Im Artdorf Ötlingen am 02. Januar 2023

Wir trafen uns im interessantesten Café im weiteren Umfeld, dem „Café Inka“. Groß ist das Café nicht gerade, begehrt ist es allemal, denn man muss sich frühzeitig darum bemühen Plätze zu erhalten, damit man die historischen Schätze genießen kann. Diese befinden sich als Tapete an den Wänden. Wiederentdeckt wurden die in der Pariser Manufaktur Dufour&Leroy 1819 mit mehr als 2000 Holzdruckstöcken in 83 Farben gedruckten Tapeten im Jahre 1988.

Nicht nur die Farbenpracht und die damalige Herstellung sind eine Sensation, sondern auch die sehr gut erhaltenen Darstellungen. An drei Wänden zeigt sie Ereignisse aus dem Leben der Inkas (13.-16. Jh.) vor der Zerstörung ihres Reiches. Die Bildfolge ist noch vollständig erhalten.

Wir haben uns nicht so intensiv mit den Motiven beschäftigt, weil wir uns Vieles mitzuteilen hatten und entsprechend laut ging es in dem ehemaligen Gasthausraum zu. Wohlgemerkt aber nicht nur wegen uns war der Geräuschpegel so hoch, denn jeder Stuhl war besetzt und, als wir aufbrachen, stand schon die nächste Gruppe bereit, unsere Plätze einzunehmen.
Außerdem wissen alle, dass sie nun die Bilder in Ruhe am PC betrachten können

Anschließend bummelten wir durch das Künstlerdorf, entdeckten an allen möglichen Haus- und Scheunenwänden und auch in verschwiegenen Ecken ein Gemälde oder eine Plastik. 100 Kunstwerke sollen sich insgesamt im Ort befinden, davon ca. 90 Bilder und 10 Plastiken.

Zwei historische Trotten sind im Ort auch zu sehen, denn Ötlingen ist nicht nur Kunstdorf sondern auch Weinort!

Dies konnten wir von Gerhard Hanemann, dem ursprünglichen Initiator und Ideengeber der ganzen Schau des Dorfes erfahren, den wir in seinen Räumen anschließend auch noch besuchten.

Ötlingen mit Sicht über das Dreiländereck am Rheinknie, hat schon immer Kunstschaffende angezogen und so war es für Hanemann logisch, die in einem Ort in Italien gesehene Idee in seinem Wohnort zu etablieren. Es fließt kein Geld, es gibt keinen eingeschriebenen Verein, sondern die Umsetzung geschieht rein privat. Die Künstler können sich bewerben, müssen ihr Kunstwerk wetterfest machen und stellen es kostenlos für eine gewisse Zeit zur Verfügung. Ebenso stellen die Gebäudebesitzer ihre Wände und Gärten bereit.

Dass solch wunderbare Initiative Menschen aus nah und fern anzieht und ein Ort bekannt wird, dürfte klar sein. Auch das Umfeld ist interessant. Man kann durch den Wald oder durch die Rebberge wandern und ringsum die weite Sicht ins Ländle, nach Basel und den Jura oder ins Elsass mit den Vogesen genießen. Nur uns war an diesem 02. Januar keine klare Sicht vergönnt, die Wolken wurden dichter und es begann alsbald zu nieseln.

Den Abschluss unseres Tages verbrachten wir in der „Galerie und Kunstdruckwerkstatt Hanemann“. Vom Erdgeschoss bis unter den Dachfirst zeigt er nicht nur seine eigenen Gemälde sondern auch verschiedenste Werke anderer Künstler.

Für Fragen stand er uns bereitwillig zur Verfügung und bewirtete uns obendrein auch noch mit Getränken – "herzlichen Dank" -