Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

Ehen werden im Himmel geschlossen

Martin hatte von seinem Chef wieder einmal den Auftrag erhalten, eine sehr knifflige Verkaufsverhandlung mit ausführlicher Demonstration der angebotenen Leistung zu führen. Er informierte seine Vermieterin, dass er etwa eine Woche fort wäre und bat sie, auf seine Wohnung zu achten.
„Bitte gießen Sie auch meine Blumen.“
Die Vermieterin versprach: „Ich hüte die Wohnung und Pflanzen, als seien es meine eigenen.“

Mit dem Auto war er die 700 Kilometer zum Kunden gefahren. Er besichtigte den Betrieb und fand etliche Schwachstellen im Produktionsablauf. Das von ihm entwickelte Programm würde wesentlich schneller, kostengünstiger und für die Mitarbeiter schonender arbeiten. So hatte Martin mehre Tage damit verbracht, dem Kunden alle Möglichkeiten und Auswirkungen zu erläutern.
Am fünften Tag war der Handel perfekt und der Vertrag unterschrieben. Ein Blick auf die Armbanduhr: Es war Fünf.

„Was mache ich jetzt“, fragte sich Martin und schaute in den hellen Himmel, „In einem Biergarten ausruhen und noch eine Nacht in diesem unbequemen Hotelbett verbringen?“
Er dachte an seine gemütliche Wohnung. So war die Entscheidung schnell gefallen. Er schwang sich in sein Auto und fuhr singend in den beginnenden Abend.

Einige Autobahnbaustellen hielten ihn zwar auf, schadeten seiner guten Laune jedoch nicht.
„Morgen kann ich ausschlafen“, freute sich Martin.

Erst nach Mitternacht kam Martin in seinem Ort an. Vor dem Haus wunderte er sich allerdings, dass ein Fenster offenstand. "Mit meiner Vermieterin muss ich unbedingt reden", nahm Martin sich vor, "so ist die Wohnung doch nicht einbruchssicher. Was die sich wohl dabei gedacht hat... Tolle Aufpasserin!"

In der Wohnung angekommen, wurde der Koffer in eine Ecke gestellt. Das Auspacken hatte Zeit bis zum nächsten Tag. Jetzt nur noch unter die Dusche und dann ins Bett. Er ließ seine Bekleidung fallen, wo er sich gerade von einem Stück befreit hatte und genoss ausgiebig den warmen Strahl der Dusche. „Heute mal nicht kalt, das macht mich so munter“, beschloss er und trabte schon fast schlafend zu seinem Bett.

Mit Schwung warf er sich hinein und wollte die Bettdecke zu sich herüberziehen. Sie gab nicht nach. Verwundert knippste er die kleine Lampe am Bett an und staunte nicht schlecht. Aus der Bettdecke schaute nur ein verwuschelter Blondschopf heraus. Der Kopf drehte sich zu ihm, klare blaue Augen blinzelten ihn an.

„Hallo, wie heißt Du?“
„Gaby“
„Wie lange willst du bleiben?“
„Morgen früh bin ich fort.“
„Behalte die Decke, ich hol mir eine andere“.

Dann war Martin auch schon eingeschlafen. Als er gut ausgeschlafen am späten Vormittag erwachte, war sein Blondschopf fort. Sie hatte sein Zeug ordentlich auf einen Stuhl gelegt und in der Warmhaltekanne einen Rest Kaffee gelassen. Obwohl er die ganze Wohnung absuchte, fand er keinen Zettel oder sonst einen Hinweis, wer sie sein könnte.

Sehr verlegen kam seine Vermieterin.
"Oh je, oh je... Wieso sind Sie so früh zurück? Ich hatte gar nicht damit gerechnet...“
„So so, und da haben Sie also meine Wohnung weitervermietet?!
"Wo denken Sie hin, das würde ich nie tun.“
„Na, und der Blondschopf Gaby?“
„Ach, die war gestern bei mir, hatte sich gerade von ihrem Mann getrennt und wusste nicht wohin. Da hab ich ihr gesagt, dass Sie erst Morgenabend zurückkommen... Sie könnte das Bett also ungestört benutzen und sich mal richtig ausschlafen. Sind Sie mir sehr böse?“
„Wenn Sie mir versprechen, das nicht noch einmal zu machen, verzeihe ich Ihnen, Frau Meier.“
Erleichtert trabte Frau Meier wieder in ihre Wohnung.

Martin konnte die blauen Augen, die ihn nachts so verschlafen angeblinzelt hatten, nicht aus seinen Gedanken verjagen. Er fragte Frau Meier nach der Anschrift von Gaby. Die wusste Frau Meier leider nicht:
„Ich weiß nicht, wo sie sich jetzt aufhält, sie hat sich nicht wieder gemeldet.“
Gaby war verschwunden. Es war ihre Entscheidung.

Nach vierzehn Tagen läutete das Telefon:
„Ich wollte mich bei Dir bedanken, dass du so gar keine Fragen gestellt hast“, klang es sehr schüchtern aus dem Hörer.
Martins Herz geriet fast aus dem Takt vor Freude:
„Möchtest Du jetzt reden? Dann lass uns einen Kaffee trinken. Wenn Du fünf Minuten Zeit hast, treffen wir uns in einer Viertelstunde im Allee-Cafe.“

Martin fuhr sich schnell noch mal mit den Fingern durch die Haare und war pünktlich. Da kam sein Blondschopf zur Tür herein. Zum ersten Mal sah er sie von Kopf bis Fuß und was er sah, gefiel ihm.
Das Kaffeetrinken dauerte über vier Stunden...
Amor muss bereits mit seinem Pfeil bereitgestanden haben: Er traf mit einem Schuss beiden ins Herz.

Inzwischen sind Martin und Gaby seit vielen Jahren glücklich verheiratet. Wenn Martin gefragt wird, wo er Glückspilz seine Gaby kennengelernt habe, antwortet er lachend „In meinem Bett.“

Autor: Zwillingsjungfrau

Artikel Teilen

 

Artikel bewerten
4 Sterne (58 Bewertungen)

Nutze die Sterne, um eine Bewertung abzugeben:


20 20 Artikel kommentieren
Themen > Unterhaltung > Kolumnen, Anekdoten und Co > Zeit für Ingrid > Ehen werden im Himmel geschlossen