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2 Teilstrecken einer Weltreise auf der Queen Victoria 24.1. - 10.3.2014



24.1., Rio de Janeiro

Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt. Um 22 Uhr gingen wir in Frankfurt an Bord der LH-Maschine. Draußen hatte es 3 Grad, war nasskalt und die Aussicht auf Wärme und Sonne ließ mich das Grauen vor dem Nachtflug leichter ertragen. Wer schon einmal einen Langstreckenflug erlebt hat, bei dem man versucht zu schlafen, während die Rückenlehne des Vordermannes ca. 10 cm vor der eigenen Nase schwebt, weiß, wovon ich schreibe. Um mal aufzustehen muss man sich seitwärts aus dem Sitz rollen und an das unter dem Sitz verstaute Handgepäck kommt man gar nicht erst ran.

Nun, auch diese Nacht ging vorüber und so landeten wir früh morgens in Rio de Janeiro. Dank des vorausschauend angezogenen Zwiebellooks, haben wir uns erst mal aus den jetzt viel zu warmen Klamotten geschält. In Rio hatte es bereits 30 Grad. Und nun? Einchecken auf dem Schiff war für uns um 14 Uhr eingeplant. Aber da zeigte sich bereits der super Service der Reederei Cunard. Es stellte sich heraus, dass in dem Flieger aus Frankfurt 16 Gäste auch auf die Queen Victoria wollten und so wurden wir am Ausgang des Flughafens von einem Bus und einem Cunardmitarbeiter in Empfang genommen. Es ging erst mal in ein Hotel direkt an der Copacabana, wo uns ein ausgiebiges Frühstück erwartete und die Möglichkeit, sich die eingeschlafenen Füße an dem legendären Strand etwas zu vertreten. Vielleicht war es die falsche Tageszeit, vielleicht war ich einfach zu müde. Jedenfalls fand ich die Copacabana längst nicht so spektakulär wie ich sie mir vorgestellt hatte. Vor allem die Häuserzeilen an der Uferstraße hatte ich exklusiver erwartet. Der Strand war allerdings sehr sauber und gepflegt und die Aussicht auf die Bucht und das Meer ist schon beeindruckend.
Der Bus brachte uns dann erst mal auf eine ausgiebige Stadtrundfahrt, die Rio natürlich von seiner schönsten Seite zeigte. Auch am Fuß des Zuckerhuts ging es vorbei und das Ende der Fahrt war dann am Terminal, wo uns die Queen Victoria in ihrer eleganten Schönheit erwartete. Das Gepäck war natürlich längst auf der Kabine und so konnten wir die Silhouette der Stadt vom eigenen Balkon aus bewundern und um 22:30 die Ausfahrt der QV aus dem inzwischen beleuchteten Hafen erleben.

25.1., Bordleben 1

Der Morgen begrüßte uns mit herrlichem Wetter. Da wir ja aus dem Winter kamen, war es – zumindest mir schon fast zu heiß. Nun galt es natürlich erst mal das Schiff zu erkunden. Die QV ist ein wirklicher Luxusliner der an Eleganz kaum zu überbieten ist. Trotzdem fühlt man sich wohl und daran hat das sehr freundliche Personal einen ganz großen Anteil.
Im Laufe des Tages schlug das Wetter um, es wurde stürmischer und man spürte deutlichen Seegang. Das Meer war tiefschwarz und die offenen Decks mussten geschlossen werden.
Das Abendprogramm im Ballsaal, dem Queen`s Room stand unter dem Motto „Burns Night“. Hier zeigte sich wieder mal, dass Reisen bildet. Ich hatte keine Ahnung, dass der Dichter Robert Burns ein berühmter Sohn Schottlands ist. Ich gestehe, ich hatte bis dahin noch nie etwas von ihm gehört oder gelesen, wusste auch nicht, dass aus seiner Feder die bekannteste Version der Hymne „Auld Lang Syne“ stammt, die ja auch bei uns oft und gerne gesungen wird. Sein Geburtstag wird mit Inbrunst gefeiert und ihm zu Ehren hatten zahlreiche Passagiere der QV ihre Kilts mit Zubehör mitgebracht und trugen sie samt eventuell vorhandenen Orden und offensichtlichem Stolz. Es wurden schottische Anekdoten erzählt und auch das Essen wurde humoristisch aufs Korn genommen, denn zu einer Burns Night, gehört „Haggies“ ein Gericht ähnlich wie der Pfälzer Saumagen. Wer mehr wissen möchte, möge bei Wikipedia nachlesen. Ich habe es mir verkniffen, davon zu kosten.

26.1., Bordleben 2

Nach stürmischer Nacht war der Himmel morgens zwar bedeckt, das Schiff rollte immer noch, aber im Laufe des Tages klarte es auf und vor allem war es mild. Nach dem Frühstück – es war ja Sonntag – hielt Frau Captain im Theater eine Andacht, wie es während der Reise immer üblich war, wenn der Sonntag auf See verbracht wurde. Sie hat das sehr gut gemacht!
Wir haben weiter das Schiff erkundet, die gemütliche Raucherlounge gefunden, und anhand der – nach Anfrage - deutschsprachigen Bordzeitung festgestellt, dass es so viel an Bord zu erleben und zu unternehmen gibt, das schafft man gar nicht alles. Also wem es da langweilig ist, dem ist nicht zu helfen.
Ob man nun Fechten lernen möchte, Tanzunterricht nimmt, Vorträge besucht, die Bibliothek durchstöbert, shoppen gehen möchte, ins Internet-Office geht, dem Passagierchor beitritt, sich im Fitnessstudio die Kalorien abarbeitet, diversen Live-Musikern lauscht, im Theater die Präsentation der nächsten Häfen miterlebt, in den Wellnessbereich möchte oder doch lieber an Deck die Sonne und die Pools genießt, Schach spielt oder lieber Bridge, sein Glück im Kasino herausfordert, Softball spielt oder noch so vieles mehr, für Unterhaltung und Beschäftigung ist gesorgt und es ist wirklich für jeden was dabei.
Ich habe es vorgezogen, mit einem ausgiebigen Nachmittagsschläfchen die Zeitumstellung zu kompensieren und nach dem Abendessen haben wir den Tag mit Musik im Theater ausklingen lassen. Das Abendessen hatten wir für die späte Sitzung um 20:30 gebucht, damit wir bei Nachmittagsunternehmungen nicht in Zeitdruck kommen. Unsere Tischnachbarn waren drei angenehme Deutsche und wir haben uns das ausgezeichnete Essen bei netten Plaudereien schmecken lassen.
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27.1., Montevideo

Der Hafen des Tages war Montevideo, die Hauptstadt Uruguays am Rio Plata. Hier mussten wir das erste Mal auf dieser Reise ein Klischee über Bord werfen, das wir im Kopf hatten. Ich hatte erwartet, dass die südamerikanischen Großstädte ein etwas – na sagen wir mal südländisch schlampiges Flair haben, wie ich es z.B. von Neapel kenne. Weit gefehlt. Bereits Montevideo hat uns eines Besseren belehrt. Es ist eine sehr großzügige, saubere und elegante Stadt mit breiten Avenuen, Grüngürteln neben den Schnellstraßen und an jeder Ecke einem Reiterdenkmal, das irgendeinen Gründer, oder General ehrte. Überhaupt lieben die Südamerikaner offensichtlich pompöse Denkmale. Das war nicht nur hier so, sondern in allen größeren Städten, die wir besuchten.
Den Nachmittagstee verbrachten wir im Queensroom, wo von Kellnern in weißen Handschuhen kleine Schnittchen gereicht wurden. Kaffee gab es dort nur auf Anfrage. Aber ich hatte von den Engländern erwartet, dass es eine ausgeklügelte Teekarte geben würde. Aber keineswegs. Es gab Tee und fertig. Auch die Teekultur der englischen Gäste beim Frühstück ließ mich staunen. Sie haben ihren Teebeutel in die Tasse gegeben, heißes Wasser drauf und der Beutel blieb oft sogar während des Trinkens drin. Es gab auch in den Restaurants keine Auswahl an verschiedenen Teesorten. Das hat mich doch erstaunt.
Bis zum Abendessen hörten wir in einer der vielen gemütlichen Sitzecken einer Harfenistin zu und mit einem kleinen Decksspaziergang klang der Tag aus.
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28.1., Buenos Aires

