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Kolumne

Braun gegen Beige

Auch auf dieser IFA tobte die Schlacht um das digitale Wohnzimmer. Rückt der PC ins Zentrum oder machen Audi-Video-Server das Rennen?

Die Hersteller der braunen Ware argumentieren überzeugend. Ein PC verlange zahlreiche penibel korrekte Einstellungen, viel Fachkompetenz und natürlich ständige Hege und Pflege. Läuft die Kiste dennoch nicht, behauptet der Händler, dass der Bug vor dem Bildschirm sitze, lässt noch ein paar nichts sagende Ratschläge ab und nimmt den Rechner natürlich nicht zurück.

Für die braune Ware, auch Consumer-Elektonik genannt, gilt hingegen das eherne Gesetz „anschließen, einschalten, läuft“. Läuft es nicht oder nicht so, wie erwartet, reklamiert der Kunde, fordert Umtausch oder verlangt sein Geld zurück (und bekommt es auch).

Dass ein PC bei einem solchen Verbraucherverhalten keine Sonne mehr sieht, hat sogar Microsoft verstanden und prompt ein neues Windows erfunden, genauer, ein vorhandenes abgerüstet. Windows MCE (Media Center Edition) heißt diese Schmalspurversion von Windows XP. Und weil besagter Consumer-Elektronik-Kunde bestimmt nicht Ctrl-Alt-Del drückt, sondern stattdessen prompt das Gerät zum Händler retourniert, gibt es Windows-MCE nur von PC-Herstellern, die vom Microsoft definierte Vorgaben an die Hardware strikt einhalten.

Abgesehen davon ist so eine Medienzentrale zuerst ein ganz normaler PC ergänzt um eine Fernbedienung. Auf dieser befindet sich eine Taste mit dem Windows-Logo, die den normalen Desktop auf ein schlichtes Auswahlmenü reduziert und bei der Gelegenheit das Bild auch Fernseher-tauglich macht. Schlicht per Text oder mit Icons verziert wird die Auswahl von TV, Musik, Fotos, Videos und DVD angeboten.

Um den MCE-PC mit Inhalten zu versorgen, hat er eine TV-Karte und dank deren Speicherfunktion kann der Rechner auch als Videorecorder (zur Festplatte) arbeiten. Natürlich schluckt er auch die Bilder einer Digital-Kamera und die Filme eines Camcorders .

Darüber hinaus wird es problematisch. Videodateien landen in einem geschützten Bereich. Die Codierung des Fernsehsenders bestimmt dann, ob man den Film nur auf diesem PC abspielen darf oder ihn auch auf andere Rechner oder eine DVD kopieren kann. Ach so, und das Aufnehmen und damit Kopieren von DVDs ist natürlich nicht möglich und sogar Aufnahmen externer Quellen über den S-Video-Anschluss sind gesperrt.

Doch ein PC wäre kein PC, wenn sich so etwas nicht umgehen ließe. Ist natürlich illegal und so etwas machen Feierabend-Mitglieder nicht. Für die Anderen gibt es eine Software, die das Brennen von DVDs erlaubt und in amerikanischen Foren (in den U.S.A. verkaufen sich die MCE-PCs schon wie geschnittenes Brot) wimmelt es von Tipps und Tricks.

Solchen Ärger mit der GEMA, der RIA und anderen Institutionen umschiffen die Anbieter der braunen Ware elegant. Erst einmal nach dem Motto „die Wertschöpfung machen wir“ bieten Sie schicke Fernseher mit Flachbildschirm, DVD/CD-Player und Lautsprecherbatterien für den Kinosound an. Der Trick: Über WLAN wird die Verbindung zu einem vollwertigen PC hergestellt und der Fernseher im Wohnzimmer gibt das wieder, was der PC gerade abspielt.

Das gibt’s aber auch billiger, derzeit schon ab 149 Euro. So genannte Streaming-Clients empfangen das PC-Signal und leiten es an den vorhandenen Fernseher bzw. die Stereoanlage weiter.
Ganz ohne PC wollen andere Hersteller auskommen, indem sie ein Gerät, wie den digitalen Videorekorder, zum AV-Server ernennen und alles, was an Audio- und Video-Geräten im Haus existiert, damit vernetzten. Kern des Servers ist zwar auch ein Rechner, doch der soll dank eines auf alle Komponenten abgestimmten Betriebssystems besonders zuverlässig sein.

Ob das funktioniert, sei dahingestellt. Ein Technikfreak, der sein Haus verkabelt/“verlant“, besitzt bereits einen PC. Warum soll er diesen teuren Rechner aufgeben, um sich dafür alle möglichen Kopierbeschränkungen einzuhandeln?

Autor: WoSoft

Peter Wollschlaeger

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