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Thailand

Auf nach Thailand !

Dass manche unserer Freunde mit Thailand eher ein Fest für die Sinnlichkeit verbinden, wurde uns klar, als wir bei den Reisevorbereitungen von verschiedenen Seiten halb neugierig, halb augenzwinkernd gefragt wurden: “Was wollt IHR denn in Thailand? Wie kamt ihr darauf, gerade dorthin zu reisen?“
Wir, ein seit bald 40 Jahren verheiratetes Pensionärspaar mit keinerlei ausgefallenen Neigungen, galten bei unseren Bekannten offensichtlich nicht als erste Wahl, Vorurteile über Thailandreisende zu bestätigen. Um es vorweg zu sagen: Da wir die Berührung mit dem sicherlich vorhandenen Sextourismus nicht suchten, machten wir auf der gesamten 15tägigen Studienreise auch nicht die leiseste Erfahrung damit. Thailänder sind sehr diskrete Menschen, und so spielt sich offenbar alles in Hinterzimmern und Oberstöcken ab, nur dem Suchenden zugänglich.

In meinem Reisebericht geht es um ganz andere sinnliche Erfahrungen. Diese beginnen schon beim morgendlichen Eintauchen, nach 10stündigem Flug, in Bangkoks Luft. Nach dem gut gekühlten Flughafen wird dem Gast so zu sagen ein feuchtheißer Waschlappen um die Ohren geschlagen. Die Luft ist schwül, muffig und wenig einladend, tief durchzuatmen. Dass sie für die Beschaffenheit alternder Haut so etwas wie ein Jungbrunnen ist, sahen wir zunächst an unserem Reiseführer Pong, der sich als 53 Jahre alter chinesischstämmiger Thailänder vorstellte, dem wir aber keine 40 Jahre gegeben hätten. Auch unserer europäischen Haut tat die hohe Luftfeuchtigkeit im weiteren Verlauf sichtlich gut. Thailand – ein Fest für unser größtes Sinnesorgan!

Aber auch die Augen bekamen einen wahren Festrausch an Eindrücken serviert. Es begann mit der grandiosen Aussicht aus dem Hotelzimmerfenster im 16. Stockwerk auf den träge vorbeifließenden Menam Chao Phraya. Dort bekamen wir allmorgendlich in sanften Perlmuttfarben das Live-Schauspiel „Bangkok erwacht“ serviert. Träge waren dabei nur die Wasser der „Mutter der Flüsse“, denn weder die rasanten Langboote, noch die vielen Fähren oder gar die Unmengen von Bangkokern, die auf der einen Flussseite ameisenstraßengleich von den Fähren aufgesogen wurden, um sie auf der anderen Flussseite ebenso wuselig wieder zu entlassen, gaben der Entdeckung der Langsamkeit eine Chance. Alles spielt sich auf und am Fluss im Hochgeschwindigkeitstempo ab. Dabei hat man als Betrachter jedoch nie den Eindruck, dass hier eine stressige Tätigkeit von statten geht. Vermittelt wird ein fröhliches, lebens- und unternehmungslustiges Dasein.

Weiterer Augenschmaus: Bangkok, Chinatown, Blumen- und Gemüsemarkt. Das Orchideen und andere Zierpflanzen, Gemüse und Gewürze solch eine Mannigfaltigkeit an Formen, Farben und Düften haben, wurde uns erst bei der unglaublichen Anhäufung und der kreativen Anordnung dieser Naturprodukte bewusst. Herrlich, was Mutter Erde unseren Sinnen schenkt! Denn hier erlebte natürlich auch die Nase ihren ersten festlichen Höhepunkt. Von der Zunge ganz zu schweigen, die während der Reise Tag für Tag in den Genuss solcher Marktwaren kam. Doch zum Thai-Food später noch ausführlich!

Schier übergehen wollten uns die Augen in den vielen Tempeln und Palästen Bangkoks, die wir besuchten. Goldene Buddhas, der längste Liegende ein 45-Meter-Koloss, der höchste Thronende stolze 19 Meter hoch, goldene Chetis, die Türme der Tempel, goldene und zinnoberrote, saphirblaue, safrangelbe, orange, jadegrüne und türkise Edelstein-Verzierungen und Schnitzereien fingen unsere Aufmerksamkeit fast bis zur Schmerzgrenze ein. Man bog um eine Ecke, beglückt vom gerade Gesehenen, nur um festzustellen, dass hier dem Auge noch einmal mehr geboten wurde. Die Finger am Auslöser unserer Digitalen Kameras hatten volles Beschäftigungsprogramm! Die Nasen mussten sich an den Duft der Räucherstäbchen gewöhnen und die Ohren bekamen hier in den Tempeln ihren ersten größeren Einsatz: Wuchtige Glocken und Gongs riefen die Mönche zum Gebet oder wurden von gläubigen Buddhisten angeschlagen, um deren Bitten Nachdruck zu verleihen. Fremdartig, aber beeindruckend der Klang von vielen Mönchsgebeten, manchmal nur gemurmelten Mantras, manchmal auch lautem Einweisen der Novizen durch einen erfahrenen Mönch.

