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Zur Deutung und Überlieferung des Urbs Aquensis

Eingesand von BJ37 Josef


Zur Deutung und Überlieferung des Urbs Aquensis

Thematische Bearbeitung von Ingo,

Das Urbs Aquensis, der wohl älteste Hymnus auf die Stadt Aachen, stammt aus dem Hochmittelalter und erfreut sich noch heute bei den Aachener Bürgern großer Beliebtheit. Es ist fester Bestandteil des Gottesdienstes am Karlsfest sowie der feierlichen Zeremonie bei der Karlspreisverleihung im Krönungssaal des Aachener Rathauses.

Zur Deutung.
Urbs Aquensis, urbs regalis - Stadt der Wasser, Königsstadt,
regni sedes principalis - des Reiches höchster Thronsitz,
prima regum curia - erster Hof der Könige.


Die ersten drei Verse der Hymne beziehen sich auf drei kaiserliche Privilegien, die das mittelalterliche Aachen von den anderen Städten des Reiches abhoben und in denen sich der Stolz Ihrer selbstbewußten Bürger manifestiert. Es handelt sich um

ihre Funktion als bedeutende Kaiserpfalz,
die der Stadt als Krönungsort der deutschen Könige zufallende herausragende Stellung im Reichsgefüge und
den in einer Urkunde vom 8. Januar 1166 verliehenen Ehrentitel "Regni sedes principalis", im zweiten Vers explizit angeführt.

Das in diesen Zeilen ausformulierte Selbstbewußtsein der Aachener Bürgerschaft hatte einen durchaus realen Hintergrund. Während der vor allem nach dem Ableben eines Herrschers immer wieder aufflackernden dynastischen Machtkämpfe um die Königswürde kam Ihrer Haltung eine besondere Bedeutung bei. Nur wer sich nach feierlichem Krönungszeremoniell auf dem im Hochmünster aufgestellten Thron Karls des Großen, dem "höchsten Thronsitz des Reiches", niederließ und das Reich dadurch symbolisch in Besitz nahm, besaß die Legitimation, als König zu herrschen und sich in Rom zum Kaiser krönen zu lassen. Wer sich der Gunst der Aachener sicher war, durfte mit freiem Zugang zu Stadt und Thron Karls des Großen rechnen – ein entscheidender Vorteil gegenüber den Konkurrenten, die sich womöglich auf ein langwieriges und mit vielen Unwägbarkeiten verbundenes Belagerungsunternehmen einlassen mußten. Immerhin war Zeit ein kostbares Gut, denn das Spiel um die Macht konnte letztlich nur gewinnen, wer von den mächtigsten Fürsten des Reiches unterstützt wurde. Das durch den raschen Vollzug der Krönung in Aachen enorm gestiegene Prestige mochte da hilfreich sein, die Gesinnung der Fürsten entsprechend zu beeinflussen. Im Fußballjargon würde man wohl von einer Vorentscheidung sprechen ;-).


Zur Überlieferung1

An der zur Schmiedstraße gelegenen Fassade des "Grashauses", hinter der sich z.Zt. die Urkunden und Dokumente des Stadtarchivs stapeln, wurde vor langer Zeit folgende Inschrift angebracht: "URBS AQUENSIS URBS REGALIS REGNI SEDES PRINCIPALIS PRIMA REGUM CURIA HANC DOMUM FECIT MAGISTER HENRICUS ANNO DOMINI MCCLX SEPTIMO REGNANTE REGE RICARDO" (Stadt der Wasser, Königsstadt, des Reiches höchster Thronsitz, erster Hof der Könige. Dieses Haus hat Meister Heinrich im Jahre des Herrn 1267 unter der Regierung Richards erbaut"). Die Angaben über das Bauwerk stellen allerdings eine Rekonstruktion aus den Jahren 1886-1889 dar, als man die Wiederherstellung der Fassade bewerkstelligte.

Das Haus erfüllte im Laufe Jahrhunderten die verschiedensten Funktionen, weshalb Inneres und Fassade mehrfach umgebaut bzw. umgestaltet wurden. Dabei stellten die Altvorderen praktischen vor ästhetischen Nutzen und pflegten mit überkommener Bausubstanz nicht gerade zimperlich zu verfahren; jedenfalls ließen die Umbauten von der Inschrift nur noch Fragmente zurück.

Als man sich schließlich in den achtziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts zum Wiederaufbau des altehrwürdigen Hauses entschloß, fand sich der entscheidende Hinweis zur Rekonstruktion der Inschrift in der 1620 erschienenen Chronik "Aquisgranum" von Peter à Beeck. Dort heißt es:

"Haud multum differens est a prioribus versus aedificio publico antiquato praetorio ad forum piscarium sito anno Domini 1267. Regnante rege Richardo incisus qui inicialis est hymni Ecclesiastici Diuo Karolo sacri Urbs Aquensis, Urbs Regalis, Regni Sedes Principalis Prima Regum Curia." ("Von dem vorigen ist nicht viel verschieden der dem öffentlichen Gebäude, dem alten am Fischmarkt gelegenen Bürgerhause im Jahre 1267 unter König Richards Regierung eingemeißelte Vers, welcher der Anfang des Kirchenhymnus auf Karl den Großen ist: Aachen, Zier der Königsstädte, Du des Erzstuhls hohe Stätte, Erster Königshof im Reich").

Aus der Nennung der Jahreszahl 1267 und der Tatsache, daß sich das angegebene Jahr passend in die vorhandene Lücke ergänzen ließ, folgerte man, daß diese Notiz der alten Inschrift entnommen sei und die Lücke erst nach 1620, dem Jahr der Veröffentlichung des Buches entstanden sein konnte.



_________________________________________

1 (Literaturhinweise): Vgl. Birgit J. Lermen : "Urbs Aquensis, urbs regalis…" - die Fassade des Aachener Grashauses,

in: Aachen - bilder und Gedanken zur Heimat, hrsg. von Heinz Malangré, Annette Schavan. Aachen: Einhard, 1988. S.45 f.




(Einverständnis zur Veröffentlichung des Autors liegt BJ37 vor)

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