Von Montevideo nach Buenos Aires ist es nicht weit, und so ist die QV während der Nacht in langsamer Fahrt den Rio Plata aufwärts gefahren. Ich bin nachts mal auf dem Balkon gewesen und sah rechts hinter uns noch den Lichtschein von Montevideo und links vor uns bereits den von Buenos Aires, das ja zu Argentinien gehört. Nicht nur aufgrund der Geschichte herrscht – wie das bei Nachbarn ja nicht so selten ist – ein gespanntes Verhältnis. Beide Städte streiten sich auch darum, wo die Geburtsstädte des Tangos war.
Die Citytour fiel leider nasser aus, als es uns lieb war, denn es hat wie aus Eimern geregnet und bei jedem noch so kurzen Fotostop waren wir bis auf die Haut durchnässt. Zwar war der Regen nicht kalt, aber irgendwann wird es dann doch ungemütlich und man ist dauernd bemüht, den Fotoapparat trocken zu halten. Beeindruckend war trotzdem der Friedhof, auf dem auch das Mausoleum mit dem Grab von Eva Peron steht. Überhaupt sehen südamerikanische Friedhöfe völlig anders aus als hierzulande. Es gibt keine Gräber mit Blumenbepflanzung, sondern jede Familie hat ein Mausoleum in das offensichtlich auch viel Geld investiert wird. Das waren durchaus kleine Paläste. Da es natürlich teuer ist, so etwas zu bauen und auch dort oft die großen Familien in alle Winde zerstreut werden, sind die Mausoleen manchmal größer, als nötig und so gibt es die Möglichkeit, sich in so einem Prachtbau eine Grabstelle zu mieten, womit die Eigentümerfamilie ein bisschen Geld verdient.
Auch Buenos Aires besticht mit moderner Skyline, breiten Boulevard, gepflegten Parks und einer modernen Großzügigkeit, die wir nicht erwartet hätten. Ich kann es nicht aus eigener Erfahrung bestätigen, aber ein Passagier meinte, Buenos Aires könne es durchaus mit Paris aufnehmen. Ein Abstecher führte uns in das Viertel, das von italienischen Einwanderern gegründet wurde, und auch heute noch vor allem von Italienern bewohnt wird und da war sie wieder, die sympathische Schlampigkeit und fröhliche Buntheit.
Zurück an Bord gab es erst mal eine heiße Dusche, um das Frösteln zu bekämpfen, doch die Sonne hatte ein Einsehen und so konnten wir den Nachmittag an Deck genießen. Gottlob dauern Regenschauer in den Tropen ja selten lange. Das Auslaufen am Abend hat sich dann noch deutlich verzögert. Das Phänomen ist uns in Argentinien noch mehrmals begegnet, denn ein englisches Luxusschiff in einem argentinischen Hafen hat ja so seine eigene Brisanz. Die Niederlage im Falklandkrieg sitzt den Argentiniern immer noch in den Knochen. Die Hafenbehörden machen dann wohl schon mal Dienst nach Vorschrift und sind besonders pingelig. Und bevor das Schiff nicht freigegeben ist, der Lotse an Bord und der Schlepper (der nie gebraucht wird) längsseits liegt, geht es eben nicht weiter.

29. 1., ein Tag auf See

Vormittags besuchten wir im Theater die Präsentation von Ushuaia, einem Hafen am Beaglekanal, den wir nach Kap Hoorn als nächstes besuchen würden. Den Rest des Tages verbrachten wir an Deck oder bei Spaziergängen im Schiff, bei denen man immer wieder neue Einzelheiten entdeckt. Mal war es die Schiffsglocke, die 2007 zur Taufe gegossen worden war, mal die vielen Ehrenplaketten, die die QV von den Häfen überreicht bekommt, die sie zum ersten Mal anläuft. Es gab ja auch mehrere Restaurants, Clubs und Pubs zu erkunden, jedenfalls waren wir beschäftigt.
Jeden Mittag um 12 Uhr gab es eine Durchsage vom Captain und ihren Offizieren. Wir wurden über Position, Wassertiefe unter dem Kiel, Wind und Wetter informiert und was sonst an aktuellem zu berichten war. Diese Durchsagen wurden auch deutsch, französisch und spanisch wiederholt. An diesem Tag wurden wir informiert, dass in Puerto Madryn, einem argentinischen Hafen, der als nächstes Ziel geplant war, die Ausflüge abgesagt worden sind. Grund war, dass die Brücke von anderen Kreuzfahrtschiffen informiert worden war, dass es im Hafen von Puerto Madryn Demonstrationen geben habe, die verhinderten könnten, dass die Busse wieder rechtzeitig zum Schiff zurück kommen konnten. Die Sicherheit der Passagiere geht vor und so hat Frau Captain entschieden, jegliches Risiko auszuschließen, zumal das Thema England/Argentinien eben immer noch für Brisanz sorgt.
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30.1., Puerto Madryn

Der Cunard-Agent in Puerto Madryn hat inzwischen zwar herausgefunden, dass die Demo nichts mit der Tatsache zu tun hat, dass englische Schiffe im Hafen liegen, sondern dass die Fischerei-Gewerkschaft demonstriert hat. Trotzdem wurden die Ausflüge storniert, aber es waren Shuttle-Busse organisiert, die interessierte Gäste zumindest in die Stadt und zurück bringen würden. Nun, die Stadt ist ein Fischerort mit völlig kahlem und ödem Umfeld, ziemlich schmutzigen Industrieanlangen, Staubfahnen wehen über den Ort und so haben wir es uns geschenkt, von Bord zu gehen. Die Gäste, die unterwegs waren, haben auch bestätigt, dass wir nichts verpasst hätten. Der Grund, warum wir diesen Hafen überhaupt anlaufen mussten war wohl vor allem, dass wir dort die zwei chilenischen Lotsen an Bord nehmen sollten, die wir unbedingt für die Umrundung von Kap Hoorn und die Fahrt durch den Beagle-Kanal und die Magellanstraße brauchten. Aber auch da hieß es erst mal Geduld haben, denn auch das Verhältnis von Argentinien und Chile ist nicht das Beste und so wurden die Beiden eben wohl auch sehr gründlich abgefertigt, bevor sie an Bord kommen konnten. Aber schließlich konnten wir den etwas ungastlichen Ort verlassen.
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31.1., Wieder ein Seetag

Es ist kalt und die Windstärke beträgt 6-7 auf der Beaufort-Skala. Im Lion`s Pub gibt’s lecker Fish & Chips, was sich als Fischfilet mit Pommes herausstellt. Mein Bruder hört sich im Theater einen Vortrag über den Falklandkrieg aus Sicht eines inzwischen pensionierten englischen Admirals an, dessen Namen sich anhört wie das Who-is-who der britischen Adelsfamilien. Ich dagegen sehe lieber den Küchenkünstlern beim Obst- und Gemüseschnitzen zu. Meine Großmutter hätte zwar gesagt, mit dem Essen spielt man nicht, aber es war schon tollSonnenuntergang über dem Atlantik, wie sie aus Roter Beete Rosen und aus Melonen anderen Früchten Blumen und Tiere schnitzten.

