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Afrikanische Kunst

erzählt nach einer wahren Begebenheit

Friedrich saß sonnengebräunt am Küchentisch. Er schmunzelte. Seine vielen Lachfalten in den Augenwinkeln waren deutlich zu erkennen. Er war humorvoll und seine lustigen Augen blitzten, als bereite ihm das war er im Stadtanzeiger las, ein inneres Vergnügen.

Die Zeitung berichtete, dass das Museum für eine unvorstellbar hohe Summe das neueste Werk eines international anerkannten Künstlers – eine alte schmutzige Badewanne – angekauft hatte. Weiter wurde berichtet, dass die Freude über das erstandene Kunstwerk für den Museumsdirektor nur kurz gewesen sei. Die Putzkolonne erbarmte sich der schmutzigen Badewanne und in Gemeinschaftsarbeit wurde sie blitzblank gescheuert. Der Künstler sah sich leider nicht in der Lage, den alten Zustand wieder herzustellen. Das Meisterwerk war für alle Zeiten ruiniert.

Es klingelte an der Tür, Friedrich öffnete. Sein langjähriger Pariser Freund und Maler, Jaques, versuchte, ihn mit ausgebreiteten Armen stürmisch zu begrüßen. Dies misslang, denn unter einem Arm klemmten drei seiner Bilder. Friedrich lachte.

„Hallo, mein Freund, komm‘ rein, leg ab, iss mit mir und erzähl.“ Die zwei hatten sich lange nicht gesehen. Nach vielen ‚weißt du noch; erinnerst du’ sprachen sie über ihre kürzlichen Erlebnisse.

Friedrich berichtete von seiner Afrikareise und Jaques erzählte kummervoll, dass er seine Bilder nicht verkaufen könne. Während er im Zimmer auf und ab wanderte, entdeckte Jaques in der Zeitung ein
Inserat des Grafen, ein bekannter Galerist. Jaques bat Friedrich, ihn mit dem Grafen bekannt zu machen. Friedrich zeigte auf die Anzeige. „Der Graf sucht für seine Galerie eine Serie, so schnell kannst du dies nicht schaffen“. Jaques schaute so traurig aus. Gern würde Friedrich ihm helfen. Ihm kam eine Idee. Er bat Jaques, Leinwand, Pinsel und Farben zu kaufen, während Friedrich sich um eine Gruppe afrikanischer Künstler kümmern wollte, damit diese helfen.

Am nächsten Tag holte Friedrich 18 Kunstwerke der afrikanischen Gruppe ab. Die drei Gemälde von Jaques wurden dazu gestellt und der Graf eingeladen. Dieser betrachtet die Serie und war begeistert. Er versprach in seiner Galerie eine Vernissage und lud die Presse, Kunstkritiker und ein ausgewähltes Publikum ein.

Die Kritiker lobten die Werke begeistert. Die Bilder wurden enthusiastisch beschrieben als Werke des abstrakten Expressionismus der Neuen Wilden, die in den achtziger Jahren mit ihrer spontanen, aggressiven Malerei für Aufsehen sorgten. Dabei wurden dick aufgetragene Farbschichten immer wieder gewaltsam bearbeitet und mit Materialien wie Holz und Pflanzenteilen kombiniert. Weiter hieß es: Die ausdrucksstarken Farbkontraste, die gegenstandslose Darstellung, welche den Betrachter zu eigenen Interpretationen anregen, und die sperrigen, kantigen Formen kennzeichnen ihre Ausdrucksstärke, ihre Ängste und existentiellen Fragen, besitzen aber auch eine starke Körperlichkeit.

Alle Gemälde wurden an diesem Abend für hohe Summen verkauft.

Der Graf bat Friedrich, ihm die Künstlergruppe vorzustellen. Dies lehnte Friedrich ab, die afrikanischen Künstler legten keinen Wert auf Publicity. Auch Jaques bat Friedrich, für den nächsten Tag ein Treffen zu arrangieren. „Bitte hilf mir, wie soll ich sonst bekannt werden.“ Friedrich gab nach und kündigte für den nächsten Tag ein Treffen im herrlichen Park seiner Arbeitsstätte an.

Es sprach sich schnell herum. Die Presse, die Kunstkritiker und ein zahlreiches Publikum, alle kamen und warteten gespannt auf die Künstler. Es erschienen aber nur Friedrich und Jaques. Friedrich hielt eine kleine launige Rede und beglückwünschte die Käufer zu den Bildern, Nr. 8, 9 und 15, welche die Werke von Jaques erworben hatten.

„Und nun zeige ich Ihnen die afrikanischen Künstler“ sprach er laut. Mit seinen Gästen ging er einige Schritte bis an das Ende eines Holzzaunes. Mit weit ausgestrecktem Arm wies er auf ein etwas tiefer liegendes Gehege. Hier tummelte sich eine Anzahl bunt bekleckster Elefanten und Affen.

Autor: Zwillingsjungfrau

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