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Es geschah am 24.12.1818:
"Stille Nacht, heilige Nacht"


Für viele hundert Millionen Menschen auf allen Erdteilen ist es das Sinnbild feierlicher Weihnachtsstimmung - das kleine deutsche Weihnachtslied "Stille Nacht". Hierzulande erklingt es unter dem Weihnachtsbaum. In Afrika wird es unter Palmen gesungen. Die Engländer singen es unter dem Mistelzweig. Seine Melodie erklingt im ewigen Eis Alaskas ebenso wie in den tropischen Wäldern Südamerikas.

Seine "Uraufführung" hat dieses Lied am 24. Dezember 1818 - unter weihnachtlich ärmlichen Verhältnissen. Sein Entstehungsort, das kleine österreichische Oberndorf an der deutschen Grenze, im Tal der Salzach. Dort wohnen überwiegend arme Flößer und Schiffsleute. Es herrscht Hungersnot.

In Oberndorf wirken der Hilfsprediger Joseph Mohr sowie der Lehrer und Organist Franz Gruber. Da ausgerechnet kurz vor Weihnachten die Kirchenorgel kaputt ist, macht der Prediger aus der Not eine Tugend - er dichtet ein kleines Lied. Den Organisten bittet er darum, eine dafür passende Melodie zu komponieren für zwei Einzelstimmen mit Chor und Gitarrenbegleitung. Bei der Premiere in der Christmette werden allerdings sechs Strophen gesungen - nicht nur die drei heute bekannten. Die Aufführung ist ein voller Erfolg.

Dennoch gerät das Lied in Vergessenheit. Erst gut sechs Jahre später, als endlich die defekte Kirchenorgel repariert wird, findet ein Orgelbauer das Notenblatt und nimmt es mit in seine Heimat Tirol. 1832, also 14 Jahre nach der Erstaufführung, wird das Lied in Leipzig öffentlich gesungen und verbreitet sich rasend schnell.

In Berlin lässt es Kaiser Friedrich Wilhelm von Preußen alljährlich im Schloss vom Domchor singen, und später, 1854, nimmt es die königliche Hofkapelle in ihr Repertoire auf. Es wird zum Herzstück der Familienfeiern, erobert sich aber auch seinen Platz in den Gottesdiensten. Inzwischen sind bereits die ersten fremdsprachigen Übersetzungen erschienen und die "Stille Nacht" tritt ihren Siegeszug um die Welt an. Sein Schöpfer Joseph Mohr erlebte all dies nicht mehr. Er starb 1848.

Seinen weltweiten Erfolg hat das Lied vermutlich aber auch seiner Verstümmelung zu verdanken. Von den ursprünglich sechs Versen treten nämlich nur die ersten drei - besonders stimmungsvollen - die Wanderschaft an. Die anderen werden ausgeblendet, womöglich zurückgehalten und schließlich vergessen. So etwa die vierte Strophe:

"Stille Nacht, heilige Nacht,/ wo sich heut alle Macht/ väterlicher Liebe ergoss/ und als Bruder huldvoll umschloss/ Jesus die Völker der Welt."

Da klingen nicht mehr nur süßliche Worte. Jesus als Bruder der Menschen ist nach dieser Formulierung gewissermaßen der Begründer einer Art "Christlicher Internationalen". Jesus beschrieben als Fundament einer völkerverbindenden Ethik, die womöglich auch das menschliche Engagement bis an die persönlichen Grenzen einschließt?

Diese Interpretation des Dichters stellt sich in vielen Köpfen quer - dieser Gedanke wird nicht begriffen und darum auch nicht verbreitet. Vielleicht erstrahlen deshalb ab 1877 die Verse und Töne der "Internationale" umso greller. In diesem Kampflied der internationalen sozialistischen Arbeiterbewegung heißt es dann auch:

"Es rettet uns kein höheres Wesen,/ kein Gott, kein Kaiser noch Tribun./ Uns aus dem Elend zu erlösen/ können wir nur selber tun."

Wer weiß, vielleicht hätten die vermeintlich provokanten Verse von Joseph Mohr dazu beigetragen, den Arbeitern die Schwellenangst vor Kirchentüren zu nehmen.

Dennoch - die liebliche Hälfte von "Stille Nacht, heilige Nacht" ist auch am Ende des 20. Jahrhunderts noch ein Hit. Die Verse befriedigen sentimentale Bedürfnisse und sorgen für eine heimelige Stimmung unter dem Weihnachtsbaum
- was so nicht in der Absicht seiner Urheber lag. Denn die sind, ebenso wie seine ersten Hörer, bitter arme Leute gewesen.
Allerdings: Trost spendet das Lied bis heute vor allem jenen, die verinnerlicht haben:
"Christ der Retter ist da. Christ der Retter ist da."

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