Ein Erlebnisbericht der besonderen Art
Zum zweiten Mal stehe ich vor der Klosterpforte der Kapuziner in Stühlingen. Nach dem läuten der Eingangsglocke, die man im gesamten Kloster hören kann, werde ich sehr freundlich empfangen. Es ist wie eine Heimkehr, ich fühle mich hier zu Hause, ein sehr schönes Gefühl.
Mein erster Blick am Morgen im Juli 2008.
2008 im Juli war ich zum ersten Mal in Stühlingen, 14 Tage, eine unvergessliche, schöne, harmonische und friedliche Zeit.
In meiner ersten Nacht im Kloster hörte ich eine Stimme in meinem Traum, die klar und deutlich zu mir sagte: "Du bist noch nicht am Ende deines Weges, du musst noch weitergehen". Was immer dass heissen mag, es hat mich zum Nachdenken gebracht.
Blick in den Chor.
Wie kommt ein "Evangelischer" in ein katholisches Kapuzinerkloster?
Seit Jahren lässt mich dieser Gedanke nicht mehr los. Aus allen Richtungen fliessen Informationen über dieses Thema zu mir. Also suche ich im Internet, nach einem Kloster, welches Gäste aufnimmt. Ich suchte ein Kloster zum Mitleben, nicht als Hotelgast oder Seminarteilnehmer. In dem man so weit wie möglich ins gemeinsame Klosterleben integriert wird, beim Beten, Arbeiten und Essen.
Beim Frühstück!
Nachdem ich mich mit einer E-Mail für zwei Wochen angemeldet hatte, stand ich Wochen später, am 12.Juli 2008 um 15.00 Uhr das erste Mal an der Klosterpforte.
Mein Zimmer ist wie alle Zimmer einfach ausgestattet, ein zweitüriger Schrank, ein Bett, ein Nachtkästchen, und ein Schreibtisch.
Er ist immer für Dich da, du musst nur an Ihn glauben.
Es fällt mir leicht auf Fernseher und PC zu verzichten, es gibt zwar zwei Fernsehapparate im Kloster, aber kaum jemand sitzt davor! Warum auch, in der kälteren Jahreszeit sitzt man abends im Kaminzimmer und in den sommerlichen Zeiten auf der überdachten Terrasse im gemeinsamen Gespräch!
Immer lustig, immer fröhlich, besonders nach der Showeinlage des Fotografen!
Die Klostergemeinschaft besteht aus fünf Kapuzinerbrüdern und drei Schwestern der Reuter Franziskanerinnen, dazu kommen 12 Gäste.
Nicht als Zuschauer, sonder mit der Möglichkeit, den Alltag mitzugestalten.
Gemeinsame Mahlzeiten!
Wir nehmen teil am klösterlichen Leben, im Gebet, an der Arbeit und den gemeinsamen Mahlzeiten und leben so im Geiste des heiligen Franziskus.
"Beten und arbeiten".
Klosterkirche mit der Kapelle Maria Loretto!
Kommen kann jeder, Mindestalter ist 17 Jahre, der sich auf den beschriebenen Tages - und Wochenrhytmus einlassen kann, wer nicht nur Zuschauer sein will, sondern diese Leben mitgestalten und mitleben möchte, ist herzlich willkommen. Ganz gleich welchen Geschlechts, welcher Nationalität, welcher Konfession oder Religion.
Küchendienst
Anreisetag ist Samstag zwischen 15.00 und 17.00 Uhr.
17.30 Uhr ist die Einführung ins Stundengebet, 18.00 Uhr Vesper, anschliessend Abendessen. Nach dem Essen gemeinsames abräumen und abwaschen.
20.30 Uhr Begrüssungsrunde, jeder stellt sich vor.
21.30 Uhr Komplet, anschliessend Nachtruhe. Den Rhythmus des Tages mit seinen Gebets- und Arbeitszeiten empfinde ich als Stärkung. Die Aufgaben sind vielfältig, von der Fütterung und Betreuung der Tiere, über die Küchenarbeiten, arbeiten in der Wäschekammer, bis zu harten Gartenarbeiten, jeder macht was er kann und will, ohne jeglichen Druck und ohne Stress. Arbeitszeit ist Montag bis Donnerstag ca. 3 Stunden pro Tag. Die Nachmittage stehen zur freien Verfügung, zweimal in der Woche werden Gruppen- und Bibelgespräche angeboten. Einzelgespräche sind jederzeit möglich.
Blick auf den winterlichen Klostergarten!
Der Tag endet mit der Komplet (Tagesabschlussgebet), der mit Musikeinspielungen verschönert, den Tag Revue passieren zulässt.
Die vier Gebetszeiten pro Tag geben mir eine feste spirituelle Struktur.
Der Freitag ist der "Tag der Stille", man spricht nur das Notwendigste. Man hört mehr was um einen herum "passiert", der Umgang mit sich selbst verändert sich, man sieht sich und seine Umwelt mit anderen Augen. Ich kann es kaum beschreiben, aber es geschieht etwas Wunderbares.
Dieses Mal ist einiges anders für mich, ich hatte mich zum Vollfasten angemeldet, zusammen mit
Br. Heribert habe ich am Aschermittwoch eine zehntägige Zitronensaftkur begonnen, diese Zeitspanne habe ich, weil ich so viele positive gesundheitliche und seelische Veränderungen verspürte, bis Gründonnerstag ausgedehnt.
43 Fastentage!
Von Gründonnerstag bis einschliesslich Karsamstag hatte ich vegetarische Aufbautage. Seit Ostersonntag esse ich wieder "normal", aber viel, viel weniger und mit viel mehr Genuss. Weniger ist mehr. Ohne die seelische Unterstützung im Kloster und die Impulsstunden hätte ich das nicht geschafft. Dankeschön, vor allem an Br. Heribert.
Immer eine tolle Stimmung!
Mein Arzt fragte mich: Was macht sie so glücklich und zufrieden im Kloster?
Ich dachte eine kurze Zeitspanne nach: Es ist die Summe aller Dinge, diese Art zu leben mit seinen festen Tages- und Wochenstrukturen, die festen Gebetszeiten, die Gemeinschaft, alles gemeinsam zu tun, gemeinsam beten, gemeinsam arbeiten, gemeinsam essen, gemeinsam abräumen, abwaschen, abtrocknen.
Aber auch sich zurückziehen können, wenn man alleine sein will. Kein Stress! Das einfache Leben, der freiwillige Verzicht auf unnötige Dinge.
Der grosse Effekt beim freiwilligen Verzicht auf unnötige Dinge, ist nicht etwa ein Mangel, sondern ein Gewinn an Lebensqualität.
Gebetsraum
Ohne Vorurteile wird hier jeder so akzeptiert und anerkannt wie er ist. Hier wird niemand an seinen Fehlern gemessen, wie es in unserem Leben so üblich ist!
Hier bin ich Mensch, hier darf ich`s sein.
Der scheinbar einfachste Weg im Leben ist oft der effektivste!
"Es ist mir vollkommen klar geworden, es gibt keine Gottlosigkeit, denn Gott wird man nie los"!
Noch ist nicht aller Tage Abend, ich komme wieder keine Frage.
Infos über unser "Kloster zum Mitleben!
Sommersitz!
Kapuziner
(folgende Links/ Stichworte verfolgen: kapuziner in Stühlingen, Rheinisch-Westf. Provinz).
Artikel Teilen
Artikel kommentieren