Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

Für Gestaltung und Inhalt dieser Regionalseiten sind ausschließlich die jeweiligen Regionalbotschafter verantwortlich. Die von den Regionalbotschaftern eingegebenen und heraufgeladenen Inhalte unterliegen grundsätzlich weder einer Kontrolle durch Feierabend, noch nimmt Feierabend hierauf Einfluss. Hiervon ausgenommen sind werbliche Einblendungen und Beiträge die von Feierabend direkt eingestellt wurden und als solche gekennzeichnet sind.

03. Basler - Träff 2014

Eine kleine Zeitreise erlebte die Feierabend-Gruppe, die sich am Samstag, den 15.3.2014 in Neuf-Brisach traf.

neuf

Schon als wir, durch die Porte de Bâle kommend, die Autos hinter dem äußeren Wall abstellen, umgibt uns historische Atmosphäre. Ein kurzer Fußweg führt zur zentralen Place d’Armes. Und dort erwartet uns auch schon ein Kind der Zeit, der Gouverneur der Garnisonstadt angetan mit Kavalierssäbel, Dreispitz und dem in Frankreich für das Militär vorgeschriebenen Soldatenzopf. Er habe ihn mit Rosshaar verstärkt, damit er nicht so leicht abgeschnitten werden könne, versichert er uns „glaubhaft“. Es ist die erste seiner lustigen Schnurren, die er im Laufe der zweistündigen Führung in seine Erläuterungen einfließen lässt und die unseren Spaziergang durch die Festungsanlage heiter und kurzweilig machen.

neuf
Monsieur Laubanie Gouverneur
neuf

1641 sei er geboren versichert er, verschweigt uns aber, wo er zur Welt gekommen ist. In Neuf-Brisach kann es nicht gewesen sein, denn der Grundstein der Festung wurde erst am 16. Oktober 1699 gelegt, nachdem zwischen 1697 und 1698 das Land vermessen worden war. Wir glauben ihm natürlich seinen Gouverneursstatus, zeigt er uns am Place d’Armes doch den stattlichen Palais de Gouverneur, in dem sich seine Wohnung, ein Ballsaal und ein Raum für das Fechttraining befindet.

neuf
neuf

Aus erster Hand kann er uns auch erläutern, warum der Sonnenkönig Ludwig XIV. dem berühmten Sèbastian Le Prestre, uns allen bekannt unter dem Namen Vauban, den Auftrag gab, eine Militärfeste aus dem oberrheinischen Schwemmland zu stampfen.

neuf
neuf
...einer von vier Brunnen

Während des Dreißigjährigen Krieges eroberte Frankreich im Jahr 1639 die Stadt Breisach. Der Frieden von Rijswijk 1697, der den Pfälzischen Erbfolgekrieg beendete, bestimmte die Rückgabe der rechtsrheinischen Gebiete an Österreich. Dadurch sah sich der König gezwungen, die östliche Grenze Frankreichs neu zu befestigen.

neuf
neuf

Der geniale Festungsbaumeister Vauban entwarf in 10 Tagen diese, seine letzte Festungsanlage, sein Meisterwerk. Die Bedingungen waren ideal. Auf völlig freiem und ebenem Gelände konnte er eine nach allen Regeln der Militärkunst angelegte Verteidigungsanlage schaffen, ohne etwas Bestehendes umbauen zu müssen. Er entwarf einen achteckigen Doppelstern mit mächtigen Bastionen, Artilleriemauern, Gräben und Toren. In seinem Innern entstand eine schachbrettartig in 48 Blocks eingeteilte Stadt mit breiten Straßen, die schnelle Truppenbewegungen ermöglichten und der riesige, zentrale Exerzierplatz.

neuf
...zeitgenössisch kolorierter Kupferstich

„Monsieur Le Gouverneur“ führt uns durch die Porte de Belfort in die Wallanlagen der Festung hinein, macht erst einmal Halt an dem alten Rheinkahn mit Figuren des Breisacher Künstlers Helmut Lutz der dort vor Anker gegangen ist und berichtet uns dann, in seinem nicht so ganz leicht verständlichen Gemisch aus Elsässisch und Französisch, weiter über die Baugeschichte.

neuf
...vom ursprünglichen Zeughaus gibt es nur noch das Haupteingangstor
neuf
neuf
neuf

8000 Soldaten, 6000 Zivilisten, darunter 3500 Holländer wurden angeworben oder verpflichtet um von 1699 bis 1703 Neuf-Brisach entstehen zu lassen.
Auch von Sträflingen ist die Rede, denen nach geleisteter Fronarbeit Straffreiheit versprochen wurde.

