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Der Polaroid-Effekt

Kolumne

Der Polaroid-Effekt

Das Polaroid-Prinzip der billigen Kameras mit den teuren Filmen greift immer mehr um sich. Das Dumme daran: Wir Kunden sind es, die abgezockt werden.

Haben Sie die Preiskapriolen bei den Spielekonsolen verfolgt? Die X-Box fiel von einem Tiefstpreis auf den nächsten und rückte bald in die Preisklasse des Game-Cube vor. Das missfiel den Erfindern des Klempners Mario gewaltig und prompt ließ Nintendo seinen Würfel preislich in den Keller purzeln.

Haben die Hersteller Geld zu verschenken? Verkaufen sie wirklich ihre Konsolen weit unter Herstellungskosten? Ob Sie es glauben oder nicht, das tun sie wirklich.
Das ganze Geheimnis der Geschichte: Nicht mit den Konsolen, sondern mit den Spielen wird das Geld verdient. Was da bei Preisen so ab 60 Euro aufwärts und einer Faszinationsdauer von bestenfalls 2 Wochen an Betriebskosten fällig wird, mag jeder für sich ausrechnen.
Besonders genial dabei ist natürlich wieder einmal die Strategie von Microsoft. Die schreiben selbst kaum Spiele, aber die vielen Hundert Fremdhersteller, die MS verpflichtet hat, müssen für jedes verkaufte X-Box-Game 12 Dollar an Microsoft abdrücken.

Schon genial, aber andere Hersteller sind noch besser. Was halten Sie von der Idee? Man nehme einen Plastikbehälter für 20 Cent, fülle diesen mit einer farbigen Flüssigkeit im Werte von 30 Cent, nenne das Ganze die Super-Snooper-Photodruckpatrone und verkaufe das Ding für 40 Euro. Voraussetzung ist natürlich, dass die Kunden den dazu passenden Drucker besitzen, aber das tun sie, denn der Printer selbst ist parallel zur Patronenabzocke für 49 Euro in den Markt gedrückt worden.

Man könnte die Drucker auch verschenken und würde immer noch verdienen, doch das geht nicht, weil Drucker traditionell betriebsbereit, also mit Tintenpatronen, ausgeliefert werden. Folglich muss das Gerät immer ein paar Euro teurer sein als die Tinte, denn andernfalls würden die Kunden anstatt Tinte einen neuen Drucker kaufen.

Diese sagenhaften Gewinnspannen lockten natürlich schnell Mitbewerber an, die nicht mehr 40, sondern nur noch 20 oder 10 Euro für den Plastikramsch verlangten. Das wiederum missfiel natürlich den Druckerherstellern und so verkoppelten sie ihre Plastikwürfel mit völlig überflüssiger Elektronik, die nur einen Zweck hat, nämlich das Gebilde zu patentieren und damit vor Nachbauten zu schützen.

Doch peinlicherweise ist den Entwicklern der Druckerhersteller außer hoch trabenden Namen für Grundprinzipien der Elektrotechnik nichts weiter eingefallen, beispielsweise „elektronische Füllstandsanzeige“ für eine triviale Widerstandsmessung. Also klagt die Konkurrenz und die Gerichte kassieren massenhaft Patente, die gar nicht hätten erteilt werden dürfen. Allein Epson hat in Sachen „Patente“ gegen Pelikan 5 millionenteure Verfahren bis zum Bundesgerichtshof hochgetrieben.

Gegen die kunterbunte Preisgestaltung hilft nur der Griff zur (Nachfüll-)Spritze oder zur KK (Konkurrenzkartusche), denn nur striktes Ignorieren ihrer überteuerten Angebote kann die Druckerhersteller auf den Boden der Realität zurückholen. Dazu gehört auch der gute Rat, Fotos nicht selbst zu drucken, sondern diesen Job die Drogeriemärkte erledigen zu lassen. Spart ne Menge Geld, sieht besser aus und diese Bilder bleiben sogar nach etwas Sonne farbecht.

Ich muss eh sparen, habe nämlich ein Notebook und bräuchte eigentlich nur einen Akku. Könnte aber auch ein paar wenige Euro mehr hinlegen und hätte dann ein neues Notebook, neuer Akku inklusive. Fazit: Jedes Produkt, für das es Verbrauchs- bzw. Verschleißteile nur bei einem Hersteller gibt, ist immer das teuerste, egal wie wenig das Produkt selbst anfangs kostet.

Autor: WoSoft

Peter Wollschlaeger

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