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Mozart

Der Kater mit dem rabenschwarzen Fell

Unser Mitglied Rita Köhnen hat eine reizende Katzengeschichte geschrieben, für Katzenfreunde und alle, die es werden wollen. Mozart ist ein Kater mit rabenschwarzem Fell, einem weichen Herz und einer manchmal pechschwarzen Seele.

Der erste Teil seiner Erlebnisse, gesehen aus der Katzenperspektive, ist erschienen im Bettina Pauliks Verlag im August 2001.
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Hier eine Leseprobe:

Als Mozart nicht mehr weiter konnte, wollte er an einem großen Haus versuchen, etwas zu essen zu bekommen. Er trat behutsam und vorsichtig aus dem Gras, zuerst seine langen schwarzen Vorderbeine, dann folgte sein kluger, runder Kopf mit den immer wachsamen Augen und als höchste Erhebung seine aufgestellte Schwanzspitze. Er stellte sich unten vor der große Fensterfront auf die Steinterrasse und versuchte, seine Nase an die Scheibe gedrückt, in das Zimmer zu blicken. Als ihm das nicht gelang, begann er zu miauen, schließlich hatte das gestern auch geklappt.

"Miau, Mauuu, ich habe Hunger Miau, ich will essen Mauuuuu!" Einige Fenster am Haus wurden aufgerissen, er hörte laute Menschenstimmen und klagte immer weiter, "Mauuu, Mauuu." "Hau ab, du blödes Vieh," eine Männerstimme übertönte den ganzen Lärm, "das hat uns gerade noch gefehlt Katzengewimmer," und ehe Mozart sich versah hatte man von oben einen Eimer Wasser auf ihn ausgekippt. Pudelnaß war er der arme, kleine Kater und noch ehe er sich recht versah, öffnete sich eine Tür und da traf ihn auch schon ein Stein in die Seite. Er weinte laut auf und versuchte humpelnd und immer wieder schluchzend, so schnell wie es seine Schmerzen erlaubten wegzulaufen. Dann, als er sich gerade eine kleine Erholungspause gönnen wollte, da kam ein Wüterich bellend angeprescht, ein struppiger, zottiger, großer Hund mit gesträubtem Fell der sich blind vor Zorn auf Mozart stürzen wollte.
Der verstand die Welt nicht mehr, er hatte doch keinem etwas getan, wohin sollte er sich retten?

Er rannte so schnell wie möglich den Weg hinunter, das Ungeheuer, fast fliegend, mit wehenden Ohren und immer zornigerem Bellen hinter ihm her. Dann in letzter Sekunde - eine Scheune. Mozart hechtete hinein, der Struppige hinter ihm her, verfehlte ihn aber in der Dunkelheit. Zitternd kauerte Mozart in einer Ecke hinter einem alten Pflug, der ihn nur notdürftig verdeckte und traute sich kaum zu atmen. Sein kleines Katerherz schlug wie eine Trommel, und rutschte ihm noch tiefer als nur in die Hose. Er hörte das Hecheln des Hundes das immer näher kam, und beobachtete ihn aus den Augenwinkeln heraus. Bewegungslos erwartete er jede Sekunde den Angriff.

Dann endlich, Mozart war es wie eine Ewigkeit vorgekommen, drehte der Hund sich um und trottete von dannen, der Druck in Mozarts Magengrube ließ nach. Der Hund hatte ihn verloren, ein dummer Hund, aber Hunde können in der Dunkelheit nicht so gut sehen wie Katzen, das hatte Mozart gerettet, und mit seiner Witterung konnte es auch nicht weit her sein, sicher war es ein alter Hund gewesen.

Ganz langsam traute Mozart sich nach einiger Zeit wieder nach draußen, wo er sich vorsichtig nach allen Seiten umsah. Aber der nächste Schreck folgte bereits. Vier Katzen standen auf einmal um ihn herum, ein Fluchtversuch war zwecklos, es waren einfach zu viele. Todesmutig fragte er, "was wollt ihr denn von mir, warum lasst ihr mich nicht durch?" Verständnislos blickten sie ihn an. "Wir tun dir doch nichts, du bist doch einer von uns, wir haben gesehen wie der große Wüterich sich auf dich stürzen wollte und haben ihn abgelenkt, denn allein hättest du doch überhaupt keine Chance gehabt."
Beschämt bedankte sich Mozart bei den Vieren, und er hatte gedacht, er hätte es allein geschafft, dem Hund zu entkommen: "Sicher hast du auch Hunger, wir gehen gerade auf die Suche nach etwas zu Eßbarem, da kannst du mit." Mozart war total erleichtert und erzählte ihnen seine Geschichte. Aber wenn er jetzt gedacht hatte, dass sie Mitleid mit ihm hatten, da täuschte er sich.

"Hör auf zu jammern, wir können uns schlimmere Dinge vorstellen," war ihr Kommentar. Dann sagten sie, wie gut es ihm doch ginge, weil er eine Familie hatte und jeden Tag sein Futter bekam. "So etwas gibt man doch nicht freiwillig auf, was bist du nur für ein dummer Kerl? " Beppi ein dünner, grauer Kater mit langen Beinen schüttelte verständnislos den Kopf. Er war der älteste von den Vieren. Mozart sah sich in der Runde um. Alle Katzen waren spindeldürr und sahen fast verhungert aus.

"Das sind wir auch," bestätigte Cindi eine kleine Rote, der ein Ohr fehlte. "Wir alle hatten noch nie ein Zuhause, uns hat noch nie jemand gefüttert, und die Menschen können so grausam sein. Wir waren eigentlich zu fünft, Beth, die war erst ein halbes Jahr alt, die Menschen haben sie totgeschlagen, dabei hatte sie niemanden etwas getan." Mozart konnte es nicht glauben, er fing herzzerbrechend an zu schluchzen, teils aus Anteilnahme, aber auch vor Heimweh und Selbstmitleid, er konnte gar nicht aufhören, so dass die anderen ihn doch noch trösten mussten, aber wie kann man einen so großen Schmerz so schnell vergessen.

Bei den Erzählungen der Vier kam Mozart mit großer Deutlichkeit zu Bewußtsein, dass sie und er in zwei völlig verschiedenen Welten lebten. Mit erschreckender Deutlichkeit wurde ihm klar, dass es nicht selbstverständlich war, dass man jeden Tag sein Futter bekam und auch die Liebe und Fürsorge seiner Familie nicht. Er erfuhr, dass die Nahrungssuche jeden Tag zu einer neuen Katastrophe wurde, wenn man nicht wie er in einem Familienverband eingeschlossen war.

Immer neue Gefahren lauerten, und es gab viele Tage an denen sie hungrig blieben, weil sie nichts fanden. Ihr Leben spielte sich an Mülltonnen und Abfallplätzen ab, die sie durchsuchten, um wenigstens ein Minimum zum Überleben zu finden. Manchmal begegneten sie einer barmherzigen Seele, die ihnen etwas Futter gab, aber das war eher die Seltenheit, das Vertrauen zu Menschen war ihnen fast völlig verloren gegangen. Mozart begann sich zu schämen. Wie gut hatte er es doch, und trotzdem jammerte er schon, weil er mal einen Tag Hunger hatte. Er war rund und wohlgenährt, aber sie waren alle vier abgemagert bis auf die Knochen.

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