(Anmerkung der Berichterstatterin: Flughafen Berlin, Baubeginn 2006, Fertigstellung?// Elbphilharmonie Hamburg, Baubeginn 2007, Fertigstellung?)

neuf
neuf

Neben den Arbeitskräften, denen für die Ansiedlung in der neu entstehenden Stadt langjährige Steuerfreiheit und Grundstücke versprochen wurden, wurden auch gewaltige Mengen an Steinen, Kalk und Holz benötigt. Das Baumaterial holte man vom Vogesenrand. Um es herbeizuschaffen, wurde eigens der Canal de Rouffach gegraben. Vier Tage brauchten die von Menschenhand gezogenen Schiffe für den Weg in die elsässische Ebene. Dafür wurde extra ein besonderer Schiffstyp entwickelt „Le Bateau de Neuf-Brisach“. Nach Fertigstellung der Festung wurde der Kanal wieder zugeschüttet, so dass heute nur noch Reste zu sehen sind. Um den großen Festungsbaumeister zu ehren, gab Napoleon I. dem Kanal den Namen „Canal Vauban“

neuf
neuf

„Monsieur Le Gouverneur“ nimmt uns mit auf einen Spaziergang durch die ausgedehnten und sehr gut erhaltenen Wallanlagen, die militärhistorischen, sachlichen Informationen dabei immer wieder gewürzt durch seine nicht ganz ernst zu nehmenden Anekdoten, die bei der Gruppe stets große Heiterkeit auslösen.

neuf

Zunächst zum sachlichen Teil der Ausführungen. Die moderne Festung liegt nicht, so wie mittelalterliche Burgen, auf Anhöhen. Sie ist niedrig, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.

Wir sehen den Kampfwall, bestehend aus dem sanft ansteigenden Vorgelände.

neuf
neuf
neuf

Es folgt das Glacis, die Erdanschüttung vor dem Graben, die zum Feind so abfällt, dass kein toter Winkel entsteht. Im Glacis befindet sich der gedeckte Weg für die Infanterie und diverse Vorwerke für die Artillerie, u.a. die Halbmonde und Zangenwerke.

neuf
...nicht einsehbar - beste Deckung

Erst nach Einnahme des Kampfwalls kann ein Feind an den Sicherheitswall gelangen, der versteckt hinter den Kampfwerken liegt. Er besteht aus Zwischenwällen und acht bastionierten Türmen, deren Mauern bis zu 3 Meter dick sind. Jeder Turm besitzt vier Geschütze auf einer Terrasse und vier weitere Geschütze in Kasematten. Die Kasematte in jedem Turm bietet ausreichend Platz für die Unterbringung von 300 Mann. In der Mitte der Kasematte ist eine Pulverkammer angelegt. An den Spitzen der bastionierten Türme sind kleine, hölzerne, runde Postenerker aufgestellt. Die Erker sind mit Beobachtungsöffnungen versehen. Bei einer Belagerung werden die Erker abgebaut, damit sie nicht als Richtpunkt für das Einschießen der Belagerungsartillerie dienen.

neuf

20 Potene, Durchgänge durch den Wall, und 4 Tore ermöglichen schnelle Truppenbewegungen. Wobei wir wieder bei den Fabeln unseres „Monsieur Le Gouverneur“ wären. Er erzählte uns nämlich, die Eingänge zu den Potenen seien eigentlich zu klein. Aber da sich die Deutschen unter den Soldaten häufig die Schuhe abgetreten haben, sei das Bodenniveau jetzt 30 cm niedriger und der Eingang nun groß genug. Von einer verunglückten zahnärztlichen Behandlung des Sonnenkönigs wird noch fabuliert oder vom lebendigen Fleischschmuggel unter den Röcken einer Elsässerin ins Schloss von Versailles. Die Geschichten scheinen ihm nicht aus zu gehen.

neuf
Barbara - sternwald hat diesen Tag dokumentiert!
neuf
neuf

Durch die Porte de Colmar verlassen wir die Wallanlagen wieder und haben mit der Wegstrecke von 1200 m genau die Hälfte der Wehranlage abgeschritten.

