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Verkauft und verlassen

Kolumne

Verkauft und verlassen

Glaubt man den Umfragen, besitzen rund 70% der Haushalte einen PC, aber nur 50% nutzen ihn regelmäßig. Daraus lässt sich einiges folgern, allerdings kaum Positives für die Hersteller und Händler der verstaubenden Hard- und Software.

Zugegeben, man sollte nie einer Statistik glauben, die man nicht selbst gefälscht hat, doch nehmen wir an, die Zahlen stimmen wenigstens tendenziös, so besagen sie doch klipp und klar, dass sich 20 von 70 potentiellen Usern oder derer 28% bei ihrem PC-Kauf total verkauft haben.

Die Statistik sagt allerdings nicht, wie oft die 50% ihren PC wirklich nutzen. Ich benutze meinen PC nur zum Briefeschreiben, erzählt mir jemand, der eigentlich nur telefoniert. Ich werde demnächst alle meine Aktien (2 hat er schon) mit dem PC verwalten, protzt der Nächste, allerdings erzählt er das schon seit Jahren.
Ob der Umstieg auf Windows 7 etwas bringe, will jemand wissen, und meint damit seinen Window-98-Hobel von anno dunnemals.

Das Drama beginnt bei der Motivation. Wenn ein technisch interessierter Mensch sich einen Computer zulegt, einfach nur mal so, um sich schlauer zu machen, funktioniert die Geschichte, doch viele Anwender werden einfach nur weichgeklopft. Von „Einen PC hat man“ bis zu „Mein Nachbar hat auch einen“ (und das betont der Kerl auch noch dauernd), reicht die Palette, um dann mit Sprüchen wie „Geben Sie mir mal Ihre Email-Adresse“ oder „Wo finde ich Ihre Homepage?“ den letzten Anstoß zu geben.

Es folgt die qualifizierte und aufwendige Fachberatung (2 - 3 Minuten) bei Blödel & Co, wobei man natürlich (höchst selten) das Pech haben kann, an einen Verkäufer zu geraten, der nur Informatik anstatt Verkaufspsychologie studiert. Doch in solchen Fällen stößt schon bald ein erfahrener Kollege hinzu, der dem Kunden genau jenen PC verkauft, der zu seinem (und des Verkäufers) Einkommen am besten passt, also mindestens 2 Nummern größer als der Kunde tatsächlich braucht.

Solchermaßen vorbereitet, gelingt es dem Frischling tatsächlich bereits nach wenigen Tagen und mit Nachbars Hilfe seine PC-Anlage in Betrieb zu nehmen. Allerdings läßt die Faszination des Anblicks des Schreibtischs bald nach, und mutig klickt der User doppelt auf ein Programmsymbol.

Es besteht keine Verbindung zum Internet“ meldet der Computer zurück, ziemlich leichtsinnig von Windows, weckt es doch damit die ersten Zweifel an seinen und des Computers Fähigkeiten. Etwas verwirrt fragt der Kunde beim Händler zurück, um dann nach einem Bombardement von Ausdrücken à la Router, Modem TCP/IP, Browser und ULR noch verwirrter wieder aufzulegen.

Genau an dieser Stelle scheiden sich die Geister, hier trennt sich die Non-User-Spreu vom User-Weizen. Von diesem Weizen gibt es zwei Sorten, jener, die einen kennt, der das System zum Laufen bringt und der Gruppe, die der Blechliesel selbst den Krieg erklärt. Nur die zweite Gruppe hat eine Chance, übrigens genau jener Schlag Leute, die ohne oder trotz Bedienungsanleitung einen Videorecorder programmieren und eine digitale Armbanduhr einstellen können.

Genau diese Gruppe wird bald selbst mit der neckischen Frage nach der Homepage harmlose Bundesbürger in die Umschlagplätze der Kistenschieber treiben, womit wiederum Nuser (Non-User) und User entstehen.

Wenn jetzt noch jemand ausrechnet, ab wann es nur noch Nuser gibt... ich denke inzwischen darüber nach, warum jemand zum Nuser wird. Könnte es daran liegen, dass die Leute das Geheimnis von Windows 7 und all seiner Applikationen nicht kennen? Es heißt nämlich 100 - 7%, weil 93% der Funktionen von 93% der Anwender gar nicht gebraucht werden.

Das Problem ist nur, dass die Nuser die wichtigen 7% nicht finden, können Sie auch nicht, weil es bald Windows 8 geben wird. Kommt danach Windows 9 und dann Windows 00? Das hieße ja -- rein mathematisch gesehen -- dass es demnächst Programme gibt, die zu 100% Funktionen bieten, die 0% der User benötigen. Aber was heißt hier demnächst? Gibt es solche Programme nicht schon heute?

Autor: WoSoft

Peter Wollschlaeger

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