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Schmales_Breitband

Kolumne

Schmales Breitband

Nach einer Studie der Bundesnetzagentur erreicht die Hälfte der Internet-Teilnehmer mehr als 50% der vereinbarten Datenrate. Und die andere Hälfte?

Immerhin wurden vom Juli bis Dezember 2013 über 150.000 Messungen als validiert also ohne Telefon oder TV ausgewertet. Viel geändert hat sich seit 2012 nichts, eher im Gegenteil. Die Bundesnetzagentur verschweigt nämlich, dass die Anzahl der Benutzer, die „bis zu“ tatsächlich erreichten, von 19,5 Prozent in 2012 auf 15,9 Prozent in 2013 abgenommen hat.

Auch die 50%-Grenze ist recht willkürlich. Danach zählt jemand, der DSL 16.000 bezahlt aber nur 8001 bekommt, zu den positiven Fällen. Was also treibt die Bundesnetzagentur dazu diese Zahlen schön zu reden?

Antwort 1: Die Bundesnetzagentur ist eine Bundesbehörde.
Antwort 2: Großaktionär der Telekom ist der Bund.
Daraus folgt, dass die Bundesnetzagentur sollte besser nichts beschließen sollte, was die Gewinne der Telekom und somit die Dividenden senkt, es sei denn ihr Chef strebt die Frühpensionierung an und es geht um viel Geld.

Mit der TAL (Teilnehmer Anschluss Leitung), auch letzte Meile genannt, erzielt die Telekom durch Vermietung und Eigennutzung über 70 Prozent ihrer Einnahmen im Festnetz, 4,3 Milliarden Euro von insgesamt rund 6 Milliarden Euro in 2012. „Nur“ 1,7 Milliarden Euro, als ca. 28 % der TAL-Einnahmen, bringen DSL, Entertain und die immer noch verbreitete Analog-Telefonie.

Ergo dreht die Bundesnetzagentur mit der Festsetzung des TAL-Entgelts den ganz großen Hebel. Die Gebühren sollen so hoch sein, damit die Mieter angeregt werden selbst zu investieren und die Telekom sollte die hohen Einahmen nutzen um das Netz auszubauen, z.B. um kleinere Orte mit Breitband-DSL zu versorgen. Das tut sie aber nicht, sondern verbrennt das Geld lieber mit dem Kauf ausländischer Gesellschaften, die Minus in die Kasse bringen.

Natürlich wird das TAL-Entgelt nicht über den Daumen gepeilt, sondern hoch wissenschaftlich berechnet. Dabei legt die Bundesnetzagentur die Wiederbeschaffungskosten zu Grunde, also die Kosten, die ein neuer Anbieter aufbringen müsste, um seine Kunden zu erreichen. Danach ergibt sich ein TAL-Wert von rund 1200 Euro. Dafür kann man auch Glasfaser verlegen.

Käme die Bundesnetzagentur auf die naheliegende Idee, die tatsächlichen Kosten zu Grunde zu legen, dann wären nur einige Reparaturen und ein paar Erneuerungen anzusetzen, aber kaum Abschreibungen. Schließlich liegt die Masse der Kupferkabel auf Null abgeschrieben seit 40 Jahren und länger in der Erde. In diesem Fall müssten die TAL-Entgelte mindestens halbiert werden.

Das würde zu Preissenkungen führen, sogar die Kabelanbieter müssten dann nachziehen. Genau deshalb fordert die Telekom aus der Regulierung entlassen zu werden, denn dann könnte sie die TAL-Entgelte selbst festlegen. Und die würden dann bestimmt steigen, beklagt doch die Telekom schon heute, dass die Bundesnetzagentur ihren Forderungen nach höheren TAL-Entgelten nicht folgt.

Dass die Regulierung der Telekom tatsächlich fällt, ist aber unwahrscheinlich. 80 Prozent der Teilnehmeranschlüsse gehören der Telekom. Wenn das kein Monopol ist, was dann?
Das Versprechen jeder neuen Bundesregierung sich um das Breitbandnetz zu kümmern hat noch nie etwas gebracht und die Verlagerung der Zuständigkeit vom Wirtschafts- in das Verkehrsministerium (weil es Daten-Autobahn heißt) zeigt bisher auch keine Erfolge.

Und was ist mit dem berühmten VDSL2-Vectoring, der Technik mit der bis zu 100 Mbit/s möglich sind? Damit lassen sich schnelle Verbindungen noch schneller machen, aber leider nicht die langsamen, denn Vectoring funktioniert nur, wenn die Leitung zum DSLAM (dem grauen Kasten) max. 400 Meter (100 Mbit/s ) bzw. 600 Meter (50 Mbit/s ) lang ist. Doch gerade in den Gegenden mit geringer Geschwindigkeit liegt die Leitungslänge im Kilometer-Bereich.

Fazit: Wer schon eine schnelle Verbindung hat, darf demnächst noch schneller werden (und mehr bezahlen). Wer nicht zu diesen Glücklichen zählt, kann nur darauf hoffen, dass die Politiker auch mal umsetzen, was sie seit Jahren hinsichtlich Breitband und schnellem Internet auch auf dem Lande versprechen.

Autor: WoSoft

Peter Wollschlaeger

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