Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

Für Gestaltung und Inhalt dieser Regionalseiten sind ausschließlich die jeweiligen Regionalbotschafter verantwortlich. Die von den Regionalbotschaftern eingegebenen und heraufgeladenen Inhalte unterliegen grundsätzlich weder einer Kontrolle durch Feierabend, noch nimmt Feierabend hierauf Einfluss. Hiervon ausgenommen sind werbliche Einblendungen und Beiträge die von Feierabend direkt eingestellt wurden und als solche gekennzeichnet sind.

Autor: babs36

Barbara Koehnen-Rehn

Eine wahre Begebenheit

Unser Mitglied Barbara, (babs36) hat mir diese Geschichte geschickt.

Ende Januar 1944, flüchteten wir aus Bad-Freienwalde an der Oder, weil die Russen schon 60 km vor der Stadt standen.
Wir, meine Mutter, mein Vater der aus dem Lazarett entlassen , die ersten Gehversuche nach einer Oberschenkelamputation machte, mein sieben Jahre alter Bruder und ich, achtjährig. Wir machten uns mit neun Gepäckstücken, drei Rucksäcke und sechs Aktentaschen auf den Weg nach Berlin. Dort angekommen mussten wir zur U-Bahn. Als die Bahn kam
drängte die Mutter zur Eile. Als mein Bruder und ich mit unseren sechs Stück Gepäck drinnen waren, wollte sie den Vati in den Zug bringen, aber, o Gott, die Bahn fuhr ab und mit ihr schreiende Kinder, mein Bruder und ich. Man stelle sich dieses Geschrei von zwei verängstigten Kindern vor, die Eltern sind weg. Die Angst sie nie mehr wieder zu sehen trieb uns fast bis zum Wahnsinn.
Einige Landser die uns kannten und wussten wo wir hin mussten kümmerten sich um uns. Im Abteil halfen sie uns das Gepäck zu verstauen, die Mäntel legten sie auf unsere Rucksäcke und Taschen. Dabei muss eine Tasche umgefallen sein. In dieser Tasche war ein Glas Rübenkraut und das war mit umgekippt. Von Niemandem bemerkt machte sich der Sirup selbstständig und tropfte langsam aber stetig auf mich herab. Auf die Haare, die Schultern und den Oberkörper. Meine Haare waren eine einzige klebrige Masse, und ich in Tränen aufgelöst. Ich bot ein Bild allen Elends der Welt.
An der Station wo wir raus mussten stiegen die Landser mit uns aus. Einer nahm meinen Bruder an die Hand und sie gingen den Bahnsteig rauf und runter in der Hoffnung, dass die Eltern bald kommen. Ich musste mich auf eine Bank setzen und warten, warten.
Meine verzweifelte Mutter indes stieg mit meinem Vater in die nächste Bahn
und sie sagte zu ihm, er solle bis zur Endstation fahren und dort auf uns warten bis sie, meine Mutter, mit oder ohne Kinder käme. Meine Mutter stieg an der nächsten Station aus, sie suchte und suchte nach uns. Mit der nächsten Bahn fuhr sie weiter. Das „Spiel“ wiederholte sich fünf, sechs mal. Bis sie, sie wollte, fast aufgeben, und zum Suchdienst gehen.

Endlich sah sie meinen Bruder bei einem Soldaten an der Hand den Bahnsteig entlang gehen. Sie stieg aus und nahm ihn weinend in den Arm.
Sie kamen zu mir, ich saß noch immer ganz brav, wie „angeklebt“, auf der Bank, und triefend vor Rübenkraut. Es hielt meine Mutter nicht davon ab, auch mich weinend in den Arm zu nehmen. Sie musste uns erst einmal trösten. Wir gingen zu dritt zum Rotenkreuz, wo ich dann zuerst einmal, so richtig, von Kopf bis Fuß gesäubert wurde.
Danach ging es in einen großen Wartesaal wo die Wochenschau alles filmte, auch uns. Leider haben wir den Film oder den Ausschnitt niemals gesehen.
Anschließend fuhren wir drei mit unseren neun Gepäckstücken bis zur Endstation wo unser Vati mit Spannung auf uns wartete. Die Freude war riesengroß, endlich, waren wir wieder alle zusammen.
Wer weiß was aus mir und meinem Bruder geworden wäre, hätten wir unsere Eltern nicht mehr gefunden??????

Artikel Teilen

 

Artikel bewerten
5 Sterne (4 Bewertungen)

Nutze die Sterne, um eine Bewertung abzugeben:


0 0 Artikel kommentieren
Regional > Aachen > Gedichte - Geschichten > Eine wahre Begebenheit