08. Basler - Hock 2013
am Freitag, dem 30. August 2013

Es war ein herrlicher Spätsommertag, der blaue Himmel wölbte sich über St. Blasien, als sich eine Gruppe „Feierabend`ler“ um 11 Uhr vor dem Dom getroffen hat. Noch standen die Reste der Gerüste von den Freilichtspielen, die erst kürzlich zu Ende gingen, links und rechts vom Dom.



Wir erwarteten unseren Domführer und nach kurzer Zeit stellte sich Herr Thomas Mutter vor.
Er berichtete von dem „merk-würdigen“ Bauwerk, das der Dom darstellt und tatsächlich, bei genauem Betrachten stellten wir fest, dass die beiden Glockentürme zu niedrig sind. Als Grund erzählte er uns, dass der Architekt sagte: „Die Türme müssen gestoppt werden, um die Kuppel voll zur Geltung zu bringen.“ Und so geschah es auch, denn die Kuppel ist das herausragende Bauelement des Domes. Sie ist die größte Kuppel nördlich der Alpen.





Der Besucher fragt sich: Wie kommt ein so gewaltiges Bauwerk in dieses relativ enge Schwarzwaldtal, in dem einst ein einsames Benediktinerkloster stand?
Der geistige Vater des Bauwerkes war der damalige Abt des Klosters, Martinus II, nämlich Fürstabt Martin Gerbert, an dessen Gebeine vor dem Hauptaltar eine Grabplatte erinnert. In den Jahren 1771 – 1783 wurde der Dom erbaut, der auch heute noch die katholische Pfarrkirche darstellt. Vorbild war das Pantheon in Rom. Fürstabt Gerbert sagte sich: Die Mächtigen der Welt bauen sich Schlösser und Paläste, warum soll nicht auch unser Herrgott ein prächtiges Haus haben. Und unter dieser Prämisse entstanden die Pläne zum Bau des Domes.



Die hohe Haupteingangstür von 1783 ist heute noch im Original erhalten, sie wird aber nur an Festtagen geöffnet und zwar von innen - von außen gibt es keine Möglichkeit. Wir, als Besucher, benützten die neben dem Haupteingang gelegene Tür.


Welche Besonderheit fiel uns sofort auf? Das war die Helligkeit, des lichtdurchfluteten Kirchenraumes mit seinen mächtigen weißen Säulen, die den Raum zu „umarmen“ scheinen. Diese sind aus Stuckmarmor und wirken wie echter Marmor.
Nichts vom Prunk der Rokoko- oder Barockkirchen und von der Dunkelheit mancher Gotteshäuser. Alles war Licht und das war auch die Vision des Erbauers: Das Licht soll den Menschen zum Himmlischen führen.
Der rund gehaltene Kirchenraum enthält keine Statuen oder Bilder von Heiligen, lediglich in der Kuppel ist ein großes Deckengemälde angebracht. So erinnert die Kirche in ihrer Schlichtheit eher an ein evangelisches Gotteshaus.
Vom Fußboden bis zur Kuppel misst der Kirchenraum 37 m, die Säulen sind 17 m hoch.



Ein Problem stellt die Akustik dar. Der Schall aus dem Chorraum oder vom Altar braucht ca. 6-9 Sekunden bis er bei den Kirchenbesuchern „ankommt“. Unter akustischen Gesichtspunkten ist die Orgel im Chorraum an der falschen Stelle. Die Probleme, die sich für den Organisten oder einen Kirchenchor ergeben, liegen auf der Hand.
Eine weitere Besonderheit des Domes: Er ist in Nord-Süd-Richtung erbaut, nicht wie andere Kirchen in Ost-West-Richtung.

Bis zum Jahr 1807 diente die Kirche als Klosterkirche der Benediktiner, die 1807 vertrieben wurden und eine neue Heimat in St. Paul/Österreich gefunden haben. Nach der Säkularisation (1805-1807) ging die Kirche in den Besitz des Großherzogtums Baden über und jetzt ist das Land Baden-Württemberg Eigentümer. Der Jesuiten-Orden betreibt heute in den Räumen des ehemaligen Klosters ein berühmtes Gymnasium mit internen und externen Schülern.



Im Jahr 1983 feierte der Dom sein 200jähriges Bestehen und zu diesem Anlass wird die Idee des Fürstabtes Gerbert, ein lichtdurchflutetes Gotteshaus zu bauen, endgültig umgesetzt, nämlich zu den weißen Säulen wurde ein heller Marmorboden und eine weiße Bestuhlung eingebaut. Die Kosten übernahm das Land Baden-Württemberg.