Die Klongs, das über 200 km lange Kanalnetz, das Bangkok zum „Venedig des Ostens“ macht, hatten Augen, Ohren, und Nase gleichermaßen etwas zu bieten. Kein Thailandbesucher sollte eine Langbootfahrt in die ruhigeren, abseits gelegenen Wasserstraßen versäumen, an und auf denen wirklich noch gelebt wird. Hier ist eine chinesische Händlerin mit Strohhut und vollen Gemüsekörben im breiten Händlerboot unterwegs, dort kündet rhythmisches Klopfen aus einem Pfahlhaus von handwerklicher Tätigkeit, am diesseitigen Ufer wäscht sich eine bildschöne junge Thaifrau im braunen Klongwasser mit viel Shampoo die Haare, während ihr Kind die Zähne mit dem gleichen Wasser putzt. Am anderen Flussufer bringt gerade eine ältere Frau ihren Ahnen, die im Geisterhäuschen verehrt werden, eine Schale Reis und eine Flasche Mineralwasser mit Strohhalm, die allwöchentliche Ration, die den starken Einbezug der Verstorbenen in den Alltag zeigt. Der selbstverständlichen Gläubigkeit vieler Thais begegneten wir nicht nur in den Tempeln. Som Pong, unser umsichtiger, allzeit souveräner Fahrer, hupte immer zweimal kurz, wenn wir an einer größeren Ansammlung von Geisterhäuschen an den Überlandstraßen vorbeifuhren. Genau so taten es auch alle anderen Vorbeifahrenden und Pong, der stets kompetente Führer, erläuterte in seinem wunderbaren Deutsch: „Das bedeutet: Hier wird gebetet!“ Ja, gebetet wird viel und gebeten werden auch immer die Ahnen um Beistand, um Rat, um Schutz, um Vermittlung. Die Orte dafür sind die Geisterhäuschen und die Tempel. Deshalb wird beiden auch durch eine Schmuckvielfalt selbst in armen Gemeinden und bei armseligsten Wohnstätten enorme Pracht verliehen.

Die Lust am Schmuck, das Entzücken der Augen steht bei der Zubereitung des Obstes, welches bei keiner Thai-Mahlzeit fehlt, ganz obenan. Ananas, Papayas, Wassermelonen, Lychees, Mangos, chinesische Äpfel werden nicht einfach in Stücken oder ganz serviert. Nein – die hohe Kunst des Früchteschnitzens macht aus den Leckerbissen und Vitaminbomben Kunstwerke, so dass beim Obstgenuss Auge, Nase und Mund ein Sinnenfest erleben.

Fremdartige Genüsse wie Ananas mit Salz erlebten unsere Gaumen Tag für Tag. „Is it spicy?“ lautete unsere Standardfrage bei den Thai-Currys in den Restaurants und Hotels, in denen wir mittags wie abends mit einheimischem Essen verwöhnt wurden. War es „spicy“ – scharf – griff mein Mann herzhaft zu. Seine Geschmacksknospen auf der Zunge hatten sich offenbar dem Land in Windeseile angepasst. Ich dagegen ließ meinem Gaumen, dem Magen und den anderen Verdauungsorganen Zeit, und erst gegen Ende der Reise bediente auch ich mich vorsichtig aus den Schälchen, in denen Saucen mit klein geschnittenen Chilis in Knallrot und Giftgrün atemberaubende Schärfe signalisierten. „Thai-Food macht Sie nicht dick. Sie können essen, so viel sie wollen und werden nicht zunehmen, “ beschied uns Pong.

