Graffiti-Kunst in der Colab-Gallery in Weil
Unter der Fragestellung " Kunst oder Schmiererei ? ( Teil I)" stand der Ausflug unserer FA-Gruppe in die Colab-Gallery nach Weil/Rh.
Klein war das Grüppchen, groß das Erstaunen über das, was uns der Kurator Stefan Winterle in 1 1/2 Std. zu diesen, als offiziellen Kunststil "Urban Art" anerkannten Exponaten erzählen konnte.
Was gemeinhin als "Schmiererei" angeprangert wurde und wird, hat sich zur Kunst entwickelt. Heute können sich "Writer ","Sprayer" oder wie sie sich auch nennen, mit ihren Graffiti-Kunstmappen sogar an Akademien für ein Kunststudium bewerben.
Die Colab-Gallery möchte dazu beitragen, diese Kunst aus der "Schmuddelecke" zu holen.Dazu werden ganzjährig Führungen für Schulen, Gruppen oder Einzelpersonen angeboten.
Fachleute sprechen von 18 verschiedenen Stilen, angefangen vom "Writing", dem Kratzen des Namens in Mauerwerk bis zu "Sprayern", die ganze Zugwaggons mit ihrem Pseudonym (Alter Ego) "verzieren" um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern.
Die wohl bekanntesten Graffitis in Deutschland befinden sich in Berlin an den Resten der Berliner Mauer, der "East Side Gallery".
Bei unserer Führung brauchte es etwas Zeit, das Auge mit den Motiven vertraut zu machen.Hilfreich war auch der kleine Film über die Entstehung einiger der in der Ausstellung gezeigten Werke.
Dieses (obige) Graffiti stammt von dem in Basel geborenen Sweetuno, der sich seit 1989 dem klassischen Graffiti verschrieben hat.Der Autor, Regisseur und Bühnenschauspieler schrieb sein erstes Theaterstück über Graffiti mit dem Titel "Sky is the limit", Erstaufführung 2014.
Der in Dortmund geborene MASON sticht durch seine akkurate, geometrische Darstellung seines Namens besonders hervor. Hier hat auch der Laie keine Mühe, seinen Schriftzug zu entschlüsseln. Reisen in viele europäische Länder haben ihn und seine Werke weit über die Grenzen Europas hinaus bekannt gemacht.Er hat über sein Schaffen ein Buch geschrieben, welches derzeit vom Englischen ins Deutsche übersetzt wird.
Der bekannteste italienische "Writer" ist DADO. Seine dreidimensionalen Graffitis entstehen durch gewundene Bänder, die miteinander verflochten sind. Am Anfang steht oft eine Bleistift-Skizze , die dann auf die Wand übertragen wird.
Staunend standen wir vor diesem Kunstwerk und fragten nach, ob das denn auch Graffiti sei? DEMSKY ist ein spanischer Graffitikünstler und absoluter Perfektionist. In tagelanger Arbeit wurden kleinste Karos abgeklebt und sein "Writing" in Farben dargestellt.Er ist stets auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen für seine Kunst.
Der in Paris geborene FUNKO entwickelt seine Schriftzeichen stetig weiter und ist, wenn er nicht gerade Graffitis erstellt Art-Direktor der Skate-Marke Haze Wheels. Viele Auftragsarbeiten im Bereich Illustration und Grafikdesign tragen seinen Namen.
Bereits mit 14 Jahren begann der in Barcelona geborene MARTI SAWE mit Graffiti-Writing. Nach dem Kunststudium arbeitete er als Illustrator, wobei er Hobby und Beruf auf Reisen und Ausstellungen in der ganzen Welt verbinden konnte.
SICOER stammt aus dem polnischen Krakau und und sein Hauptinteresse gilt der klassische Kalligrafie. Auch hier ist es für den Laien schwer, den Namen des Künstlers aus dem Graffiti herauszulesen. Dank kompetenter Hilfe des Kurators haben wir das nun gelernt!
Der Brasilianer SALMOS ist der letzte der acht eingeladenen Graffiti-Künstler, die ihre Arbeiten noch bis zum 16.Mai 2020 in der Colab-Gallery ausstellen. Er mischt seine Motive aus Comicfiguren und Buchstaben zusammen, auf den ersten Blick für uns nicht als Graffiti zu erkennen. Seine Ausstellungen und Auszeichnungen in New York - da wo das Graffiti eigentlich herkommt - sowie weitere Ausstellungen in Manila/Phillipinen sagen viel aus über seinen Bekanntheitsgrad auf der ganzen Welt.
Beeindruckend ist die Vielfalt der Kunstwerke , die alle käuflich zu erwerben sind. Die Preise liegen zwischen 50,00 und 4.800,00 €.
Von jeder Ausstellung kauft die Colab-Gallery einige der Werke auf und viele haben inzwischen eine erhebliche Wertsteigerung erfahren.
Nach soviel Fachwissen einerseits und Begeisterung andererseits könnte man geradezu von einer "Bewusstseinserweiterung" unserer Feierabendgruppe sprechen. Ganz sicher werden wir künftig Graffitis mit anderen Augen ansehen und auch versuchen, denen die nicht dabei waren, diese Art von Kunst nahe zu bringen.
Unisono können wir den Besuch der Graffiti-Ausstellung im Areal des Carhartt-Outlets ins Weil nur empfehlen.
Ein herzliches Dankeschön an den Kurator Stefan Winterle und sein Team, auch dafür dass wir die Bilder auf unserer Seite veröffentlichen dürfen und seine Texte mir als Laie zur Verfügung standen.
Der Teil II zum Thema Graffiti wird am 26.April eine Führung der VHS Lörrach unter der grossen Autobahnbrücke in Lörrach sein, wo wir sogar selbst "spayen" dürfen.
Vielen Dank auch an Bernd, der die Kunstwerke ins rechte Licht gesetzt hat.
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