11. Basler Träff 2015
Unser Werksführer, Herr Kammerer, der über 40 Jahre bei der KBC beschäftigt war und sich nun im Ruhestand – besser gesagt Unruhestand - befindet, ist noch immer teilzeitmäßig bei KBC beschäftigt. Er pflegt u.a. das Museum, bildet Lehrlinge aus und sagt von sich „er sei hier geboren und gefühlte 1000 Jahre hier beschäftigt“.
Das in Lörrach ansässige Unternehmen KBC, mit seinen 450 Mitarbeitern, ist ein deutsches Textilunternehmen mit einer 270-jährigen Tradition. Es gehört zu den bedeutendsten Stoffdruckunternehmen Europas und ist in mehr als 16 Ländern weltweit vertreten und exportiert in 80 Länder der Welt, selbst nach China.
Auf der Pariser Weltausstellung 1864 erhielt KBC für seine Produkte eine Goldmedaille. "Kreativität und Schnelligkeit" seien die Stärken von KBC. Die Rohware kommt aus fast allen Ländern.
Unsere Führung beginnt im Bereich der sogenannten „weissen Ware“. Hier sehen wir riesige Berge weisser Stoffe auf Stapeln sowie auf großen Walzen, die nur darauf warten mit Farben und schönen Mustern Bekanntschaft zu machen.
Am Stammsitz in Lörrach, an dem sich die administrativen Bereiche als auch Produktionsabteilungen befinden, wird die Geschichte des Stoffdrucks erlebbar. Mit absolut hoher Fachkompetenz und höchstem Qualitätsstandard werden Branchentrends kreativ umgesetzt.
Schwerpunkte sind heute das Bedrucken von hochwertigen Bekleidungs- und Heimtextilien im Inkjet- und zunehmend Digitaldruck. Im Laufe unserer Führung können wir diese Drucktechniken live erleben.
Das Inkjet- Druckverfahren wird in der KBC seit 1990 angewandt. Daher hat die Firma in punkto Kreativität, Aufbereitung des Dessins, sowie in der Produktion sehr grosse Erfahrung. Die Daten des am Bildschirm vorbereiteten und bearbeiteten Musters werden direkt an den Drucker übermittelt, so dass der Druckvorgang sofort starten kann.
Die Inkjet-Technologie besticht nicht nur durch Kreativität, sondern setzt sich auch in Bezug auf die Ökologie von anderen Textildruckverfahren ab. Es gelangt nur die Farbe auf das Textil, die benötigt wird, außerdem gibt es keine Restfarben, sowie keine Schablonen.
Der Rotationsdruck, ein klassisches Druckverfahren, das auch bei KBC heute noch aktuell ist.
Der Druckvorgang wird in der Rotationsdruckerei mit Hilfe von Schablonen (Siebdruckwalzen) bewerkstelligt. Dabei wird die fertig eingestellte Farbe in die Schablone gepumpt und mit Hilfe einer Rakel durch die feinporigen Öffnungen der Schablone auf das Textil gebracht. Pro Farbe wird eine Schablone benötigt, auf den modernen Rotationsdruckanlagen können bis zu 19 Farben pro Dessin gedruckt werden. KBC hat 4 Rotationsdruckmaschinen und ist in der Lage bis zu 50.000 Meter, abhängig vom Dessin, pro Tag zu drucken. Für hochmodische Produkte, wie Ätzdruck, Flitter, Folie etc. ist die Rotationsdruckerei unverzichtbar.
Natürlich gehört die ganze Bearbeitung der Stoffe vor und nach dem Druck zu den wichtigsten Abläufen. Die Stoffe werden gewaschen, veredelt, gestreckt und getrocknet in mehreren Arbeitsgängen. Diese Maschinen sind z.T. bis zu 20 Meter lang.
Trotz technischer Hochleistung und Perfektion der Maschinen, entscheidet immer das menschliche Auge, ob das O.K. für das Produkt gegeben werden kann.
Im weiteren Verlauf unserer Führung kommen wir ins – ich nenne es mal so „Allerheiligste“- das Museum. Ein Fundus der besonderen Art sind die Musterbücher, Handmuster aus sage und schreibe der Jahre 1811 bis 1850, die in meterlangen, raumhohen Regalen aufbewahrt sind. Diese Bücher muten so altehrwürdig an, dass es keiner von uns wagt diese Kolosse (ca. 0,50h x 0,30b x 0,15t) aus den Regalen zu nehmen, obwohl Herr Kammerer es erlaubt hat. Wir konnten aber an einer langen weißen Theke die vielen Schubladen von beiden Seiten aufziehen und über den Inhalt nur noch staunen. Abertausende Muster aus der Vergangenheit sind dort aufbewahrt. Die Vielzahl der Kreationen war so überwältigend, unser Gehirn konnte gar nicht alles aufnehmen.
Ein Kunde der KBC, der aus diesen „Schubladen“ ein Muster auswählt und bei KBC produzieren lässt, muss für das Muster nichts bezahlen.
Wir hatten dieses Übermaß an Eindrücken noch gar nicht richtig verdaut, ging es weiter in den Bereich der „Zeichner“, wie es Herr Kammerer nannte. Überwiegend junge Mitarbeiterinnen saßen an überdimensional großen Bildschirmen, umgeben vom – wie es Herr Kammerer nannte - „kreativem Chaos“. Einige waren beschäftigt Kundenwünsche anhand von „haute couture Vorlagen“ zu entwerfen und drum herum stapelten sich Stoffmuster in unglaublich schönen Farben und Design. Manch eine von uns Frauen sah sich schon in einem Kleid aus dieser Stoff- und Farbenpracht.
Ein weiteres Standbein der KBC – Segeltuch.
Seit 1974 veredelt KBC erfolgreich Hochleistungssegel und „segelt“ damit an der Weltspitze mit. Segeltücher werden bei KBC mit den benötigten Eigenschaften ausgestattet.
Mit dem fast unerschöpflichen Wissen über die Firma KBC hätte Herr Kammerer uns noch den Rest des Tages und darüber hinaus beschäftigen können. Wir bedankten uns bei ihm mit einem kleinen Präsent für die informative Führung und wurden durch das „Drehkreuz der besonderen Art“ verabschiedet.
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Feierabend-Mitglied
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