neuf
Porte de Colmar
neuf
neuf
Place de la Porte de Colmar
Im Erdgeschoss Zimmer des Wachoffiziers und ein Gefängnis
im Obergeschoss Dienstwohnung des Stabsoffiziers

Hinter den Wällen erstrecken sich rund um die Stadt die Kasernen. Natürlich sind die Gebäude für Offiziere ansehnlich ausgeschmückt, während der gemeine Soldat sich mit den schlichten Behausungen zufrieden geben muss, in denen sich 4 Mann ein Bett teilen. Schade, dass die Häuser heute leer stehen. Einige dieser Gebäude museal zu nutzen und weiterführende Informationen zum Leben in der Festungsstadt Neuf-Brisach zu vermitteln, wäre sicher interessant. Aber immerhin besitzt Neuf-Brisach seit 2008 den Status des UNESCO Welterbes.

neuf
Suzonni-Kaserne
4 Kasernen wie diese ließ Vauban entlang des Walls bauen
neuf
...ein wenig Schmuck für´s Auge

Bei dem, die Stadtführung abschließenden, Besuch der schlichten klassizistischen Garnisonkirche Saint-Louis ist „Monsieur Le Gouverneur“ dann aber wieder ganz ernsthaft und berichtet uns, dass es in allen Festungen Vaubans eine Kirche gab, weil jeder Soldat verpflichtet war, sonntags den Gottesdienst zu besuchen. Die Kirche von Neuf-Brisach wurde allerdings erst 30 Jahre nach dem Bau der Festung fertig gestellt, weil vorher nicht genug Geld da war. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie zerstört, 1975 wieder hergerichtet.

neuf
neuf
neuf
neuf
...nur so am Rande
neuf

Vielleicht ist noch wissenswert, dass die Festung nie erstürmt wurde. Während des deutsch-französischen Krieges wurde sie im November 1870 beschossen und beschädigt. Die Festung kapitulierte. Die Wehranlagen wurden wieder aufgebaut und in Teilen der moderneren Geschütztechnik angepasst. In den Kasematten suchten die Einwohner der Stadt noch während des letzten Krieges Schutz. Zum größten Teil ist die Festung bis heute kaum verändert erhalten, was dazu führt, dass die Stadt mit ihren 2020 Einwohnern (Stand 2011) in ihrer Entwicklung stark eingeschränkt ist.

neuf
...dieser Baum hat bestimmt alles miterlebt!

Was folgt bei einem Feierabend-Treffen nach dem lehrreichen Teil? Natürlich der gemütliche! Und auch dieses Mal waren für uns im heimeligen "Gasthaus des deux Roses" Tische reserviert. Vom „Flammkuchen satt“ gab es so vielseitig und reichlich, dass einige Portionen noch an Nachbartische verteilt wurden.

neuf
neuf
neuf
neuf

Zum Ausklang gab es dann noch eine ganz besondere Überraschung. Bernard feierte seinen Geburtstag und spendierte uns allen unsere Getränke. Wir konnten uns bei Dir, lieber Bernard, nur mit einem kleinen Geburtstagsständchen bedanken. Im Namen aller sage ich hier aber noch einmal: „Danke und Merci“ und wünsche Dir von Herzen alles Gute!

neuf
...das Geburtstagsständchen kam etwas überraschend!
neuf
...unser Bernard - Halley hat Geburtstag!

Die Fotos sind von: Anke - oleander, Rosmarie - seinDrache, Bernard - Halley und Käthe - shanai

Den Bericht hat gottlob "Barbara - sternwald" übernommen, der es wert ist gelesen zu werden. Mindestens die dabei Gewesenen sollten ihr ganz besonders dankbar sein. Der Bericht ist ein gutes Gemisch von Stimmung, Wissens - und Sehenswertem ohne überladen zu sein, Käthe!

neuf
Barbara - sternwald

Autor: sternwald

Artikel Teilen

 

Artikel bewerten
5 Sterne (20 Bewertungen)

Nutze die Sterne, um eine Bewertung abzugeben:


9 9 Artikel kommentieren
Regional > Basel > Basler-Dreiländer Träff 2014 > 03. Basler Träff 2014 / Neuf Brisach - Festung Vauban /E