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Reiseberichte Brücke






Patmos

Es gibt eine kleine Anekdote über PATMOS:
Gott verteilte das Land unter den Griechen: einige erhielten Athen, andere Thessaloniki, wieder andere den Peleponnes und die großen Inseln Kreta, Rhodos usw. Er meinte, schon fertig zu sein, als sich einige Griechen beschwerten, er habe sie vergessen. Gott musste eingestehen, dass er sie übersehen hatte und brachte den Fehler sofort in Ordnung. Er schenkte ihnen ein besonderes Fleckchen, das er eigentlich für sich behalten wollte. Das war die Insel Patmos.


Für mich war sie zunächst die „Unnahbare“. Sie ist nämlich auf vielen Wegen, aber nicht direkt erreichbar. Ich schaffte es immerhin, an einem Tag hinzukommen: Flug mit Swiss von Zürich nach Athen, drei Stunden später gings mit Aegaen Airlines nach Kos und von dort mit der großen Autofähre nach Patmos – alles klappte prima und nachts um 22.30 bei leichtem Sommerregen sammelte mich mein freundlicher Studiovermieter Theologos im Hafen von Skala auf.

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Dampfer

Nun könnte ich natürlich seitenlang von der Geschichte der Insel erzählen: den Heiligenschein verpasste ihr jedoch eindeutig Johannes der Theologe, der im Jahr 95 n.Chr. auf die Insel verbannt wurde. In der berühmten Felsengrotte der Apokalypse erfuhr er die Offenbarung Gottes, die man als letztes Buch des Neuen Testamentes nachlesen kann.

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Grotte der Apokalypse

Hoch oben über der Hafenbucht liegt die vor über 900 Jahren von byzantinischen Flüchtlingen gegründete Altstadt, die Königin aller Chóras in Griechenland. Die alten Herren - und Kapitänshäuser in den engen Gassen zeugen von der Kultur vergangener Jahrhunderte. Sie sind heute vielfach in ausländischem Besitz, hinter der bescheidenen Fassade verbergen sich blumenprächtige Innenhöfe und kostbar ausgestattete Räume.

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Gasse in der Hóra

Über der Hóra thront trutzig und unnahbar das Johanneskloster, das in den vielen Jahrhunderten seines Bestehens den Inselbewohnern oft als Zufluchtsort vor arabischen, byzantinischen, normannischen und türkischen Angreifern diente. Seit 2006 gehören die Hóra und das Kloster zum UNESCO-Weltkulturerbe. Darüber hinaus gibt es auf der Insel ca. 500 Kirchen und Kapellen, das bei nur ca. 3000 Einwohnern.

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Ansicht Hóra und Kloster

Die Aussicht von hier oben auf die Hafenstadt, über die gesamte Insel, bis hinüber zu den Nachbarinseln Ikaria, Samos und sogar zum türkischen Festland ist phantastisch – und erst die Sonnenuntergänge!

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Blick von der Hóra

Den direkten Blick auf die Hóra von meinem Balkon genoss ich jeden Abend bei einem (oder zwei) Glas Wein, hörte dabei das Meeresrauschen in der nahen Bucht, das Gurren der wilden Tauben, hin und wieder Hundegebell aus der Ferne.

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Foto von meinem Balkon aus

An manchen Tagen schütteten Kreuzfahrtschiffe ihre finanzkräftigen, lautstarken und meist für eine Klosterbesichtigung recht unpassend bekleideten Passagiere aus. Dann herrschte für einige Stunden Hektik am Hafen und Geschäftigkeit in den Souvenirläden. Dabei wussten doch einige tatsächlich nicht mal, auf welcher Insel sie überhaupt waren, einige wähnten sich sogar in der Türkei.

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Kreuzfahrtschiff

Ich tauchte auch hin und wieder gerne in das quirlige Leben auf der Platía und in den engen Gassen ein. Bei einem abendlichen Ouzo waren dort die mal mehr, meist weniger erfolgreichen ausländischen Künstler anzutreffen, die sich des Lichtes und der Inspiration wegen auf der Insel niedergelassen haben.

