafen die geparkten Flugzeuge zählen.




Nach genossener Pause in dem schönen Wirtsgarten brachen wir um 17,00 Uhr wieder auf. Wir sahen schon den Isteiner Klotz unten liegen, den wir dann auch bald erreichten.
Unterwegs entdeckten wir noch eine alte Heilpflanze: „Beinwell“ mit weißer Blüte. Er hilft bei Schmerzen im Knie.




Auf dem Rundweg stehen einige Info-Tafeln, die auf die Besonderheiten aufmerksam machen; z.B.
Alte Gemälde vom Klotzen mit der Rheinlandschaft vor der Korrektur, seltene geschützte Pflanzen, Insekten (Gottesanbeterin), Vögel usw..
Leider haben wir keine der dort heimischen Orchideen entdeckt, wie Bocksriemenzunge, Knabenkräuter, und Ragwurz-Arten. Dazu war es sicher zu spät.



Eine bemerkenswerte Metalltafel vor dem „Klotzen“ möchte ich noch erwähnen:
Die Südbadener bedanken sich bei der Stadt Basel für Zuflucht und Asyl und Aufnahme im Bürgerspital in Kriegszeiten im Geist des Humanismus. Und die Stadt Basel bezeichnet das Gebiet als ihren schönen „Basler Vorgarten“ und bedauert die Verschandelung der Natur durch die Festungsbauten und Teilzerstörung durch die Sprengung der Franzosen.





Die schwarze Wolkenwand war inzwischen etwas näher gekommen. Wir blieben jedoch verschont.
Am Parkplatz wieder angekommen, hieß es Abschied voneinander zu nehmen. Ein schöner, gemütlicher Nachmittag, mit etwas „Kultur“, war zu Ende.
Ein Dankeschön an Käthe für die Idee zur Wanderung.
Die Fotos sind von Anke / oleander - Käthe /shanai - Bernard / Halley





Bewertungen und Kommentare:
17 Bewertungen
9 Kommentar(e):
bonifa schrieb am 12.01.2014:
an alle Fotografen, wunderschöne Aufnahmen, ich genieße sie beim Anschauen, meisterhaft und Alles so naturnah, Winfried
beah schrieb am 12.06.2013:
Ein interessanter und ausführlicher Bericht, in dem alles Wissenswerte über den Felsen gut erläutert ist. Da ich oft am Isteiner Klotz vorbei fahre, werden wohl in Zukunft meine Gedanken mit der Geschichte des Isteiner Klotzes beschäftigt sein. Eine hervorragende Idee! Der Nachmittag war sehr angenehm.
Bleistift01 schrieb am 12.06.2013:
Tanzknopf und ich kennen den "Isteiner", es ist ja unsere Heimat, aber dennoch war es schön, Deinen guten Bericht zu lesen und die wunderbaren Bilder anzuschauen. Wir fühlten uns wieder "zu Hause". Herzlichen Dank an alle Beteiligten.
Hortus schrieb am 12.06.2013:
Ja vieles erlebe ich wieder mit den Fotos, doch alles habe ich seinerzeit nicht gesehen. Es freut mich dass ihr so einen schönen Tag erleben durftet. Dies war ja der äusserste Punkt des Bischof von Basel. Dann kaufte er ja dem Bischof von Breisach auf der andern Rheinseite die Rosenau ab. Das verkraftete der Basler nicht worauf er in Basel keine Abgaben mehr machen konnte und anschliessend in der Reformation von Basel verjagt wurde. Dies als kleine Ergänzung. Wir müssen schauen ob wir jemanden finden der uns über den damaligen Bischof von Basel mehr erzählen kann. Osci
oleander schrieb am 11.06.2013:
Es hat mich gefreut lieber Manfred, deinen Bericht mit dem umfangreichen historischen Hintergrundwissen zu lesen. Du bist ein Allroundgenie was das Wissen in Geschichte, Naturwissenschaft, Politik und Kunst angeht. Auch danke ich Bernard und Käthe für ihren Beitrag zum Gelingen dieser Veranstaltung. Liebe Grüße anke
wallianna schrieb am 11.06.2013:
Lieber Manfred,danke für Deinen informativen und beschaulichen Bericht! Für mich war es mal wieder eine Bereicherung mit Euch allen zusammen zu sein,das Wetter und die Flora zu genießen. Liebe Grüße Walli
Berghummel schrieb am 11.06.2013:
Ein sehr guter informativer Bericht.Auf den Gesichtern der Wanderer sieht man die Begeisterung am Bewegen.Was habt Ihr für wunderbare Pflanzen fotografiert.Richtig Freude macht diese Gesamteinheit des Berichtes. Herzlich grüßt Gabi
shanai schrieb am 11.06.2013:
Lieber Manfred, du hast viel Wissenswertes in dem super Bericht untergebracht, da kann man sich eine fachkundige Führung sparen! Wenn wir auch die Vegetation nicht zu sehen bekamen, die ich erhoffte, war es trotzdem ein wertvoller Nachmittag. Desto trotz habe ich die vielen Blumenfotos dem Bericht eingefügt, die wir ja auch zu sehen bekamen! Allen ein herzliches Danke, Käthe!
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