Chienbäse und Feuerwagen
Riten und Bräuche gibt es viele zum Frühlingsanfang oder zur Winteraustreibung, aber einen Chienbäse und Feuerwagenzug kann man nur in Liestal erleben. Der spektakuläre Fackelzug am Sonntagabend entspringt einer uralten Kulthandlung. Es wird ein großer „Wällemaa“ (Holzstoß) auf dem Burghügel entzündet und das Feuer in das Tal ( Stadt) getragen und so wird der Winter gebrochen mit der wärmenden Kraft der Sonne.
Chien bedeutet Span und ist aus harzreichem Kiefernholz, aus dem ein Besen gebunden wird, das die Gemeinde kostenlos für diesen Zweck abgibt. Die Chienbäse werden an einem bestimmten Platz gebunden und sind 20 – 100 kg schwer. Die Bedingung ist, dass der Träger diese Last mindestens hundert Meter weit ohne abzustellen tragen kann!
Immer auf der Suche nach einem interessanten Angebot, wollte ich dieses Spektakel unseren Mitgliedern zeigen. Gottlob ist es Oscar gelungen einen zauberhaften, urchigen Keller ausfindig zu machen, wo wir gemütlich ein zünftiges Fondue essen konnten. Nicht weit vom Bahnhof und mitten im Geschehen, hatten wir genügend Zeit uns den Köstlichkeiten auch flüssiger Natur hinzugeben und uns ausgiebig zu unterhalten. Wir waren ganz unter uns – fast unglaublich bei den vielen Menschen die den Ort Liestal überschwemmten.
Der Abstieg in den Keller war schon etwas abenteuerlich und für den Aufstieg konnte man sich an einem Seil hoch hieven! Jedenfalls hatten wir viel zu lachen und das soll ja gesund sein! Um den Chienbäse anzuschauen, brauchten wir nur vor das Lokal stehen und schon hatten wir einen prächtigen Aussichtsplatz. Oscar hat sogar für die Fußschwachen eine Sitzmöglichkeit hinter dem Fenster besorgt – einfach toll und umsichtig!
Plötzlich gingen alle Lichter aus, ein erwartungsfrohes Raunen ging durch die Menschenmasse und die Spannung stieg. Den Guggen, Trümmeler und Pfiffer folgten viele Gruppen mit Fackeln und Laternen, die hübsch bemalt waren. Auch größere Sujets wurden mit lokalen Ereignissen geschmückt getragen. Auffällig waren die vielen Kinder, die stolz ihre Laternen und Sujets präsentierten.
Dann kamen die Feuerbesen / Chienbäse – welch Faszination das Feuer doch hat! Selbst kleine Kinder waren dazwischen und nicht selten schweißüberströmte Männer, die eine sehr schwere Last stemmten. Witzige Träger gab es auch mit Grillwürsten auf dem Kopf, die nebenher gebraten wurden, wenn nicht geröstet.
Überall waren die Feuerwehrleute präsent, die immer wieder abgefallene, brennende Späne austraten. Für ernste Vorfälle waren die Feuerwehrschläuche entlang der Straße bereits gelegt, um sofort eingreifen zu können. Es ist schon erstaunlich, dass diese Tradition aufrecht erhalten wird bei der Gefährlichkeit.
Dann kam der Höhepunkt, die mächtigen Feuerwagen – richtige Feuerspeier, beladen mit bis zu 8 Ster loderndem Holz! Sie wurden von der Menschenmenge mit Anfeuerungs – und Jubelrufen begeistert empfangen. Die Wagen sind aus Eisen mit Vorspann zum Ziehen an Ketten und Nachspann um bremsen zu können. Da konnte man schon fast Angst bekommen in den engen Straßen, Häuser mit Holzläden und den Bäumen. Das Feuer brannte lichterloh bis zu den Giebeln dreistöckiger Häuser und wir mussten uns vor der Hitze abdrehen. Die Funken sprühten und nahmen die ganze Straßenbreite ein. Es gab einige, die blitzschnell ihren Mantel abklopfen mussten. Das Konfetti am Boden sah aus als wären Millionen Glühwürmchen unterwegs.
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