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Taverne

Hier traf ich auch einige Griechenlandfans in unserem Alter, die mit großem Tourenrucksack, gerade wie es der Schiffsverkehr zuließ, einige Wochen die Inseln bereisten. Irgendein Bötchen fuhr immer, um die noch kleineren Nachbar-Inselchen Arki, Marathi und Lipsi zu versorgen. Für kleines Geld konnte man sein Plätzchen zwischen Säcken, Kisten und allerlei Gerümpel suchen. Am Ziel ein bescheidenes Quartier zu finden, war kein Problem – die Anbieter warteten schon am Pier auf ankommende Gäste.

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Ankunft des Postschiffes auf Arki

All Inklusive-Hotels mit Liegestühlen am Pool und dem Strand direkt davor, sucht man auf Patmos vergebens. So hieß es jeden Morgen: Schwimmzeug in den Rucksack, ordentlich was zum Trinken mitnehmen, und darauf hoffen, dass der Schlawiner Yannis den Fahrplan des einzigen Inselbusses nicht schon wieder geändert hatte. Das tat er fast täglich, auch seine Preise variierten nach Lust und Laune, Fahrkarten gab es sowieso keine. Dann war ich aber noch lange nicht am Ziel meines Badeausfluges.

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Blick auf die Psili Ammos Bucht

Zu meiner Lieblingsbucht Psili Ammos z.B. führte ein felsiger und gerölliger Ziegenpfad. Das alles ohne Markierungen und mit recht wagen Wegbeschreibungen, aber irgendwie konnte ich mich immer orientieren, zumal das Kloster von fast allen Punkten der Insel weithin sichtbar ist.

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Alter Karrenweg

Im Schatten einer Tamariske suchte ich ein windgeschütztes Plätzchen für meine Bastmatte und stürzte mich juchzend in die Fluten. Das Wasser war schon erstaunlich warm, na ja aus meiner Sicht – ich bin da ziemlich abgehärtet.

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Strandansicht Psili Ammos

Doch es ging auch luxuriöser: Am Strand von Agrio Livadi schmauste ich leckere Hähnchen-Suflaki in der schlichten Taverne und gönnte meinen Bandscheiben ausnahmsweise einen Liegestuhl.

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Agrio Livadi

In der zweiten Hälfte meines Aufenthaltes zog Brigitte, eine Malerin aus Rosenheim, neben mir ein. Sie kannte die Insel aus früheren Aufenthalten wie ihre Westentasche. Gemeinsam umwanderten wir fast die gesamte Küste auf einsamen, manchmal nur zu erahnenden Pfaden. Wenn’s gar nicht anders ging, kletterten wir über Trockenmauern oder stemmten wacklige Holzgatter auf. Ziegen, Eidechsen und Geckos, aber zum Glück keine einzige Schlange, waren auf Stunden die einzigen Begeg-nungen. Ich sammelte eifrig Wildkräuter und bin nun für einige Zeit eingedeckt mit Thymian, Oregano, Rosmarin und Dill.

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Wanderung Lefkes-Kampos

Meine Gastgeberin Polli, bestand darauf, mein Studio jeden Tag zu putzen und frische Wäsche zu bringen. Nur mit Mühe konnte ich sie davon abbringen, auch noch meinen Abwasch zu machen. Sie verwöhnte mich fast täglich mit kleinen Leckereien. Doch damit nicht genug: am letzten Abend luden mich Theologos und Polli zu einem griechischen Abendessen am Hafen ein.

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Abschiedsessen

Am nächsten Tag trug mich die gute alte Fähre „Nissos Kalymnos“, die wirklich nur noch von Farbe und Zuversicht zusammen gehalten wird nach Samos. Dort musste ich, ebenso wie einen Tag später in Athen, nochmal übernachten.

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Fähre Nissos Kalymnos

Nun müsst Ihr nicht glauben, dass meine Sehnsucht nach Griechenland gestillt ist, mein Fernweh ist ärger denn je zuvor.

Dies berichtet die geplagte Anne!

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Sonnenuntergang

Autor: mogli91

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