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Flugangst

Mit feinem Humor und viel Selbstironie beschreibt unsere Kolumnistin Edda, bei Feierabend als Niagara bekannt, ihren nicht immer ganz leichten Alltag.

Eddas Allerlei

Angst vorm Fliegen?

Was hatte ich mit Penélope Cruz und Wladimir Klitschko, weiteren Prominenten und unzähligen anderen Menschen gemeinsam? Neulich erfuhr ich es in dem Artikel „Sogar Klitschko geht zit-ternd in die Luft“ aus der Zeitung: Flugangst. Irgendwann einmal beschrieb ich mit folgenden Zeilen alle Schrecken, gegen die ich in 10.000 m über der Erde ankämpfte:

Steil steigt das Flugzeug himmelwärts
S O S, so pocht mein Herz
Geht das gut? - Um Gottes Willen,
Wo sind meine Reisepillen?
Wie übersteh' ich diesen Stress?
Da eilt herbei 'ne Stewardess
Sie erklärt den Luftfahrt-Gästen
Den Gebrauch der Wasserwesten.
Was nutzt mir, denk ich mit Ergrimmen,
Jene Weste dort zum Schwimmen?
Im Fall der Fälle, möchte’ ich wetten,
Kann mich nur ein Fallschirm retten.

Da fragt ein kleiner Benjamin:
„Haben wir genug Benzin?“
Fast bin ich der Panik Beute
‚Mayday’ heißt der Notruf heute.
Ein blasser Fahrgast tröstet munter:
„Alle kommen wieder runter.“
Dieser Spruch, ich hasse ihn.
Schlucke noch ein Aspirin.
Meine Angst kennt keine Grenzen
Vor Wolkenwirbeln, Turbulenzen.
Und ein Lächeln, ungezwungen,
Ist mir nicht so recht gelungen.

Es nähern sich die Stewardessen
Denken die, ich könnt jetzt essen?
Bestelle kühn ein Fläschchen Sekt
Mein Goldstück schaut mich an, erschreckt.
Ich schlürfe dankbar dieses Nass
Doch schon wieder werd ich blass.
Ein Einfall trifft mich, hart wie Hiebe
Stecken Vögel im Getriebe?
Was ist los mit den Motoren?
Wie sie stottern und rumoren.
Und die Stewardessen-Clique
tauscht bedeutungsvolle Blicke.

Ich frag mich hier, am Firmament
Warum schrieb ich kein Testament?
Eins ist gewiss, nach dieser Reise,
ist meine arme Tochter Waise.
Und die Angst, jetzt wird sie panisch.
Jener Mann, er schaut satanisch,
Er sieht aus wie ein Bandit
In der Tasche Dynamit
Gleich explodiert sein Handgepäck
Ich sitze da, fast steif vor Schreck
Und falt' die Hände ganz diskret
Zum Himmel steigt ein Stoßgebet.

Irgendwann im Dämmerlicht
Casablanca ist in Sicht.
Nun endet dieses Horrorspiel
Gott sei Dank, wir sind am Ziel
Die Reise hat ein Happy-End
Herr Kapitän, mein Kompliment.
Ich fühle mich noch ganz benommen
Da heißt die Tochter mich willkommen.
„Wie schön, dass ich dich wiederseh'!
Wie war der Flug? Bist du okay?“
„Aber sicher,“ sag ich munter,
„Schließlich kommen alle runter.“


Wer ferne Länder sehen will, muss fliegen. Als Trost für alle, die unter Flugangst leiden: Man kann sie überwinden. Ich habe es geschafft. Wie? Ich weiß es selber nicht! Vielleicht half mir mein Gedicht. Indem ich alle Schrecken, die mich dort oben in der Luft plagen, in Worte fasste und mich sogar darüber lustig machte, merkte ich, wie lächerlich meine Furcht ist. Dabei war es einmal sehr schlimm, am liebsten hätte ich niemals ein Flugzeug bestiegen, wenn mein Mann, das Goldstück, nicht so reisefreudig wäre und mich immer wieder überredete, mit ihm – wenn auch zitternd – um die halbe Welt zu jetten.

Bei der Rückkehr aus Kanada kam ein unwahrscheinliches Erfolgserlebnis. Wir flogen im Spätnachmittag ab. Durch die Zeitverschiebung wurde es nach dem Abendessen schlagartig dunkel und ich schlief ein. Kurz darauf, gefühlte zwanzig Minuten später (tatsächlich waren wohl einige Stunden vergangen), verteilten die Flugbegleiter schon das Frühstück. Plötzlich kam eine Durchsage: „Wegen starker Turbulenzen müssen wir den Service einstellen.“ Toll, dachte ich gähnend, dann kann ich ja noch etwas schlafen.

Über mich selbst schmunzelnd, ließ ich mich von den Turbulenzen sanft ins Reich der Träume schaukeln.

Das bestätigt wieder mal die alte Weisheit: Stelle dich dem, wovor du dich fürchtest und die Angst ist überwunden.

Eure Edda

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