1.2., Rund um Kap Hoorn

Kap Hoorn ist nicht die Spitze eines Kaps, das ans Festland mündet, sondern eine Ansammlung von Hunderten von Inseln. Für mich und vor allem vom Schiff aus war nicht auszumachen, welche nun wirklich die Südlichste ist. Nun, auf einer dieser argentinischen Inseln steht ein Leuchtturm, ein stabiles großes Haus für die Familie des Leuchtturmwärters und gegebenenfalls Wissenschaftlern. Die Besatzung von Kap Hoorn wird alle Vierteljahre abgelöst. Außerdem ist sozusagen das Wahrzeichen ein Denkmal, das einen Albatros darstellt. Er erinnert an die vielen tausend Seeleute und vielen hundert Schiffe, die der Umrundung von Kap Hoorn zum Opfer gefallen sind. Mit uns hatte Neptun jedoch ein Einsehen und einer der chilenischen Lotsen meinte, es wäre die sanfteste Umrundung, die er jemals erlebt hat. Die Sonne schien und das Meer war so ruhig wie der Ammersee an einem Sonntag. Allerdings war es ziemlich kalt. Wasser 8 Grad, Luft 8 Grad und diese Werte begleiteten uns auch in den nächsten Tagen.
Die Queen Victoria ließ zur Begrüßung ihr Horn hören und ein paar Leute von unserer Crew setzten mit einem Boot über, um Pässe der Mannschaft mit einem begehrten Stempel versehen zu lassen. Auch wir Passagiere bekamen die Umrundung von Kap Hoorn mit einer Urkunde bestätigt. Auf dem weiteren Weg begleiteten uns noch einige Delphinschulen und so wechselte die Fahrtrichtung nun wieder nach Norden.
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2.2., Ushuaia

Das nächste Ziel war Ushuaia. Feuerland in Patagonien zeichnet sich durch nasskalte Sommer und mildfeuchte Winter aus. Nur sehr selten fällt Schnee, außer in den, in Sichtweite gelegenen Anden. Es ist für uns also kein angenehmes Wetter. Trotzdem hat uns zumindest an den Küsten die üppige Vegetation überrascht, die wohl durch die hohe Luftfeuchtigkeit und die kaum nennenswerten Temperaturschwankungen bedingt ist. Unser Ausflug führte uns in einen Nationalpark, die Natur ist wirklich grandios, aber trotzdem ja dort Sommer war, haben wir unsere dicken Winterjacken gut vertragen. Vor allem bringt die Nähe zu Kap Hoorn regelmäßig Stürme.
Bereits um 15:30 ging die Fahrt weiter, nun durch den spektakulären Beagle-Kanal, der nicht nach der Hunderasse so genannt ist, sondern nach dem Namen des Schiffes, mit dem Charles Darwin unterwegs war. Vorbei ging es an imposanten Gletschern, ohne zu ahnen, dass wir ein paar Tage später noch viel imposantere würden sehen dürfen. Mein Bruder meinte, der Beagle-Kanal und die Umgebung sähen genau so aus, wie die norwegischen Fjorde. Allerdings mit dem Unterschied, dass hier keine anderen Schiffe zu sehen sind, keine Straßen und Ortschaften und überhaupt kein menschliches Leben weit und breit zu entdecken ist. Die Gletscher kommen von den verschneiten Anden herunter und eigentlich wäre das ein wunderbares Trekking-Paradies. Allerdings gehören die Anden zum Teil zu Argentinien und zum Teil zu Chile. Um Wandertouren auszuarbeiten, eine Infrastruktur für Trekking-Tourismus aufzubauen müssten sich die beiden Länder an einen Tisch setzen. So gibt es kaum markierte Wege und schon gar keine Schutzhütten. Nur atemberaubende Natur. Der Beagle-Kanal erstreckt sich zwischen Hunderten von Inseln und Halbinseln und es war selbst für uns Landratten verständlich, dass wir den Weg nur mit den Lotsen finden konnten, ja dass es von den ersten Kapitäne, die den Beagle-Kanal und die Magellan-Straße gefunden hatten eine großartige Leistung war. Radar und CPS hatten die ja nicht zur Verfügung. Konnten sie nun doch den Wetterunbilden von Kap Hoorn zumindest etwas aus dem Weg gehen. Es war ja damals die einzige Möglichkeit, vom Atlantik in den Pazifik zu kommen, denn auch den Panama-Kanal gab es ja noch nicht.
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3.2., Punta Arenas

Punta Arenas. Hier wurde das erste Mal getendert. Das heißt in Häfen, in denen die Kreuzfahrtschiffe zu viel Tiefgang haben, wurden die Passagiere mit den Rettungsbooten an Land gebracht. Punta Arenas lebt, bzw. lebte auch vorwiegend vom Fischfang und vor Eröffnung des Panama-Kanals auch von den Schiffen, die vom Atlantik in den Pazifik fuhren. Auffallend in Punta Arenas sind die kleinen, niedrigen bunten Holzhäuser. Hier wurde von den Erbauern immer gerade der Schiffslack für den Außenanstrich verwendet, der gerade übrig war. So hat sich eine Tradition entwickelt, die heute offensichtlich noch fortgeführt wird. Wir besichtigten ein von einem Kloster liebevoll gestaltetes aber schon in die Jahre gekommenes Museum über die Ureinwohner, die hier wie auch in Ushuaia nur noch in Ortsnamen und Geschichtsbüchern überlebt haben. Die Urbevölkerung wurde entweder durch eingeschleppte Krankheiten, durch Vertreibung oder kurzerhand durch Mord vernichtet. Das war ein Aspekt, der mich auf der ganzen Reise sehr berührt hat. Kaum irgendwo ist die Urbevölkerung im Stadtbild noch präsent. Lediglich auf den polynesischen Inseln, vor allem auf Suva wo es kaum Weiße gibt, erinnert die Bevölkerung daran, dass diese Länder ja erst relativ spät von weißen Siedlern übernommen worden sind. Interessant war auch ein Freilandmuseum, das Landmaschinen und Gerätschaften zeigt, und demonstriert, wie schwierig das Leben für die ersten Siedler war. Der Leidensdruck in der alten Heimat muss doch sehr groß gewesen sein, um hier in unwirtlichem Klima wieder mit Nichts anfangen zu müssen. Auch Punta Arenas ist es gewohnt, mindestens zweimal wöchentlich Sturm über sich ergehen zu lassen. Die Straßenbäume zeigen deutlich, aus welcher Richtung der Wind weht. Sie sind alle schief.
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4.2., Wieder ein Seetag

Wieder ein Seetag und wieder keine Minute Langeweile. Vormittags ein sehr interessanter Vortrag über die Entstehung des Tangos, danach demonstrieren die Zuckerbäcker unter den Pattisseuren der Küche wie sie wahre Kunstwerke fertigen. Im Theater findet eine Präsentation über Valparaíso und Santiago de Chile statt und währenddessen fährt die QV bei völlig ruhiger See wie auf Schienen durch die Magellanstraße.