Herr Mutter führte uns auch in den Mönchschor. Dort machte er uns auf 4 Puttis aufmerksam, die sich vor der Silbermann-Orgel befinden. Sie sind die einzigen Statuen im ganzen Raum.


Ferner zeigte er uns das Dreieck, ein sog. Tetragramm, das in Stuck oben in der Decke eingelassen war. Es enthält in jüdischer Schrift die Konsonanten des israelitischen Gottesnamens „Jahwe“ und ist ein Inbegriff der 3 monotheistischen Religionen: Judentum, Christentum, Islam.


Der Chorraum ist durch ein schmiedeeisernes Chorgitter vom Kirchenraum getrennt, in dem -fast unauffällig- das sog. „ewige Licht“ integriert ist. Oben auf dem Gitter befindet sich ein Kreuz in moderner Ausführung.


Herr Mutter beendete seine bemerkenswerten Ausführungen mit den Worten:
Käthe bedankte sich für die kurzweilige, stimmungsvolle und kompetente Führung und wir verließen tief beeindruckt den Dom.





Draußen war anlässlich des Holzbildhauer-Symposiums ein großes Festzelt aufgebaut in dem Käthe bereits für uns einen Tisch reserviert hatte. Dort ließen wir uns das Mittagessen schmecken, um anschließend die einzelnen, von internationalen Künstlern geschaffenen oder noch in Arbeit befindlichen Skulpturen zu bewundern.

08. Basler Hock´s in St. Blasien!
Es folgt automatisch der gemütliche Teil gegen den Durst, Hunger und das Mitteilungsbedürfnis und das Künstlerische und Handwerkliche im Teil II.
- herzlichen Dank!
Anke-oleander / Rosmarie-seinDrache / Angelika-wibldibl / Käthe-shanai / Hanspeter-happy46 / Roland-Kermet
Bewertungen und Kommentare
17 Bewertungen
7 Kommentar(e):
Ibobibo schrieb am 06.09.2013:
Wie immer hat Werner einen ungeheuer fesselnden Bericht über Euren Ausflug nach St. Blasien geschrieben. Weil ich nicht dabei sein konnte, kann ich diesen Bericht besonders schätzen. Danke an Käthe, die den Ausflug organisiert hatte, an Dilldapp/Helga, die den ungeheuer kompetenten Führer ausgesucht hat und an die engagierten Fotografen. Liebe Grüße Ingeborg
Dilldapp schrieb am 04.09.2013:
Lieber Werner - hast Du toll gemacht, herzlichen Dank für den wundervollen und ausführlichen Bericht. Dilldapp/Helga
wallianna schrieb am 04.09.2013:
Vielen Dank lieber Werner für Deinen Bericht, Käthe und Helga für die Organisation und den fleißigen Fotografen für die beschauliche Darstellung.So hatte, und habe ich die Gelegenheit genutzt meinen Schwestern,welche anschließend noch 3 Tage mit mir in St.Blasien meine Eindrücke zu vermitteln.
trudel schrieb am 04.09.2013:
Der Dom in St. Blasien ist immer eine Reise wert. Er ist etwas ganz Besonderes, ich habe ihn schon oft besucht und bin jedesmal wieder begeistert von dem Bauwerk. Bleistift schreibt, wie von ihm gewohnt, einen ansprechenden Bericht, geschmückt mit eindrucksvollen Bildern.
oleander schrieb am 04.09.2013:
Der Domführer, Herr Mutter hat uns in seinen Bann gezogen. Der Bericht von Werner gibt das nochmal im Detail wieder. Danke Helga/Dildapp für die Auswahl und danke Käthe für die Organisation. Schade, dass ich so früh nach Hause mußte.
beah schrieb am 04.09.2013:
Die Führung im Dom durch einen Führer war eine ausgezeichnete Idee. Bleistift hat detailgetreu alles Wesentliche wiedergegeben. Ein großes Lob an Käthe, die diese wundervolle Idee hatte und einen ausgezeichneten Führer ausgewählt hat und an Bleistift, der den Vortrag von Herrn Mutter für uns noch einmal sehr gut in schriftlicher Form festgehalten hat. Aus den Fotos ist die majestätische Einfachheit des Innern ohne Schnörkel beeindruckend zu sehen.
shanai schrieb am 03.09.2013:
Richtig begeistert bin ich von dem Bericht, den Werner wieder gezaubert hat mit allem was wichtig und einzigartig ist an diesem Bauwerk, das mich schon immer faszinierte! Weil ich so viele schöne Fotos erhalten habe, kommt noch ein Bericht vom 2. Teil dieses Tages! Herzlichen Dank an alle, Käthe
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