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Für nur Zwofufzig...

Wahrscheinlich könnt ihr euch bei diesem Sonnenschein gar nicht mehr vorstellen, wie das Wetter am Donnerstag die Woche war.
Jedenfalls ein paar Tage zuvor haben mein Wanderkumpan und ich diesen Auftakttag für die Saisoneröffnung 2018, genau an diesem Donnerstag beschlossen. Vorher wurden nur einige leichte Touren in der berglosen Ebene absolviert in leichtem Schuhwerk.
Unsere desperaten Houswifes stießen gegen uns wüste Beschimpfungen aus, wovon die harmloseste „Ihr Zwei seid total plemplem“ war.

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Gut, von unten von der Südseite aus waren nur noch Schneereste zu sehen aber wie sah es tatsächlich oben aus? Auf Bitten meiner Herbstzeitlosen zog ich wenigstens die Bergstiefel an, was sich als äußerst günstig erwies und ich ihr innerlich um Verzeihung bat, was ich sonst selten tue.
Schon von meiner fußläufig anzusteuernden Bushaltestelle sah ich von den Bergen nichts mehr, bis ab geschätzten 500m Höhe. Ein steifer Wind pfiff und es war, man kann ruhig sagen etwas kühl. Ein Zurück um vor den Damen auf den Knien um Gnade zu flehen, damit sie uns wieder aufnahmen, kam auf keinen Fall in Frage.

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Am Busbahnhof wartete bereits mein Freund am Bus mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Am Steuer des Roten Höhenbuses saß eine Frau der Art Christine Neubauer oder kurz gesagt ein Prachtweib. An jedem Finger trug sie Gold, ihr tief ausgeschnittener mit Strass besticktem Pulli machte auf mich einen solchen Eindruck, dass das Wechselgeld aus meiner zitternden Hand glitt, als sie mir die Fahrkarte für Zwofufzig reichte. Ich wünschte mir insgeheimen, sie möchte sich bücken aber das tat sie nun doch nicht und so suchte ich die Groschen mit hochroten Kopf zusammen, wobei ich ihre Füßchen mit rotbelackten Zehennägel, die in Sandalen steckten, bewunderte.

Okay, das waren für uns die besten Voraussetzungen um die umnebelten Gebirge zu vergessen, denn Conny, so hieß die Traumfrau, fuhr den riesen Schlitten grundsätzlich mit der linken Hand, während die rechte lässig auf der Armlehne ruhte. Nur in den Haarnadelkurven, von denen es einige gibt, fuhr sie zweihändig.
Unterwegs stieg noch eine Kopftuchfrau zu uns und sah unsere Rucksäcke und meinte: „Ihr seid totale verruckte, oben liegen viele Schnee“
Das alles machte uns nicht verruckte und Conny schipperte uns elegant nach oben, so auf knapp unter die 1ooom Marke. Zischend öffnete sich die Bustüre, wir mussten in die Kälte hinaus.
„Hi, Jungs habt einen schönen Tag,“ sagte sie und ließ uns alleine in der weißen Wildnis.

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Mit gezwungener Fröhlichkeit schwangen wir unsere Proviantrucksäcke auf den Rücken und gingen bergaufwärts.
Um uns das Leben etwas angenehmer zu gestalten, nahmen wir eine alte Militärstraße, auf der Witzbolde alle 50m eine Markierung angebracht hatten, wie weit es noch zu steigen sei.
Um so höher wir kamen um so aggressiver wehte uns ein Wind um die Ohren und es begann leicht zu schneien. Kurz vor der Bergkuppe gaben wir unseren Plan auf, weil der Schnee immer intensiver auf dem Weg vor uns wurde und die Wolken uns nur wie blinde Hühner herum torkeln ließen.
Nach kurzer Beratung und einstimmigen Beschluss traten wir den Rückzug an, um am Mummelseehotel einen Kaffee zu trinken und dann möglichst mit einem Bus (wir dachten vielleicht mit Conny) nach unten zu fahren und uns unten in der Ebene noch etwas die Beine zu vertreten.
Der schmale Pfad nach unten, halsbrecherisch mit einer Schneeschmiere versehen, erlaubte uns trotz Oberschenkelhalsbruchgefahr eine Aussicht über die Rheinebene hinweg bis zu den Vogesen und wir sahen das Tal im Sonnenschein liegen, während wir dort oben in der Kälte herumtappten.
Am Mummelsee war alles ruhig. Fast keine Touris, die sich sonst dort oben tottrampeln. In der Wirtsstube bestellten wir 2 Cappuccinos und 2 Butterbrezeln. Solch kleine Brezeln habe ich noch nie in meinem Leben gesehen, aber sie kamen auf einem großen Teller serviert mit silbernem Besteck.

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Mein Wanderfreund, immer zuständig für die Logistik, blies zum Aufbruch für den Bus abwärts, aber er hatte sich vertan. Der fuhr erst in einer Stunde 15 Minuten.
“Wos meenste Kollescheche“, er stammt aus Sachsen, „wenn mr des kleene Stückschen obwärts loofen bis zur nächschten Holdestelle“. Besser als warten und so marschierten wir los im Laufschritt über ausgewiesene Gämsenpfade, bis zur angepeilten Haltestelle und er meende - "gute Zeet geloofen". Er zog wieder seinen Fahrplan zu Rate lief damit zum Fahrplanausdünnung und verkündete freudestrahlend: „Nu nu in Finfzehne Minuden oder so müssder wohl gommen.“ Da hätte ich bereits aufhorchen sollen. Er gam nüschde und so begannen wir die mitgeführten Ostereier, die Ostern überstanden hatten, aufzuessen.
Erneute Beratung, der Wind hatte aufgestarkt und wir froren wie die Schneider und so wurde beschlossen, erneut dem nächsten Bus den Weg abzuschneiden und in einem Tempo, wie Napoleonstruppen einst marschierten, die nächste Haltestelle anzupeilen. Wieder fast 1,5 Stunden Laufschritt.
Diesmal kam der vermaledeite Bus tatsächlich und wir warfen uns erschöpft in die Sitze.
Natürlich war Conny nicht mehr an Bord. Der Busfahrer lachte, da müsst ihr halt mit mir vorlieb nehmen. Jedenfalls war es besser als wieder zur nächsten Haltestation zu eilen.

Was man für Zwofufzig doch alle erleben kann, inklusive einem tüchtigen Muskelkater...

Autor: Fiddigeigei

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