5.2., Magellanstraße

Wir gleiten weiter durch die Magellanstraße und es fällt uns auf, dass kleine Eisschollen auf dem Wasser liegen. Die Queen Victoria umrundet eine Halbinsel, nimmt einen Seitenfjord und die Eisschollen werden mehr. Um die nächste Ecke stockt uns fast der Atem. Wir fahren direkt auf einen riesigen Gletscherbruch zu. Der PIO IX-Gletscher ist 60km lang und seine Abbruchkante, die direkt ins Meer führt ist 6 km breit und deutlich höher als unser Schiff. Die QV stoppt in gebührendem Abstand und alle Decks sind geöffnet, damit jeder die Möglichkeit hat, eindrucksvolle Fotos zu machen. Dann fahren wir wieder zurück in die Magellanstraße und weiter geht es nach Norden. Seit Kap Hoorn haben sich die Wetterverhältnisse nicht geändert. Luft 8° und auch Wasser 8°.
Ein Stück weiter im Norden und wieder um ein paar Inseln und durch Seitenarme liegt die QV ein weiteres Mal vor einem riesigen Gletscherabbruch, noch breiter und noch höher als der vorige. Der Amalia-Gletscher reicht in tieferes Wasser und so können wir ihm noch näher kommen. Frau Captain dreht die QV „auf dem Teller“, so dass man von allen Decks und Kabinen des Schiffes einen grandiosen Blick auf die Szenerie werfen kann. Es herrscht Stille, die in den Ohren dröhnt. Jedem hat es die Sprache verschlagen. Ab und zu knackst der Gletscher, oder ein Seevogel ruft, sonst nicht. Nicht einmal das Motorengeräusch des Schiffes hört man. Das hat mich auch sehr beeindruckt, wie leise die großen Maschinen sind. Während der Fahrt hört man vor allem das Rauschen der Gischt, die die Queen aufrührt.
An diesem Tag lädt die deutsche Hostess, von der wir bis dahin nur die Stimme der Navigationsdurchsagen kannten zum Essen ein. Sie macht sich sehr viel Arbeit, um täglich die englische Bordzeitung zu übersetzen und recherchiert für die deutsche Ausgabe auch zusätzlich deutlich mehr über die Häfen, die wir anlaufen. An diesem Abend schlägt das Wetter um und es wird wirklich stürmisch. Ich habe schlecht geschlafen, denn mein Bett war sehr lebendig. Allerdings von Seekrankheit gottlob keine Spur.

6.2., Spezielles auf der Queen Victoria

Seetag und Talkshow mit Captain Inger Thorhauge im Theater. Sie ist eine von 3 Frauen weltweit, die das Kommando über ein Kreuzfahrtschiff haben und es ist sehr interessant, was sie über ihren Werdegang und die Arbeit auf der Brücke erzählt. Sie lässt auch gelassen Fragen aus dem Publikum zu. Es gibt auf der QV kein Captainsdinner, aber sie lädt immer wieder gestimmte Gästegruppen zu kleinen Empfängen, bei denen man sie in zwangloser Runde treffen kann. Den Rest des Tages habe ich mit Shopping und ersten Souvenirkäufen an Bord verbracht und nach dem Abendessen konnten wir uns im Commodore-Club einen „Southern Comfort“ munden lassen.
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7.2., Puerto Montt

Dieser Tag war eine echte Überraschung für mich. Erst ging es wieder mit Tendern in den Hafen von Puerto Montt, das uns schon vom Schiff aus seltsam heimelig vorkam. Holzhäuser mit Balkonen und „normalen“ Dachschrägen sahen so gar nicht südamerikanisch aus. Dabei ist der Ort noch gar nicht so alt. 1850 wurde er von deutschen Einwanderern vor allem aus dem Hochschwarzwald gegründet. Diese deutsche Tradition wird auch von den heutigen Bewohnern weiter gepflegt. Als wir mit dem Bus eine Rundfahrt in den Stadtteil Fruitillar machten, fiel mir als erstes ein großes Holzhaus mit geschnitzten Balkonen ins Auge und darauf stand: Cafe Dresden. Ein paar Häuser weiter „Club Aleman“. An den Straßen Rosenrabatten, hinter Holzzäunen richtige Bauerngärten, hinter den Fenstern Spitzengardinen und auf den saftig grünen Wiesen schwarzweiße Kühe. Neben der Straße gepflegte Bauernhöfe und Reihenhaussiedlungen, wie sie in unseren Vorstädten auch zu sehen sind. Die Reiseleiterin sprach besser Deutsch als Englisch und hat erzählt, dass ihre Großmutter als junge Frau eingewandert ist und einen Chilenen geheiratet hat. Sie selbst schickt ihre Kinder in die deutsche Schule und wer studieren will, geht vorzugsweise nach Deutschland. Es gibt ein deutsches Museum, das sowohl Hausrat als auch Handwerksbetriebe der Einwanderer zeigt und dessen Gärten auch irgendwo bei uns stehen könnten. Es wird von chilenischen Studenten geleitet, die mit Hilfe des Goethe-Instituts Germanistik studieren. Besonders berührt hat uns ein Haus in dem ein Laden mit Cafe eingerichtet ist. Hinter der Theke standen Platten mit Streuselkuchen, Mohnkuchen, Zwetschgendatschi und im Verkaufsraum wurde richtig schöner handwerklich gemachter deutscher Christbaumschmuck, Häkelarbeiten und ähnliches angeboten, das durchaus auch noch in meiner Jugend aktuell war. Es ist schade, dass das in Deutschland so völlig unbekannt ist. Ich hatte jedenfalls keine Ahnung, dass es in Chile solch deutsche „Ableger“ gibt.
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8.2., Seetag

Das Schiff rollt ziemlich, aber es zeigen sich keine Schaumkronen und auch keine wirklich sichtbaren Wellen, allerdings eine langgezogene Dünung, „swell“ wie Frau Kapitän sagt. Es ist endlich nicht mehr ganz so kalt. Am Nachmittag nähert sich uns ein Schnellboot mit Blaulicht und der Aufschrift: Armada de Chile. Es geht längsseits und später erfahren wir, dass das eine Medical Embarcation war. Es wurde ein Patient von Bord gebracht und in ein Krankenhaus an Land überführt. So etwas kam später noch einmal vor und bei einem Besuch im Medicalcenter erfuhren wir dann, dass es sich um Crewmitglieder handelte, aber beide auf dem Weg der Besserung sind und versuchen im Laufe der Reise wieder an Bord zu kommen.
Den Abend verbrachten wir mit einer vergnüglichen Show im Theater. Die Queen Victoria hat sehr gute Musicalkünstler sowie zwei Orchester fest unter Vertrag und nach dem Cunard-Ballett würde sich so manches Stadttheater die Finger lecken.

9.2., Valparaiso / Santiago de Chile

Die Wärme hat uns wieder und wir laufen morgens den Hafen von Valparaiso an. Das ist die Hafenstadt von Santiago de Chile und ca. 60km Autobahn davon entfernt. Auf dieser Fahrt kam ich mir vor, als würde ich durch die Toskana fahren. Neben der Straße ausgedehnte Weinberge und Olivenhaine, die allerdings erst in den letzen Jahrzehnten von italienischen Einwanderern angelegt aber mit sehr guten Ergebnissen geführt werden. Der Reiseleiter hatte uns vorgewarnt. Santiago liegt zwar mitten zwischen den Bergen in einem Talkessel, aber gerade deshalb oft unter einer Smogglocke. Die Berge würde man oft gar nicht sehen. Bei uns hat der Wind der letzen Tage die Luft blank geputzt. So können wir nicht nur die verschneiten Anden, sondern auch die imposante Skyline der Stadt bewundern. In Santiago zeigt sich wieder, was wir schon in Montevideo und Buenos Aires festgestellt haben. Es ist eine moderne, großzügige und saubere Stadt mit ausgedehntem Banken- und Geschäftsviertel, dementsprechend vielen gut verdienenden Angestellten, die in eleganten und offensichtlich teuren Apartmentgegenden wohnen. Das Regierungsviertel mit seinen Neoklassizismusbauten wirkt gepflegt und in den Geschäften ist an Marken alles da, was gut und teuer ist. Es ist mir klar, dass uns in keiner der Städte die Elendsviertel vorgeführt wurden. Und sicher ist nicht alles Gold, was glänzt, trotzdem haben die Städte auf mich alle einen sehr guten Eindruck gemacht.
Nach der Stadtrundfahrt fuhren wir zu einem Handwerkermarkt und einer gepflegten parkähnlichen bergigen Aussichtsstätte, wo wir noch einmal einen grandiosen Blick über die Stadt genießen konnten. Auf der Rückfahrt zum Hafen sahen wir dann noch etwas mehr von Valparaiso und seiner Nachbarstadt Vina del Mar, dessen Strandpromenaden mich an die Riviera erinnerten. Segeljachten gab es hier genauso viele und ein Strandcafe lag neben dem anderen. Eine richtig mondäne Feriengegend.
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10.2., Seetag

