Wanderung im Hotzenwald
Zu meinem Erstaunen und Freude war das Interesse am Hotzenwald so groß, dass auch einige Freiburger Feierabendler zu uns Baslern (Dreiländer-ecklern) kamen.
------Bei herrlichem Sommerwetter trafen wir uns auf dem Le Castellet - Platz mitten in Herrischried. Le Castellet ist unsere Partnergemeinde im sonnigen Südfrankreich. Oberhalb des Platzes steht ein Brunnen, der ein Geschenk unserer Partnergemeinde ist. In Le Castellet gibt es auch einen Herrischrieder-Platz.


------ Nach der herzlichen Begrüßung aller Teilnehmer untereinander, fuhren wir zum Ausgangspunkt unserer Wanderung, dem Polen-Gedenkstein.
------ Am Polenstein, auf einer Anhöhe unter markanten alten Buchen und Tannen, legten wir einige Gedenkminuten ein und ich berichtete von den tragischen Geschehnissen am 15.04.1942. Hier wurden drei polnische Kriegsgefangene, die als Zwangsarbeiter in Herrischried bei den Bauern arbeiteten, erhängt. Sie waren mit drei jungen Herrischrieder Frauen befreundet.





------ Auf sonnigem Weg wanderten wir weiter bis in den Wald hinein. Hier begegnete uns aber zum Glück nicht der wilde Fuhrmann „Lehlifotzel“, der der Sage nach immer noch , auch nach seinem Tod, durch den Hotzenwald bis nach Basel fahren muss. Er war ein betrügerischer Holzhändler. Wenn er durch den Wald und an einer Holzbeuge vorbeifuhr, stieß er mit dem Wagen an der Beuge an, dass sie übereinander stürzte. Dann nahm er von dem Holz und lud es auf seinen Wagen. Dafür muss er nun mit einem zweirädrigen Wagen die gleichen Wege, die er zu Lebzeiten gefahren ist, immer wieder fahren.


------Auch das Heidelbeermännlein bekamen wir auf unserem weitern Weg nicht zu Gesicht. Aber es lag sicher daran, dass wir auch keine Beeren suchten und fanden. Der kleine bucklige Zwerg treibt im Walde sein Unwesen und schüttet den Beeren suchenden Kindern die Beeren aus oder nimmt sie ihnen sogar weg. Beim heimwärts wandern rufen dann die Kinder : „ ´s Beerimännli isch zuenis cho, es hät üs alli Beeri gno, ´s Schüsseli leer, ´s Beckeli leer, Alles zämme leer.“ Ob das immer das Beerimännli war? Allerdings konnte man sich vor ihm schützen, wenn man drei Beeren vor dem Suchen über den Kopf warf und drei Beeren auf einem Grenzstein zerdrückte.



------ Nach einem kleinen Anstieg strahlten uns die hellen Mauern der Ödlandkapelle mit dem Zwiebeltürmchen an. Diese Kapelle wurde 1780 von den Einwohnern der Gemeinde Bergalingen errichtet. Damals wurden die Dörfer auf dem Hotzenwald von der Rinderpest heimgesucht und die Bergalinger schworen, eine Kapelle auf dem höchsten Punkt des Hotzenwaldes zu errich-
ten, wenn ihr Dorf davon verschont bliebe. Die Seuche verschonte das Dorf und so bauten die Bewohner die Kapelle und jedes Jahr findet hier eine Wallfahrt statt.




------ Neben der Kapelle befindet sich ein Gedenkstein der Banater Schwaben. Diese sind eine deutschsprachige Bevölkerungsgruppe in Südosteuropa, deren Vorfahren vor ca. 250 bis 300 Jahren aus verschiedenen Teilen Süddeutschlands (auch dem Hotzenwald), der Schweiz und dem Elsass in das fast entvölkerte Banat ausgewandert sind, da in der alten Heimat durch Missernten große Armut und Hunger herrschte.



------ Das Hornbergbecken war unser nächstes Ziel. Das Becken ist ein Pumpspeicherbecken. Hier wird nachts Wasser hochgepumpt, welches bei hohem Stromverbrauch tagsüber wieder durch Fallrohre abgelassen wird und Turbi-
nen zur Stromgewinnung antreibt. Von hier hatten wir eine traumhafte Fern-
sicht bis zu den Alpengipfeln der Schweiz.




------ Unsere Hunde begleiteten uns auch hier beim Abstieg zum
Jägerstübli. Sie passten immer gut auf, dass wir auch keinen verloren. Mit erhitzten Köpfen und ein wenig angemüdeten Gliedern erreichten wir unser wohlverdientes Ziel, das Jägerstübli, wo uns auch schon Jole mit cubas Hündchen erwartete. Ein kühles Getränk und eine köstliche Speise stärkten wieder unsere Körper. Drei Damen fühlten sich danach schon wieder so fit, dass sie sogar den Rückweg bis Herrischried zu Fuß antraten. Der Rest fuhr mit dem Auto zurück.



------ Wir fuhren nach Großherrischwand zum Klausenhof, eines der ältesten Häuser des Schwarzwaldes. Nach einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen wurde dieser besichtigt. Devel musste hier gehörig seinen Kopf einziehen. Einige Balken traf er trotzdem. Zum Glück! Er lebt noch!!! Er lebt noch!!! Auch in die Betten hätte er nur mit angezogenen Beinen hineingepasst.





------ Um 18:00 Uhr begann das Schauspiel „Erna Döbele – Mut aus Verzweiflung" von Markus Jung. Das Freilichttheater Klausenhof führt dieses neue Stück dieses Jahr vor dem Klausenhof auf. Es handelt von den letzten Kriegstagen 1945. Erna Döbele aus Murg rettete durch ihren Mut 95 polnische Zwangsarbeiter vor der Erschießung.




------ Und hier schließt sich unser Kreis .Wir begannen unseren Tag am Polengedenkstein und er endete mit dem Besuch des Theaterstückes, welches uns zum Nachdenken bewegte und uns an eine vergangene schlimme Zeit erinnerte.
------ Wir verabschiedeten uns voneinander und hoffen alle uns wieder bei solch erfüllten Tagen wieder zu sehen.



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