Mystische Kahnfahrt im Taubergiessen
Die Rheinauen zwischen Kappel und Rheinhausen stehen, als das letzte noch erhaltene Auengebiet, seit 1977 unter Naturschutz.Ursprünglich waren da der Rhein und viele Seitenarme, die jährlich grosse Flächen überfluteten und kaum genutzt werden konnten.
Das endete abrupt, als der badische Oberst Tulla zwischen 1820 und 1869 den Rhein in ein festes Bett zwingt und einen Damm durch den Auwald zieht.Weitere , gradiose Veränderungen erfuhr die Region 1964-1967 mit dem Ausbau des Rheinseitenkanals.
Unsere Reise auf der "Blinden Elz" (Tauber) beginnt an der Zuckerbrücke, gleich hinter dem Europa-Park Rust.Dort erwartet uns der Bootsführer mit seinem Nache, Drübord genannt.
Seit 50 Jahren, so erzählt er uns, führt und fährt er Besucher durch die Rheinauen. So konnten wir uns vertrauensvoll seiner Führung überlassen.Viel weiß er uns zu erzählen über die Tier -u. Pflanzenwelt, über Jagd -u.Fischerei, aber auch über die politischen Begebenheiten
z.B. über einen Grenzstein mit der Aufschrift EL ( Elsass-Lothringen) und diversen Gebietsverschiebungen nach den Weltkriegen.
ReBo's warten auf Nachzügler - die leider dann doch nicht kommen!!
Auf 37 Quadratkilometer dehnt sich der Taubergiessen aus. 8 km fahren wir in 2 Stunden durch "Erlebte Wildnis" (Buch von Dietmar Keil).Das Wasser ist glasklar und man kann bis zum Grund sehen. Kaum hörbar gleiten wir durch den urwaldartigen Auenwald, meterhohes Schilf säumt die Ufer. Geradezu mystisch erscheint die Landschaft, nur die Stimmen der im Schilf verborgenen Tiere sind zu hören. Wer Tierstimmen kennt, kann Haubentaucher, Kormorane und Fischreiher erkennen. Alle Gespräche verstummen, überwältigt von soviel Naturschönheit.
Mal treiben wir gemächlich durch Flachwassertümpel, mal gibt uns die Tauber Schwung um nach der nächsten Biegung die magische Szene zu erfassen. Stieleichen, uralte Ulmen, Schwarzpappel mit einer Höhe bis zu 35m , im Wechsel mit zerfallenen Baumstümpfen, wunderschön bemoost und von farbenfrohen Pilzen besiedelt.
Nur das gelegentliche Maschinengeräusch in der Ferne vorbei fahrender
Rheinschiffe stört die totale Idylle. Weite Flächen der Rheinauen sind mit Wasserkresse bewachsen. Vögel fliegen dicht über die Wasserfläche,
Enten tummeln sich - paarweise oder im Geschlechtsverband - auf dem leise murmelnden Fluss. Immer wieder ändert der Fluss seinen Lauf, weil Kiesbänke sich von der Seite herein schieben , oft sieht man auch versandete Stellen, die nicht mehr befahrbar sind.
Da,wo der Mensch nicht eingreift, darf sich Natur entfalten.Nur der Flussweg muss offen gehalten werden.
Von Ferne gleiten zielstrebig 2 Schwäne auf unseren Nachen zu. Suchen Sie Futter, fühlen sie sich gestört oder machen sie sich einen Spass mit uns ?
Gina - unser Bootshund verhielt sich vorbildlich.
Dann geht unsere Kahnfahrt bei der "Gifitzbrücke" in Kappel zu Ende. Noch ganz unter dem Eindruck des so beruhigend wirkenden Naturerlebnisses verlassen wir unser Boot.
Unser Bootsman holt Auto und Anhänger, für ihn war es nach einem heißen, anstrengenden Sommer die letzte Fahrt für dieses Jahr.
Für uns geht's nach Rust in den Gasthof "Altes Rathaus", denn auch der Magen braucht ein Erfolgserlebnis. Das bekommt er in Form von Rinderbraten und Rotkohl und natürlich saisongerecht ein Gläschen Neuen Süßen. Noch lange haben wir über das Erlebte diskutiert. Wir haben ein Stück Naturwunder gesehen.
Die farbenfrohen Bilder kommen von Bernd und Markus, herzlichen Dank dafür.
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