Wieder ein fauler gemütlicher Seetag. Gerade richtig, um die Eindrücke der letzten Tage verarbeiten zu können.
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11.2., Go west! Richtung Pazifik

Nun geht es also wirklich raus auf den Pazifik und in Fahrtrichtung Westen. Im Theater stimmt uns ein Vortrag über „Wildlife Southpacific“ auf die kommenden Ziele ein. Der Nachmittag wird mit Lesestoff auf dem Balkon verbracht und abends werfen wir uns in Schale, denn es ist wieder einmal Dresscode „formal“ gewünscht. Das bedeutet Smoking oder dunkler Anzug für den Herren und Abendkleid oder Ähnliches für die Dame. Ich hatte mich schon im Hinblick auf das Fluggepäck für „Ähnliches“ entschieden und war mit meinem eleganten Hosenanzug aus Satin immer gut gekleidet. Ein Ballkleid hatte ich nicht im Gepäck. Nach dem Essen bummeln wir durchs Schiff, begutachten die Abendgarderobe der anderen Passagiere und lassen den Tag wieder im Commodore-Club ausklingen.
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12. 2., Siehe gestern

Auch heute wird elegant gespeist und inzwischen zeigt sich der Pazifik bei Traumwetter. Auf ihrer Fahrt scheucht die QV regelmäßig fliegende Fische auf, die erstaunlich weit übers Meer schwirren, bevor sie in einer Welle wieder untertauchen. Hin und wieder lassen sich auch Delphine blicken. Doch um sie zu fotografieren sind sie einfach zu schnell. Auch von den vereinzelten Walen kann man nur die Blasfontäne erkennen. Die Brücke macht uns zwar darauf aufmerksam, wenn einer der Offiziere Wale oder Delphine entdeckt, doch bis wir sie in der Weite des Ozeans ausmachen können und der Fotoapparat gezückt ist, sind sie meist schon wieder abgetaucht.

13.2., Die Osterinseln

Vormittags erreichen wir die Osterinseln, wo es aber nur eine Vorbeifahrt gibt. Die QV ist einfach zu groß, um an dem kleinen Hafen anzulegen. Außer den berühmten Steinfiguren gibt es dort wohl auch nicht allzu viel zu sehen. Mit einem guten Fernglas und viel Phantasie können wir am Strand einige der Skulpturen erkennen. Wir bekommen einen Vortrag über die Kulturen der Ureinwohner, die bis heute nicht wirklich erforscht sind und nehmen weiter Fahrt auf Richtung Westen. Ein bisschen enttäuscht sind wir schon. Aber auf dieser Reise war kein Landgang eingeplant.
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14.2., Valentinstag

Valentinstag und jeder weibliche Gast bekommt im Restaurant eine rote Rose. Das Wetter ist so schön, dass wir auf Deck frühstücken können. Im Lido, dem Selbstbedienungsrestaurant, das keine Wünsche offen lässt und 24 Stunden immer etwas zu futtern bereit hält, ist heute Pasta-Tag. Im Theater hören wir einen Vortrag über Papeete auf Tahiti und nachmittags eine Videoshow über Korallenriffe und deren Entstehung. Das Schiff rollt wieder, obwohl es fast windstill ist, aber die See hat wieder eine lange Dünung hinter der der Horizont manchmal direkt verschwindet.
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15.2., Auf der Queen Victoria

Ein Manko der Queen Victoria ist – zumindest für mich, aber offensichtlich nicht nur – die viel zu kalte Klimatisierung im Innenbereich. Das schönste Ballkleid kommt mit fröstelnden Schultern nicht zur Geltung und ohne Blazer oder Jacke habe ich mich weder im Theater noch im Restaurant wirklich wohl gefühlt. Krass ist dadurch natürlich der Unterschied zwischen der Hitze auf Deck und dem Schiffsinneren. Nicht nur ich habe mir eine Erkältung eingefangen. Allenthalben hörte man Husten. So konnte ich doch einige Tage nicht so genießen, wie ich mir das gewünscht hätte. Der heutige Tag hatte Vorträge über Moorea und die Natur von tropischen Inseln im Programm und ich habe die durch Husten gestörte Nachtruhe bei einem Mittagsschlaf ausgeglichen.

16.2., Auf den Spuren der Bounty

Wohl jeder von uns kennt die Geschichte der Meuterei auf der Bounty. Die Namen Kapitän Bligh und Bounty begegnen einem im gesamten pazifischen Raum immer wieder. Heute also sollten wir die wirklichen Nachfahren von Christian Fletcher und seinen Gefährten kennenlernen.

Nun ist Pitcairn wirklich eine sehr kleine Insel. Bis heute gibt es dort keinen Pier, ja nicht einmal einen Steg. Die Insel hat eine Felsküste und nur an einer Stelle die Möglichkeit für ein Boot, anzulegen. Genau das war ja damals auch für die Bounty die Rettung. Das und die Tatsache, dass Pitcairn zwar auf den damaligen Seekarten eingezeichnet war, aber an einer falschen Stelle. So konnten die Meuterer von den englischen Schiffen nicht gefunden werden. Außerdem hatte einer der Meuterer die Bounty in Brand gesteckt, weil er Angst hatte, das sich Christian Fletcher doch noch entscheiden würde, sich der englischen Admiralität zu stellen. Wie auch immer, die Meuterer waren ja, nach dem sie Kapitän Bligh ausgesetzt hatten, nach Tahiti zurück gefahren, hatten tahitianische Frauen für sich und tahitianische Männer zum Arbeiten mitgenommen und sich auf Pitcairn niedergelassen. Nun, es gab natürlich Mord und Totschlag und ein Übriges machten Krankheiten aus, so dass sich die Bevölkerung bald dezimierte. Im Laufe der Zeit hat sich aber noch der ein oder andere Schiffszimmermann hier nieder gelassen und so leben auch heute noch ca. 50 Einwohner auf der Insel.
Es liegt nahe, dass die QV hier an diesem gebirgigen Inselchen nicht anlegen konnte. So sind wir vor der Insel vor Anker gegangen und alle (!) Pitcairner sind mit einem Langboot aus Aluminium an Bord gekommen und haben ihre Waren im Queensroom angeboten. Sie hatten Ansichtskarten, Handarbeiten, Schnitzereien und vieles mehr dabei. Besonders eindrucksvoll war der Vortrag von Jacqie Fletcher. Sie ist heute so was wie Außenminister, PR-Manager und Aushängeschild der Insel und hat auch schon vor den Vereinten Nationen und dem englischen Parlament gesprochen. Sie hat in Neuseeland und USA Pharmazie studiert, ist aber zurückgekommen, um die Entwicklung der Insel mit zu organisieren. Einerseits braucht Pitcairn, das ja zu England gehört und über Neuseeland verwaltet wird den Fortschritt, andererseits wollen die Einwohner den Charakter ihrer Siedlung erhalten. Es gibt eine Schule, es gibt inzwischen einen durch Neuseeland organisierten Polizeiposten, es gibt Ärzte, die jeweils eine Zeit lang auf der Insel leben und es gibt Einwohner, die in Krankenpflege ausgebildet sind. Es gibt inzwischen Internet und da einer der Pitcairner Bienenvölker auf die Insel gebracht hat und sehr erfolgreich damit den saubersten Honig der Welt produziert, versucht man gerade, eine EU-Genehmigung zu bekommen, um den Honig exportieren zu dürfen. All das muss man sich im Hinblick darauf vorstellen, dass nur 4 x im Jahr ein Versorgungsschiff vorbei kommt und die nächste bewohnte Insel, die einen kleinen Flugplatz hat, nur 120km mit dem Motorlangboot übers offene Meer zu erreichen ist. Auch von uns wurden Kisten mit Orangen und große, offensichtlich leichte Ballen abgeladen. Ich nehme an, es war Toilettenpapier. Es muss ja alles was gebraucht wird Monate vorher bestellt werden. Viele Pitcairner haben natürlich inzwischen die Insel verlassen, denn es gibt ja keine Arbeitsplätze, keine weiterführenden Schulen usw. Doch manche sind wieder zurückgekommen. Die Namen Fletcher und Young gibt es auch heute noch.
In den letzten Jahren ist Pitcairn durch einen spektakulären Prozess in die Schlagzeilen geraten, auf den ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen möchte. Auch hier gibt es halt nicht nur Licht, sondern auch Schatten. So romantisch, wie sich das liest – eine Insel der Seligen ist auch Pitcairn nicht.

