Zwei Kunstausstellungen

Ein bitterkalter Sonntag, der 5. Februar 2012, dies machte uns aber nichts aus. Doch, ein paar Mitgliedern schon, erst genossen sie einen leeren Zug, dann mussten sie in der Kälte am zugigen Bahnsteig in Weil ausharren – ein richtiger Härtetest! Gleichzeitig genossen andere ein warmes Getränk in einem gemütlichen Lokal.




Die Belohnung folgte in den Ausstellungsräumen zweier Künstler, die unterschiedlicher ja gegensätzlicher nicht sein können, sei es im Umgang mit den Malutensilien, dem Material, der Vielzahl von Kunstobjekten und auch dem Charakter, sowie der Lebenseinstellung und Umständen.


Zuerst besuchten wir die Galerie Ars Nova und ließen uns von den Kunstwerken (Drucke in verschiedenen Techniken) des Friedensreich Hundertwasser berauschen. Trotz buntesten Farben sieht man keine wirren Farbkleckse, nein, alles ist gewollt geordnet in einer schönen Grafik (mein subjektives Empfinden).
Die 3 € Eintritt bezahlten wir gerne, denn es war alles genauestens beschrieben und ausgeschildert und dann konnten wir noch einen künstlerisch gestalteten Dokumentarfilm anschauen, der aufschlussreich über das Leben, Schaffen und die Philosophie des Friedrich Strowasser geb. 1928, gest. 2000 Einblick verschaffte.




Charaktere: Kriecher - Schläfer - Träumer - Denker und was bedeudet dieses Bild?
Friedensreich Hundertwasser (Künstlername) wie man ihn kennt, wurde in Wien als Halbjude geboren und kath. getauft - Nein, eigentlich gibt es keine Halbjuden (wie ich gestern am Fernsehen erfahren musste), denn wer von einer Jüdin geboren wird oder wurde ist Jude. - Fast die ganze Verwandtschaft hatte er verloren, nur seine Mutter konnte er vor dem Unheil in der schrecklichen Zeit bewahren. Sein Verhältnis zu ihr war rührend innig und verständnisvoll. Sie malte auch, allerdings einen ganz anderen Stil, den er voll akzeptierte und schätzte.




Es gäbe viel zu schreiben, aber ich muss ja keine Biografie eines Künstlers verfassen, sondern schreibe nur nieder, was mich selbst inspirierte oder für bemerkenswert halte. So sagte er, dass er die Regentage besonders liebe – in der Sonne verblassen die Farben! Überhaupt war Wasser sein Element, das man vielfach in seinen Werken sehen kann, sei es das Meer, Flüsse, Regen oder Tränen, die in Massen fließen.

geschlossene Fenster und Tränen über Tränen

Thema Wasser - Land /jap. Holzschnitt

(Siebdruck mit Metallprägung
Er hasste die sterilen Hochhäuser ohne jeden Scharm und war untröstlich, dass seine abstrakten Vorschläge anfangs kein Gehör fanden. Inzwischen gibt es berühmte Hundertwasser - Gebäude, die große Attraktionen und Blickfänge sind.



Auf diesem Bild hat er die Architektur personifiziert -
der Kopf ist ein Haus, die Quadrate bedeuten Fenster.
Zurück zur Natur in jeder Beziehung war sein Ideal, so war er Nudist durch und durch – im Film konnte man ihn öfter nackt sehen (begrenzt natürlich – lach!).

Auf diesem Bild sind die Bäume wichtig

Jap. Holzschnitt
Auf seinem kleinen Schiff, das er selbst baute und feststellen musste, dass es verkehrt konstruiert war, lebte er oft mit einer schwarzen Katze und einem schwarzen Hund zusammen. Seine Bemerkung im Film: ‚ich liebe Schwarz, das ist die einzige wirkliche (oder wahre?) Farbe!‘ hat mich außerordentlich irritiert. Das sagt ein Künstler, der solche bunten Kunstwerke kreiert?


Sein Schiff nannte er "Regentag".

In seiner Schaffenszeit hat er mit japanischen Druckmeistern zusammengearbeitet, was man auch an der Signatur auf seinen Bildern sehen kann, die wie ein Fingerabdruck sind, bei Japaner und Chinesen obligatorisch.

Hauptmotive: Fenster - Spirale - Mensch

Spirale bedeutet Festung - die dolchartigen Zacken Haifischzähne


„Genug Hundertwasser“ – wir gingen wieder in die Kälte und querten ein paar Straßen bis zum Paul Ibenthaler Haus wo noch eine außergewöhnliche Kunstausstellung zu sehen war. Diesmal von dem zu Unrecht unbekannten Maler Ernst Schleith – diese Gegensätze!
Diese Ausstellung wurde mit „Hyperrealismus aus der Einsamkeit“ plakatiert und ich musste mich erst einmal schlau machen, was genau damit gemeint war, was natürlich punktgenau zutrifft.



Ernst Schleith, geboren im Kleinen Wiesental (1871 -1940) ist sein Leben lang seiner Bleistiftmalerei treu geblieben, das so perfektioniert ist, dass man oft nicht weiß ob es sich um eine alte Schwarz-Weiß-Fotografie handelt oder tatsächlich gezeichnet ist. Mit Farben hat er sich nur kurz in seiner Studienzeit beschäftigt, mag es an der Armut gelegen haben. Alles hat er wochenlang bis ins kleinste Detail naturgetreu wiedergegeben. Als einsamer Wanderer ständig mit seiner Staffelei unterwegs, sind seine Menschen meist unbedeutend klein auf seinen Bildern ausgefallen, was sagt uns das?






Ernst Schleith war wohl zeitlebens ein sehr einsamer, unverstandener und zugleich armer Mensch. In Wieslet im Kleinen Wiesental wurde seine damalige Wohnkammer unter dem Dach des alten Schulhauses, die ihm der Bürgermeister zur Verfügung stellte, als Museum hergerichtet. Ich stand einmal drinnen – ein Bett – ein Tisch – ein Ofen - eine Staffelei und diese eindrücklichen Bilder an den Wänden! Meine Gedanken: ‚Diese Einzigartigkeit müsste man mehr Menschen zugänglich machen, wer kommt schon nach Wieslet?!‘ Genau dies verfolgten nun die Verantwortlichen des KUK (Kunst und Kultur im Kleinen Wiesental) und so sind momentan 50 Original - Schleithbilder in Lörrach zugänglich, von denen er etwa 600 geschaffen haben soll.







Nun ging es in ein Café um sich noch etwas auszutauschen bis alle in Richtung „warme Stube“ aufbrachen.
Bin ich froh, dass ich diese Ausstellungen ausgeschrieben hatte, so musste ich mich aufraffen und wurde mehr als reichlich beglückt und belohnt und mit neuen Gedanken beschenkt! Mich würde freuen, wenn dies alle 17 Beteiligten auch so erleben konnten.
Herzlichen Dank den Fotografen:
oleander - Anke, Zahnrad - Erwin, shanai - Käthe

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