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Fitness-Typen

Seit gefühlten fünf Jahre gehe ich relativ regelmäßig in die Fitnessgalerie. Und das ist so gekommen: Vor den gefühlten fünf Jahren empfahl mir meine behandelnde Orthopädin, ein Angebot der Krankenkasse zu nutzen und am Reha-Sport teilzunehmen. Fünfzig Anwendungen müssten im Zeitraum von 18 Monate absolviert werden.

Ich überlegte und kam zu dem Schluss, das müsste zu schaffen sein. Lange Rede kurzer Sinn: Ich besorgte mir das Rezept und meldete mich in der Fitnessgalerie an. In der Folge habe ich zwei Rezepte abgearbeitet. Danach bin ich Mitglied der Fitnessgalerie geworden und das bis heute. Für vierzig Euro im Monat kann ich dreimal in der Woche an der Wirbelsäulengymnastik teilnehmen, unbegrenzt tagtäglich die Fitnessgeräte und die Sauna nutzen. Ich gehe regelmäßig und gern in meine Fitnessgalerie. Es hat sich ausgezahlt. Ich fühle mich leistungsfähiger und gesund. Selten plagt mich mal ein Zipperlein. Und das mit 78 (gefühlte 55). Das Ergebnis rechtfertigt den Aufwand, den ich finanziell und physisch betreibe.

Ich habe viele Freunde gefunden, die es mir gleichtun – oder denen ich es gleichtue. Aber da gibt es auch andere Akteure. Immer wieder begegnet man Typen, von denen man meint, es gibt sie gar nicht oder nicht mehr.

- Da gibt es den Styler. Eine Spezis, die großen Wert darauf legt immer gut auszusehen und gern teure und auffällige Trainingsklamotten trägt.Neulich machte doch einer ein Foto von seinen neonfarbenen Sneakers. Dazu hat er eine beeindruckend schwer aussehende Hantel neben den Schuh aufgestellt. Verrückt! Andere schießen beim Walken auf dem Laufband Selfies. Die schicken sie sicher den Sportmuffel unter ihren Freunden.

- Die Übermotivierten. Sie hetzen wie verrückt von einer Station zur anderen. Hier einige wenige Armzüge, dort fünf Beinbeuger, rüber zur Bauchmuskelmaschine, dann Latissimusrudern im Sitzen, Beinpresse, Wagenheber, Hyperextension (trainieren den Rückenstrecker und geringermaßen den Gesäßmuskel und den Beinbeuger) und auch Wadenheben im Sitzen usw. usf. Sie übernehmen sich völlig und sind obendrein noch beratungsresistent. Ihr Umfeld nehmen sie wohl nur im Unterbewusstsein war. Sie tragen überdimensionale Kopfhörer und sind zwischen den Übungen ständig mit ihrem Tablet beschäftigt.

- Die Poser – wenn auch nur in geringer Stückzahl – gibt es ebenfalls. Er schießt nur selten Fotos. Dafür sieht er sich gerne selbst im Spiegel bei seinen Übungen zu. Er braucht den Zuschauer, wie die Luft zum Atmen. Ständig überzeugt er sich mit unstetem Blick, ob er auch genügend Publikum hat.

- Die Rudeltrainierer findet man auch. Dieser Typ ist in der Regel sehr jung und immer mit mindestens zwei gleichaltrigen, gleichgeschlechtlichen Freunden unterwegs. Die Gruppe besetzt dann gerne ein Gerät für mindestens eine halbe Stunde. Einer trainiert, die anderen stehen daneben und blödeln. Dann wird gewechselt. Nicht besonders effizient, aber für junge Menschen wird der Gang ins Fitness-Studio so zu einem sozialen Event.

- Die Ausdauernden besetzen über Stunden ein Laufband, einen Crosstrainer oder ein Rad und lesen oder schauen dabei unbeeindruckt auf den großen Flachbildschirm in der Ecke, auf dem irgendeine Werbung oder Studioinformationen laufen. Sie verändern weder ihr Tempo, noch ihre Mimik und gehen danach so entspannt wieder raus, als hätten sie den Tag auf dem Sofa verbracht. Wahlweise hören sie auch über teure, überdimensional große Kopfhörer stundenlang Musik.

- Die Blender. Eine besondere Erscheinung. Hin und wieder erwischt man sie dabei, wenn sie nach Beendigung einer Übung ein höheres Gewicht einstellen und sich trollen. Was das soll, weiß kein Mensch. Vielleicht soll der, der nach ihnen das Gerät nutzt, das Gefühl bekommen, dass er mit seiner Minibelastung eine Pflaume ist? Ich weiß es nicht. Wenn ich mal wieder einen erwische werde ich ihn fragen.

- Die Kommunizierer. Sie halten andere vom Training ab indem sie ellenlange Gespräche anzetteln. Sie quatschen jeden zu, der sich darauf einlässt. Nach ein bis zwei Alibiübungen verschwinden sie dann wieder.

-Und dann noch die High-Tech-Freaks. Mit Bluetooth-Kopfhörer schirmen sie sich von der Aussenwelt ab. An einer Vorrichtung am Oberarm klemmt ein Smartphone, am Gürtel hängen kleine Fläschchen und ein Tablet sagt ihnen, wie viele Kalorien sie schon verbraucht haben. Auch eine Tabelle, in der die durchschnittliche Anzahl Liegestütze und Hebungen der letzten Wochen aufgeführt ist, ist auf dem Display zu sehen. Die High-Tech-Fitness-Fans sind sichtlich stolz auf ihr Analyse-Labor. Sie sprechen während ihres Aufenthalts mit niemandem – nur ganz am Schluss stecken sie der Aufsicht in gedämpfter Stimme ihre Spitzenwerte und verschwinden dann zufrieden in die Umkleide.

Tschüss, ich gehe jetzt in die Sauna…da gibt es auch so manchen Typ... aber dazu später.

Autor: ehemaliges Mitglied

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