17.2., Die Speisekammern der Queen Victoria

Wieder auf See und vormittags wurde für die deutschsprachigen Gäste eine Küchenbesichtigung durchgeführt.
Dem Küchenchef unterstehen ca. 150 Köche, und interessant war es zu erfahren, welche Mengen an Nahrungsmittel auf einer 14tägigen Reise verbraucht werden:
Frisches Obst und Gemüse - 70 Tonnen
Rind- Schwein- Kalb und Lamm - 18 Tonnen
Geflügel - 12 Tonnen
Fisch und Meeresfrüchte - 30 Tonnen
Zucker - 3 Tonnen
Frischmilch - 34.000 Liter
Eier - 56.000 Stück
Mehl - 8 Tonnen
Reis - 3 Tonnen
Käse und Milchprodukte - 30 Tonnen
Eine Information hat mir erklärt, warum ich in Bezug auf das Essen ein bisschen enttäuscht war. Ich hatte erwartet, dass wir auf dieser Reise durch die Tropen besonders gute exotische Früchte serviert bekommen würden. Es gab zwar reichlich Obst, aber das war auch nicht anders, als wir es daheim im Supermarkt um die Ecke erhalten können. Grund ist die Angst vor eingeschleppten Krankheiten, die so ein Schiff ganz schnell unter Quarantäne stellen würden. Deshalb darf der Küchenchef nicht einfach an Land auf den Markt gehen und dort einkaufen, sondern es wird nur geladen, was vorher durch Lebensmittelkontrollen als unbedenklich eingestuft wurde. Und das kommt halt wieder wie gewohnt aus Kühlhäusern. Wie am Baum gereifte Mangos und Ananas schmecken, das haben wir später nur auf einem Landausflug erfahren.
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18.2., quer über den Pazifik

Auch heute ist Seetag – ja, der Pazifik ist riesig. Im Theater zeigt man einen Videovortrag über tropische Blumen im Regenwald. Ich gebe im Schiff wieder einmal Ansichtskarten auf, die im nächsten Hafen an Land gebracht werden. Nachmittags erzählen Offiziere der Brücke über ihre Arbeit.

19.2., Tahiti

Mein Geburtstag und so ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Wir legen in Papeete, der Hauptstadt von Tahiti an. Meine Erkältung ist auf dem Höhepunkt und es geht mir einfach schlecht. Trotzdem nehme ich an dem Landausflug teil und muss wieder eine Vorstellung revidieren. Ich dachte bei Tahiti immer an weiße Palmenstrände. Ja Palmen gibt es viele, aber keine Sandstrände. Tahiti hat eine Felsküste und kein Riff, das die Brandung abhält. Nur da, wo von den ufernahen Hotelanlagen Sand aufgeschüttet wurde ist so was wie Strand vorhanden.
Wir wurden zum „Black-Pearl-Museum“ gebracht, das sich als Teil des Verkaufsraums eines Juweliers entpuppte, der sich auf die schwarzen Tahiti-Perlen spezialisiert hat. Und lustigerweise werden die gar nicht auf Tahiti gezüchtet, sondern in weit entfernten Zuchtfarmen auf anderen Inseln. Angesichts der Preise habe ich es mir auch verkniffen, mir eine Perle als Andenken mitzunehmen.

Anschließend besuchten wir einen beeindruckenden botanischen Garten, in dem all die Blütenpracht konzentriert zu sehen ist, die sich sonst auf die ganze Insel verteilt.
Da unser nächstes Ziel – die Insel Moorea in Sichtweite liegt, hat die Brücke entschieden, dass die Liegezeit der QV bis morgens um 4:30 ausgedehnt wird. So können die Gäste das Nachtleben auf Tahiti noch genießen. Tja, es gibt aber kein Nachtleben. Es war samstagnachmittags. Bereits da waren die meisten Geschäfte zu und die Straßencafes und Bars haben abends dicht gemacht. Nur aus den Hotelanlagen hörte man noch so was wie Nachtleben.
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20.2., Moorea

Moorea sieht aus wie eine Bilderbuch-Tropeninsel. Dicht begrünt bis an die bizarren Berge, die Küstenstraße von Palmen gesäumt. Aber all das sah ich nur vom Schiff aus, denn ich bin an Bord geblieben und habe mich auskuriert und fast den ganzen Tag geschlafen.
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21.2., Seetag

Es ist Seetag und es geht mir etwas besser. Nach 3 Tagen habe ich das erste Mal wieder Appetit und die Hustenanfälle lassen langsam nach.
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22.2., Fidji-Inseln

Auch heute auf See in Richtung Suva auf den Fidji-Inseln. Ein Kunsthistoriker erzählt über Paul Gauguin, der ja längere Zeit in Polynesien verbracht und gemalt hat. Den Rest des Nachmittags verbringe ich im Schatten auf dem Kabinenbalkon, denn in der Sonne ist es mir viel zu heiß. Ich staune, mit welcher Ausdauer und Leidensfähigkeit ältere Herrschaften sich am Pool in der Hitze braten lassen. Bin aber der Meinung, dass das der Schönheit nicht unbedingt zuträglich ist.
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23.2., drinnen kalt, draußen warm

Im Schiff ist es so kalt und draußen so heiß, dass meine Brille beschlägt, wenn ich auf den Balkon gehe. Ich habe in meiner Kabine die gottlob funktionierende Heizung aufgedreht – un das in den Tropen. Aber es war mir sonst einfach zu kalt, um mich darin aufzuhalten.
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24.2., fällt aus, wir überqueren die Datumsgrenze

Diesen Tag gibt es für uns nicht. Wir überschreiten in der Nacht die Datumsgrenze, wachen morgens auf und es ist der

25.2., hinter den Kulissen der Queen Victoria

Ich habe für diesen Tag eine Tour hinter die Kulissen der Queen Victoria gebucht. Wir besuchen das Theater , den Ankerraum, das Lager, die Abfallverwertung, die Küche, das Medicalcenter, das Lager, die Druckerei, das Fotolabor, den Maschinenkontrollraum, eine Feuerwache und zuletzt die Brücke, um der Frau Captain und ihren Offizieren über die Schulter sehen zu können. Die Tour hat 5 Stunden gedauert und war hochinteressant, wenn auch nicht billig. Aber so entstand halt eine Auslese, denn es ist einfach nicht möglich, knapp 2000 Passagiere durchs Schiff zu führen. Es hat aber jeden Euro gelohnt.