Chiang Mai, die Hauptstadt des nördlichen Thailands, gilt als DIE Shopping-Stadt des Landes schlechthin. Für uns war sie ein einziges Fest für den Tastsinn! Glatte, kühle oder raue, warme Thai-Seide in allen Farben geriet unter unsere Finger, wir streichelten mit verklärtem Lächeln über Teakholzmöbel mit und ohne Perlmuttintarsien, wir prüften die handschmeichelnden Eigenschaften von Jade-Elefanten und Jade-Buddhas, wir fuhren sacht über blattgoldverzierte Lacktabletts und kauften im Geiste bereits einen fast echten Samsonite-Koffer auf Chiang Mais weltberühmtem Nachtmarkt, um die Schätze, welche wir in den fantastisch durchgestylten „Factories“ in Richtung San Kamphaeng erwarben, sicher nach Hause zu bringen. Nicht zu vergessen ist auch der Goldrausch, der jeden Touri befällt, der bei „Gems – the World biggest Jewellery“ Station macht. Auf Supermarktgröße wird dort in Gold, Platin, Sterlingsilber und Edelsteinen alles angeboten, was schmückt.

Schmuck und Farben im Überreichtum gehören auch zu den Trachten der Bergstämme im „Goldenen Dreieck“, dem gebirgigen Landstrich zwischen Myanmar, dem früheren Burma, Laos und Thailand. Berühmt – berüchtigt wurde die Gegend durch Opiumanbau und –handel. Heute, so versicherte uns Pong, wird beides, unter strengste Strafen gestellt, wirkungsvoll von Polizei und Militär mit Hubschraubern bekämpft. Das weitsichtige und von den Thais zutiefst verehrte Königshaus sorgte für eine Befriedung der Region mit Handwerksprojekten und Schaffung von Erwerbsmöglichkeiten im Tourismus für die weit abgelegenen Bergstamm-Dörfer. Doch noch immer zählen 80% der Thais zu den Armen des Landes. Sozialen Sprengstoff aus dieser Tatsache verhindert unter anderem der Buddhismus: „Gehört man zu den 10% Reichen, hat man in seinem früheren Leben Gutes getan und das Karma im jetzigen Leben ist das bestmögliche. Gehörst du zu den Armen, dann lebe so, dass dein Karma eben so gut wird!“ erklärt man Kindern, welche wissen, wollen, warum der Nachbar Auto, Villa und Land besitzt.

Zurück zum Fest der Sinne: Schon zu Hause nahm ich mir vor, eine Thai-Massage auszuprobieren, aber erst am letzten Tag unserer Rundreise ließ ich mich auf Empfehlung von Pong, dessen Tipps immer Gold wert waren, in einem Massagesalon auf einen der gemütlichen Ledersessel plumpsen. Einem Salon übrigens, der von außen so aussah, dass ich nie und nimmer aus eigenem Antrieb den Weg hinein gefunden hätte, eben wie man sich als Thailand-Greenhorn ein etwas zweifelhaftes Etablissement vorstellt. Dies war ganz und gar nicht der Fall. Ich hatte eine einstündige Fußmassage gebucht. Bei entspannender, leiser Musik, himmlischen Wohlgerüchen und teils energischen, teils sehr sanften Massagegriffen bis zu den Knien hinauf, startete Joya, meine Masseurin, einen Generalangriff auf die meisten meiner Sinne. Mit leicht entrücktem Lächeln schwebte ich danach zurück zu Gatte und dem wohl unvermeidlichen Folkloreabend, der zwar die geballte Schönheit vieler Tänzerinnen bot, aber auch wenig liebevoll zubereitetes und serviertes Essen, lauwarmes Reis-Bier, und sehr, sehr gewöhnungsbedürftige Musik eines traditionellen thailändischen Orchesters. Kurze Unterbrechung unseres Sinnen-Höhenfluges also!

Haben Sie schon einmal in etwa 28 bis 30 Grad warmem, klarem Meerwasser bei nicht zu kühner Brecherbildung gebadet? Wenn Ihnen dieses Erlebnis fehlt, in Phuket lässt es sich leicht nachholen. Bloß nicht am allgemeinen Patong-Strand, einem Überbruder von Ballermann 6, sondern in einem der 5-Sterne-Hotels mit eigener verschwiegener Bucht, großzügig ausgestatteten Zimmern, allgegenwärtigem Personal, das den Gästen jede erdenkliche Bequemlichkeit verschafft.

Fazit unserer Reise: Wer den zehnstündigen Flug und die fast ganzjährig hohen Temperaturen bei großer Luftfeuchtigkeit nicht scheut, wird in Thailand mit einem „Wellness-Urlaub“ für Augen und Mund, für Nase und Haut, für Körper und Seele erfreut und erfrischt. „Sawadih kah“ – auf Wiedersehen – und „ao ik mai“, dasselbe noch einmal!

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