26.2., Fidji-Inseln

Suva auf den Fidji-Inseln. Übrigens ist Fiji oder Fidschi genau so richtig, haben wir uns sagen lassen. Der erste Eindruck ist grün und üppig, nass und warm, denn es regnet in Strömen, aber der Regen ist wirklich warm und tut unserer Stimmung keinen Abbruch. Wir haben auf kaum einem Ausflug so viele fröhliche, ja herzliche Menschen getroffen wie auf Fidji. Man hatte uns gewarnt, dass der Komfort bei den Busausflügen vielleicht nicht so gut sein würde, wie wir das von anderen Ausflügen gewohnt waren. Doch das war völlig unbegründet. So fuhren wir im angenehm (!) klimatisierten Bus übers Land in eine Gewürzfarm, die in den 70er Jahren von einem Neuseeländer als Projekt für Jugendliche gegründet worden war. Schon damals setzte er auf natürlichen Anbau und noch heute werden auf diese Weise Vanille, Muskatnüsse, Pfeffer und andere Gewürze angebaut und nach Erhalt eines Gütesiegels inzwischen in alle Welt exportiert. Der alte Herr lebt noch, ist aber der einzige Weiße, den wir auf Suva gesehen haben. Inzwischen wird die Farm von einem Einheimischen geführt.

Wir saßen dort unter einem Dach, draußen die üppige Natur und der Regen rauschte an uns vorüber. Hier bekamen wir Früchte serviert und eine Folkloregruppe in Baströcken kochte im Erdofen und zeigte Tänze. Klar haben die alle ihre Autos hinter dem Haus stehen, aber man hatte das Gefühl, das macht ihnen richtig Spaß. Trotz des Regens machten wir dann einen Spaziergang durch die gepflegte Plantage, nicht ohne vorher alle mit Schirmen versorgt worden zu sein, und auch nicht ohne Begleitung von jungen Männern der Plantage, die den, z.T. ja sehr alten Herrschaften in unserer Gruppe, fürsorglich über unebene Stellen halfen. Wir waren sehr beeindruckt.
Nach der Ausfahrt durch das Riff vor Suva hat uns dann wieder einmal ein Sturm eingeholt. Der Seegang war erheblich, doch dank der Stabilisatoren war im Innern der QV so viel zu spüren, als wenn man bei Höchstgeschwindigkeit durch den Gang in einem fahrenden ICE geht. Es sind weder Teller vom Tisch gerutscht, noch haben erkennbar viele Menschen beim Essen gefehlt. Ansage von der Brücke an diesem Tag: Windgeschwindigkeit 85 kmh, Wassertemperatur 30°, Lufttemperatur 29°, Luftfeuchtigkeit 91%
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27. 2., Seetag

Ein Seetag und ich gehe zum Bordfriseur. Als ich Igor aus Russland erkläre, wie ich den Haarschnitt haben möchte – und das mit meinem eingerosteten Schulenglisch, meint er, „like my Mum“ und ist ganz begeistert. Nun, ich sah nicht nach einer russischen Mama aus, aber vielleicht habe ich ihm sein Heimweh gemildert. Die Crewmitglieder im Service sind z.T. 9 Monate an Bord. Offiziere und Künstler meist 4 Monate und dann haben sie 2 Monate frei. Von der Crew macht also niemand die volle Weltreise mit. Wenn ich ehrlich bin, dann wäre mir das auch einfach zu lang, aber es gab durchaus Passagiere, die schon an Bord für die nächste Weltreise 2015 gebucht haben. Ein Ehepaar wurde geehrt für 1.700 Tage an Bord eines Cunard-Schiffes!!
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28.2., Neukaledonien

Nouméa auf Neukaledonien, wieder eine Inselgruppe, die zwar zu Frankreich gehört, aber kein Teil Frankreichs ist, auch als Zahlungsmittel nicht den Euro hat. Ziemlich kompliziert die Verwaltungsverhältnisse von Überseegebieten unseres Nachbarn. Im Mai wird abgestimmt, ob Neukaledonien unabhängig werden soll, oder nicht. Da hier 30% der Weltproduktion von Nickel gefördert wird, will Frankreich das Gebiet sicher behalten. Noch ist auch allenthalben französisches Militär sichtbar. Die Bevölkerung ist relativ jung, die Ausbildung ist kostenlos und so kommen viele französische Studenten nach Nouméa und umgekehrt studieren viele junge Leute von hier in Frankreich.
Abseits der Stadt sieht man viele Tagebauspuren, was die Landschaft natürlich nicht schöner macht. Nouméa selbst wirkt nicht mehr tropisch, sondern eher mediterran. Es gibt zwar noch Palmen, aber auch viele Zypressen. Die Stadt schmiegt sich über Hügel um den Yachthafen und so wirkt sie eher wie an der Riviera, als am Pazifik. Anlegen mussten wir wieder am Containerhafen, der hier aber schon „europäisch“ ordentlich und aufgeräumt wirkt. Die wenigen Mitglieder der Urbevölkerung, die sich ganz offiziell Kanaken nennen, haben wir am Pier gesehen, wo uns wieder eine Folkloregruppe mit Musik und Tänzen empfangen hat. Die geschäftigen Menschen in den Straßen sind überwiegend Weiße.
Ein Manko der Gegend sind die häufigen Zyklonen. Es gibt Bauten, die noch die Spuren des letzten Sturms zeigen und demnächst abgerissen werden müssen. Die Sonne steht hier schon fast senkrecht und die Schatten sind sehr kurz. Unsere Rundfahrt führte uns durch die Stadt, die den französischen Kolonialstil noch erhalten hat. Nouméa hat schöne Sandstrände mit Cafés und Restaurants und erinnert auch damit an die Riviera. Es liegen viele Segelyachten vor Anker und die Gegend ist ein Paradies für Surfer und Skyter.
Die Queen Victoria wird wieder einmal gründlich gewaschen, denn es hat sich während der Seetage eine dicke Salzkruste auf den Balkonen und Fenstern gebildet. Selbst meine Brille bekommt eine Salzschicht, wenn man eine Weile auf dem Balkon oder dem Deck war.

1.3., wieder ein Tag auf See

Wieder ein Seetag, an dem die Köche im Queensroom ihre Kunstfertigkeit zeigen. Gemüseschnitzer, Eisschnitzer, Patisseure, Sushi-Meister, Zuckerbäcker, alle verwandeln den Queensroom in ein opulentes Buffet, an dem man nach Herzenslust naschen kann.
Den Abend verbringen wir bei einer Tanzshow im Theater und versuchen wieder einmal an Deck das legendäre Kreuz des Südens zu finden, das sich dann als viel weniger spektakulär zeigt, als wir erwartet hatten. Auch die Abende an Deck enttäuschen uns ein bisschen, denn die Bars sind geschlossen, alle Stühle wurden längst weggeräumt und so ist von Party oder Nachtleben im Freien nichts geboten. Wer von den älteren Herrschaften noch auf ist, besucht den Commodore-Club oder das Theater. Danach ist Feierabend. Wer also Tropenabend mit Partystimmung erleben möchte, für den ist die Queen Victoria dann doch nicht das richtige Schiff. Aber das war auch nicht unser Hauptanliegen auf dieser Reise.
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2.3., auf dem Weg nach Australien

Auf See Richtung Australien. Es ist Sonntag und Frau Kapitän hält wieder eine Andacht. Nachmittags gibt der Gästechor sein Abschiedskonzert, denn in Australien verlassen viele Passagiere das Schiff. Wir sind erstaunt, wie gut der Chor ist. Im Restaurant gibt es Hummer und so langsam macht sich Appetit auf heimische Kost bemerkbar. Das Essen ist wirklich gut, aber es ist halt als ob man 7 Wochen täglich im selben Sternerestaurant isst. Man freut sich auch wieder auf Pellkartoffeln mit Quark oder Eintopf quer durch den Garten.
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3.3., Brisbaine, Australien

Australien hat strenge Quarantäne-Vorschriften für Einwanderer. Überhaupt wollen die Behörden ganz genau wissen, wer da von Bord kommt, ja sogar wer auf dem Schiff bleibt, musste die ausführlichen Formulare ausfüllen. Damit die Formalitäten schneller gehen, kamen Beamte der Einwanderungsbehörde bereits in Nouméa an Bord. Sie haben auch genau geprüft, ob das Foto im Pass auch wirklich von dem Menschen stammt, der vor ihnen steht. Das Visum, das wir vor der Reise beantragt und bezahlt hatten, wollten sie dagegen überhaupt nicht sehen. Wir mussten unterschreiben, dass wir keinerlei Lebensmittel, keine Pflanzen oder Samen einführen und am Terminal wurden wir von Hunden beschnuppert, damit ja niemand etwas mit an Land bringt.
Brisbaine zeigt sich uns grün und modern. Auch hier wieder eine imposante Skyline. Die Stadt liegt am Brisbaine-River. Auf einer Fahrt mit der Kookaboora-Queen, einem Raddampfer erkunden wir die verschiedenen Stadtviertel, fahren am Botanischen Garten vorbei, der seine Mangroven bis in den Fluss streckt. Elegante Villen mit jeweils eigenem Bootsanleger und imposanten Yachten liegen an unserer Strecke ebenso wie gepflegte Parks. Im Hintergrund das moderne Geschäfts- und Bankenviertel mit seinen Wolkenkratzern.
Die Umgebung von Brisbaine birgt vielfältige Bodenschätze. Kohle, Kupfer und Kaolin werden vor allem abgebaut. Das hat der Stadt Reichtum gebracht, den man auch sieht.
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4.3., Abschiedsstimmung

Der letzte Seetag an Bord der Queen und die Koffer werden gepackt und am späten Abend bereits abgeholt. Es macht sich allenthalben Abschiedsstimmung breit. Am nächsten Tag in Sydney werden 700 Passagiere von Bord gehen und 700 neue einchecken, die über Neuseeland, Samoa und Hawaii Richtung Panamakanal den Pazifik überqueren.

5.3., Sydney

Sydney! Wir kommen am frühen Morgen an und haben ein wunderbares Panorama vor uns. Dies ist der einzige Hafen, an dem die Queen Victoria mitten in der Stadt anlegen kann. Am gegenüberliegenden Ufer die berühmte Oper, die Harbour-Bridge und die Quais mit ihren Cafés. Noch liegt die Stadt im Dunkel, es nur hier und da ein Jogger zu sehen. Doch das sollte sich schnell ändern.
Nach dem Frühstück war für uns Zeit, zu gehen. Noch einmal ein Spaziergang durchs Schiff und dann zur Gangway. Noch einmal die Bordkarte scannen lassen, doch nun bekamen wir sie nicht wieder. Im Terminal steht unser Gepäck bereit und diesmal kommen wir ohne große Personenkontrolle durch den Sicherheitsbereich. Der Transfer zum Hotel hat natürlich reibungslos geklappt und auch Sydney wird uns noch mit einer ausgedehnten Stadtrundfahrt näher gebracht. Es ist schon ein seltsames Gefühl, die Queen noch stundenlang am Pier liegen zu sehen und sich bewusst zu machen, dass wir nicht mehr an Bord gehen werden. Sie war uns doch zu einem Stück Zuhause geworden und ich habe auch nach der Reise per Internet ihren weiteren Weg begleitet.

6.3., Sydney, 2. Tag

Wir erkunden Sydney auf eigene Faust und bewundern die Einkaufsgalerie im Victoria Building, die Parks, die Strandpromenaden und natürlich die Oper. Mein Bruder besucht noch ein Museum, während ich durch den Botanischen Garten schlendere. Ein Abendspaziergang zum Hafen schließt unsere Stipvisite in Sydney ab. Natürlich konnten wir in den paar Stunden nur an der Oberfläche kratzen.
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7.3., Singapore

Nach dem Frühstück werden wir zum Flughafen gebracht und wir besteigen das größte Passagierflugzeug der Welt, den Airbus A380. Das hört sich viel aufregender an, als es ist, denn jedes Deck des riesigen Vogels hat eine eigene Gangway von der aus man auch kaum einen Blick auf das Flugzeug schicken kann. Ob nun ein modernes Großraumflugzeug oder nicht, wunderschöne Stewardessen der Singapore Airline mit ihren bunten langen Kleidern und ihrem undurchdringlichen Lächeln – ein Langstrecken-Flug ist in der Economyklasse immer eine Tortur. Nach 8 Stunden haben wir es hinter uns und landen in Singapore. Da wir Singapore zusätzlich gebucht hatten, bringt uns ein Chauffeur direkt zum Hotel.

8.3., --- ein paradiesischer Ort

Das Shangri-La ist das schönste Hotel, das ich bisher bewohnen durfte. Die Homepage zeigt eindrucksvoll die tropische Eleganz der Anlage. In der riesigen Lobby duften überdimensionale Blumengestecke und überall stehen Orchideen. Das Personal ist in indische Gewänder gehüllt und hinter dem Hotel, von außen nicht einsehbar liegt ein wunderschöner Garten, der die Fülle der Tropen mit Wasserfall, Orchideen, Koi-Teichen und hohen Palmen eingefangen hat.
Ein Shuttlebus bringt uns zum Treffpunkt der Sightseeing-Busse und so kann mein Bruder die Erinnerungen auffrischen, die er von früheren Aufenthalten noch hat. Für mich ist alles neu und aufregend. Hier die Luxushotels und die berühmte Orchardroad mit ihren Einkaufszentren, dort Chinatown mit seinen skurrilen kleinen Häuserzeilen, in denen die Händler ihre Waren anbieten. Dazwischen Tempelanlagen und Wolkenkratzer. Die Stadtrundfahrt endet am Orchideengarten, der zum Botanischen Garten gehört. Das Abendessen genießen wir im Restaurant im Hotelgarten, der inzwischen romantisch beleuchtet wurde.

9.3., letzte Eindrücke und Heimflug

Heute gehen wir getrennte Wege. Während mein Bruder wieder ein Museum besucht, bin ich noch einmal in den Orchideengarten gefahren, um mich in Ruhe der Blütenpracht widmen zu können. Noch einmal tritt mein Fotoapparat in Aktion und ich lasse die Seele baumeln.

Nachmittags fahren wir mit dem Taxi nach Chinatown, das auf der Stadtrundfahrt nur gestreift wurde. Wir bummeln durch die Straßen, bestaunen die Auslagen der chinesischen Apotheken und bei den angenehm freundlichen und unaufdringlichen Händlern wird noch das ein oder andere Souvenir gekauft. Dann hören wir im Hintergrund monotone Trommelschläge und Stimmengemurmel. Im chinesischen Kulturzentrum ist ein großer Tempel, dessen rot-goldene Pracht unseren bayerischen Barock in den Schatten stellt. Freundlich werden wir aufgefordert, näher zu treten und landen in einer für uns völlig fremden Welt, mitten in einer von Mönchen in gelben Kutten gehaltenen Zeremonie. Hinter dem Tempel in den oberen Stockwerken befindet sich ein buddhistisches Museum, das auch besucht werden kann und zu guter Letzt landet man auf einem Dachgarten, der einen aus der Zeit fallen lässt. Auch hier Orchideen, Vogelgesang, viel Grün und eine kleine Pagode in der ein alter Mann eine übermannshohe Gebetsmühle dreht. Kein Laut dringt aus der geschäftigen Stadt zu unseren Füßen hier herauf. Das sind Erlebnisse, die man sicher niemals mehr vergisst. Falls es das Sparschwein einmal erlaubt, würde ich Singapore gerne noch einmal ein paar Tage besuchen.
Wir sagen den Tropen ade und stimmen uns seelisch und moralisch auf den 13 Stunden langen Heimflug ein. Gottlob konnten wir noch Plätze am Gang erobern, es gelingt uns auch ein bisschen zu schlafen, doch wir sind dann froh, morgens gegen 5 Uhr in München zu landen. Ja, wir sind da, zumindest körperlich. Die Seele braucht noch ein paar Tage, bis sie nachgekommen ist.

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